Gott ist wie Frankreich

Ein Gastbeitrag von himmelgraublau – vielen Dank!

Gott ist wie Frankreich

Gott ist wie Frankreich. Sehr groß, sehr weit. Und so vielseitig wie die verschiedenen Landstriche. Warm und bunt wie die Cote d‘ Azur. Herb, rauh und unberechenbar wie die Bretagne. Lichtdurchflutet und duftend wie die Provence. Unerklimmbar und abgrundtief wir die französischen Alpen. Voller Leben wie Paris.
Wie französisch ist seine Sprache nicht ganz leicht, aber so wohlklingend und schön, dass man gar nicht alles verstehen muss, um sich aufgehoben und geborgen zu fühlen. Und wenn man dann doch etwas versteht, ist man froh und auch ein bisschen stolz – nur um im nächsten Moment zu merken, wie wenig man verstanden hat.
Gott ist wie Frankreich und seine Franzosen: bunt und wissend, wie man lebt und das Leben genießt.

Frühlingserwachen in Zeiten des Abstands

Hier wieder ein Gastgedicht von himmelgraublau. Vielen Dank fürs Teilen! 🙂

Frühlingserwachen in Zeiten des Abstands

Geweckt durch Vogelgezwitscher
Erwachen aus dem Winterschlaf
Raus gehen und Maske absetzen
Durch die wie ausgestorbene Stadt schlendern
Kaffeetrinken in der Frühlingssonne
Krokusse und Narzissen
Mit ihnen aufblühen
Mutig werden
Aufbrechen und neu durchstarten
Ganz da sein – für mich und andere

Sei vorsichtig

Sei vorsichtig

Du fühlst dich erhaben
erhebst dich
knüpfst Akzeptanz an Bedingungen
beurteilst
Verurteilst
Verachtest
Sei vorsichtig
mit dem zerbrechlichen Wesen vor dir
Es ist würdig
Geachtet zu werden
So wie es geworden ist

Ein nachdenklicher Gastbeitrag von himmelgraublau – vielen lieben Dank!

Draußen im März

Draußen im März

Vielstimmiges Zwitschern der Vögel
Vibrierender Nachhall eines pochernden Spechts
Gelbe Forsythiensträucher und kleine Narzissen
Grüngelbblühende Korkenzieherhaselsträucher
Blasses Licht, das durch Wolken bricht und die Sonne erahnen lässt
Aufgeweichter Boden
Pfützen
Matsch
Abgebrochenes Gezweig
Altes blassbraunes Laub
Hier und da Knospen – kurz vorm Aufbrechen
Hängende Krokusköpfchen und verblühende Schneeglöckchen
Ein plätschernder Bach
Entferntes Hundegebell
Rauschender Wind an meinen Ohren, nicht mehr ganz kalt
Ponys im Winterfell auf zertretener Weide
an manchen Sträuchern frisches helles Grün
Rosa blühende Zierkirschen und purpurne Azaleen
In der Luft ein Hauch von Frühling

Das ist ein Gastbeitrag von Himmelgraublau, mit sehr viel Frühlingsspaziergangsstimmung – vielen Dank dafür! 🙂

Da tat sich der Himmel auf

Da tat sich der Himmel auf

Lichtverhältnisse ändern sich
alles erscheint plötzlich im anderen Licht
was grad noch im Dunkeln lag
wird erhellt
mein Blick wird angezogen
vom Himmel
und richtet sich dahin auf
erwartungsvolle Gespanntheit
neue Perspektive
Gott lässt von sich sehen
wendet sich mir zu
Fürchte dich nicht

Ein Gastbeitrag von Himmelgraublau – vielen lieben Dank dafür!

Monat 11

Wann?
Seele, Sinne sagt mir wann
Wann ist das Sonnenlicht milder
der Wind brausender
die Wolken bedrohlicher
die Tage dunkler
das Wetter, die Gefühle wechselhafter
der Geruch modriger
das Laub raschelnder
die Luft dunstiger
die Farben der Natur bunter
die Straßen schmutziger
die Pfade aufgeweichter
die Sehnsucht sehnsüchtiger
die Leere leerer
die Traurigkeit bedrückender
der Gedanke an Vergänglichkeit präsenter
Trost und Ermutigung nötiger
die Bettdecke kuscheliger
Zuhause gemütlicher
als im November

herbst

Ein Gastbeitrag von Himmelgraublau aus November 2016 (ja, so lange gibt´s Stachelbeermond schon!).

Woran ich merke, dass der Herbst naht

Woran ich merke, dass der Herbst naht

Bedürfnis nach 7 Stunden Schlaf – mindestens

geweckt werde ich vom Wecker

ich stehe auf – und es ist noch dunkel

Kleiderauswahl nach Check der Wetterapp

Jeans – und wo war noch gleich meine Jacke?

Erdtöne dominieren in den Vorgärten

vereinzelte buntgefärbte Blätter, Haselnüsse im Dreierpack und Kastanienigel auf dem Pflaster

der Duft reifer Äpfel schmeichelt meiner Nase

Sonnenblumenfelder verblühen langsam

es ist, als wäre ein braun-gelber Schleier über die Natur gelegt

Passanten mit geschlossenen Jacken und Schuhen

vor mir tuckert ein Maishäcksler

im Büro sind plötzlich alle da

ich werde aufgefordert, meinen Resturlaub zu verplanen

zum Feierabend frage ich mich, ob es wohl gleich regnet

oder etwa schon leicht dämmert

im Supermarkt stolpert mein Blick über Spekulatius, Lebkuchen, leuchtend bunte Kürbisse

und über Federweißen und Zwiebelkuchen im Kühlregal

mich zieht’s mehr mit Tee und Buch auf’s Sofa

statt mit Kaltgetränk auf die Terrasse

wie kommen nur all‘ die Spinnweben und Langbeiner ins Haus?

Nebel zieht auf

wie kalt es abends wird

Noch ein Gastbeitrag von himmelgraublau – vielen Dank! Ich mag es sehr, und es trifft ins Schwarze. Genauso fühlt sich Herbst an.

Heimat

Heimat

grüne Weiden
blauer Himmel mit Schäfchenwolken
rote Backsteinhäuser mit (meist) gepflegten Vorgärten
mit ausreichend Platz zum nächsten
kleine uralte Dörfer mit grünen Ortsschildern
grasende Schwarzbunte
tuckernde Trecker
freundlich-neugierige Menschen
mit gebührender Distanz
und breitem Akzent
oder gleich auf Platt
Tee auf Stövchen
knisternde Kluntjes im Porzellantässchen
mit aufsteigenden Wulkjes
Wallhecken
Kennzeichen EMD, AUR, LER
würziger Kindheitsgeruch von Kuhfladen
flaches Land
Weite
durchatmen

Nach (ziemlich) langer Zeit mal wieder ein Text von Himmelgraublau – ich freu mich, vielen Dank! 🙂

Plötzlich und unerwartet

Der Tod
hat zugegriffen
zugeschlagen
ohne Vorwarnung
ganz plötzlich
erbarmungslos
brutal
die Zeit steht still
schwer zu fassen
unglaublich
plötzlich ist alles anders
gerade noch so Wichtiges
hat von einer Sekunde auf die andere
seine Bedeutung verloren
eine Ahnung keimt auf
dass das, was so selbstverständlich scheint
nicht selbstverständlich ist
sondern Geschenk
Geschenk des Lebens
wie unglaublich zerbrechlich
Sehnsucht macht sich breit
noch ein Mal
miteinander reden
zusammen essen
erzählen
lachen
weinen
umarmen
halten
Leben teilen
und sagen, was du mir bedeutest
doch Ungesagtes bleibt ungesagt
Ungetanes bleibt ungetan
zu spät

Ein Beitrag zur stillsten Woche im November von himmelgraublau. Vielen Dank.