Über stachelbeermond

Ich mag Geschichten, die spannend sind und irgendwo hin wollen, sammle seltene Worte und lasse sie wie Drachen steigen... mein Blogzuhause: stachelbeeermond.com

Pfingsten

Der Heilige Geist weht, wo er will. Er ist im besten Sinne des Wortes unabhängig und vollkommen frei. Seine Schleier fließen hinter ihm her und sind aus Worten gewebt: Liebe, Friede, Freude, Vollmacht und Güte kommen darin vor, und sie duften nach Gerechtigkeit und weitem Himmel.
Er bleibt gerne unsichtbar und unerkannt, Ruhm und Ehre liegen ihm nicht. Man erkennt ihn, wenn es heller wird in unerträglichen Stunden, wenn normale Hände auf einmal segnen können oder in unerwarteten Neuanfängen. Er pflanzt Verständnis füreinander sorgsam wie Sonnenblumen in die Erde und begießt alles, bis es selber für sich sorgen kann. Hilfe zur Selbsthilfe ist einer seiner Grundsätze, er schiebt an, bis die Dinge sich von allein voran bewegen.
Wenn der Heilige Geist sich dir widmet, fällt Licht in dein Inneres, deine hellen Gedanken wachsen und entrollen sich, du blühst wie ein alter Baum, der genau weiß, was er zu tun hat.
Angst muss man nicht vor dem Heiligen Geist haben. Er kann auch donnern und stürmen, aber es ist ein heilsamer Donner, der Situationen klärt, und der Sturm des Heiligen Geistes bringt neue Zeiten ans Licht, die ohne ihn im grauen Einerlei steckengeblieben wären.
Der Heilige Geist ist ein Tröster. Er legt sich weich wie eine Decke um deine Schultern, wenn du am Boden bist und nicht weiter weißt, er flüstert Trostworte in dein Ohr, wenn sonst nichts mehr in dich hinein geht und umgibt dich von allen Seiten, wenn es dunkel ist. Niemals ist er aufdringlich. Wenn du es nicht willst, wirst du ihn nicht bemerken, aber er ist trotzdem da.
Seine liebsten Arbeitssituationen sind dort, wo das Leben kalt und hart geworden ist, wo Eiszeit herrscht und alles Schöne in sich erstarrt ist. Er läuft dann zu Hochform auf, weht warm und blütenduftend wie der Frühling selbst, bis die gefrorenen Oberflächen zu schmelzen beginnen und sich Tauwasserbäche bilden. Ab und zu, wenn man ganz genau hinhört, kann man ihn dann leise lachen hören. Es klingt wie das zufriedene Rauschen der Wolken am Sommerhimmel, oder wie das Nicken von Margariten im Wind.

Teilen

Ich bin unzufrieden. „Warum fühle ich mich so?“ beklage ich mich.
„Du hast gerade eine schlechte Zeit“, sagt Gott und legt mir eine Hand auf die Schulter.
„Ich will das nicht. Warum änderst du das nicht?“ frage ich und fühle mich allein.
„Ich bin keine Garantie für immerwährendes Glück“, sagt Gott ernst.
Ich seufze, lang und laut. „Kann ich etwas tun?“
„Natürlich“, sagt Gott, „rede mit mir. Und klingle endlich bei deinen Nachbarn und teile dein Leid, genauso, wie du im Sommer die Freude geteilt hast.“
Ich nicke langsam. Dann ziehe ich die Schuhe an und mache mich auf den Weg.

hinter dem Schuppen

hinter dem Schuppen
leben die aussortierten Dinge
Sommerblätter in Säcken
die wacklige Schubkarre
Trittsteine ohne Grund und Boden
Sonnenschirmständer regenwasserbefüllt
manchmal stehe ich dort
fühle mich zugehörig
die Dinge wispern
von Sonnentagen und Veränderung
Beständigkeit und Auflösung
Ordnung im Chaos
und alles ist gut
wie es ist

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

Was DIE alles können!

  • aus Plastiktüten Gummizeug essen
  • einfach mit dem Fahrrad losfahren
  • weghören
  • Level 4000 erreichen
  • selektiv zuhören
  • komplizierte Frisuren flechten
  • um Hilfe bitten
  • nach dem Weg fragen
  • Wimpern tuschen
  • selbstbewusst Geschäfte betreten
  • in der Öffentlichkeit telefonieren
  • Eibrote manierlich im Zug verspeisen
  • tanzen vor Straßenmusikanten
  • Wassergymnastik machen und dabei gute Laune haben
  • Muster auf Fingernägel malen
  • dreistöckige Torten backen
  • streiten
  • mehrstimmig singen
  • große Decken besticken
  • Geschichten erfinden
  • navigieren mit Papierkarten
  • 15km wandern mit Proviant
  • verschiedenste Gerichte kochen
  • Klavierspielen
  • schnick-schnack-schnuck spiele

Menschen können toll sein. Ein paar der Dinge kann ich auch, aber Eibrote im Zug essen gehört nicht dazu. Und ihr so? 😊

Musik

wenn man mich fragt
wo ich dich finde
habe ich keine Antwort
aber die Stille einer Sternennacht
klingt in deinem Schweigen
wie Musik

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

in der Nacht

in der Nacht

wohne ich in fremden Häusern

mit gewundenen Zimmern

entdecke Räume

hinter versteckten Türen

am Ende des Flurs.

morgens

alles wie immer

und doch:

vor jeder Schwelle

lauert ein Hauch Erwartung

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

blau

als die Große Last
von meinen Schultern gleitet
kann mein Körper es nicht fassen
er geht noch eine ganze Weile lang
gebückt weiter

erst als es in mir
immer heller und heller wird
richtet er sich auf
Wirbel um Wirbel
bis mein Kopf
wieder gerade auf den Schultern sitzt

ich schaue nach oben
der Himmel ist blau
und offen

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

Fräulein Honigohr und der Fingerhut

Fräulein Honigohr stuppst den lila Fingerhut mit dem Zeigefinger an. Er nickt und setzt die Blüten an der Dolde in zitternde Bewegung. Ein süßlicher Duft breitet sich aus. „Wir hatten das doch besprochen“, sagt Fräulein Honigohr, „du hast Wohnrecht am Fluss, in allen kinderlosen Gärten und an der Autobahn. Aber nicht hier.“ Sie stuppst ihn erneut, dieses Mal etwas nachdrücklicher.
Der Fingerhut grollt. Ein Beben geht durch das lila Feld, wütende Parolen steigen auf, untermalt mit Glöckchenklang. „Nein“, sagt Fräulein Honigohr und sie klingt streng, „ihr wart nicht zuerst hier. Zufällig weiß ich, dass der Kindergarten vor euch da war.“
Der Fingerhut zuckt mit den Blättern.
„Meinetwegen“, sagt Fräulein Honigohr, „dann ist eben der Wind schuld. Trotzdem haben wir ein Abkommen. Also!“ Sie blickt auffordernd um sich. Die Fingerhüte fluchen glöckchenhell und neigen sich zusammen. Dann richten sie sich auf und weigern sich, Fräulein Honigohr anzusehen. Sie schüttelt den Kopf. „Wenn ihr das Abkommen brecht, garantiere ich für nichts. Ich kenne einen Gärtner, der in einer Stunde hier sein kann.“
Der erste Fingerhut erstarrt. Alles ist still, kein Blatt rührt sich. Fräulein Honigohr bekommt fast ein schlechtes Gewissen, aber wenn sie nicht durchgreift, ist nächstes Jahr der gesamte Kindergarten umschlossen von Fingerhut und dann kommt erst recht der Gärtner. „Du hast die Wahl“, sagt sie und streicht dem Anführer über die Blüte, „Umzug heute nacht an die Flussauen und ihr lasst bis dahin keinen einzigen Samen frei. Oder den Gärtner in einer Stunde.“
Blütenschweres Schweigen antwortet ihr, dann steigen lila Flüche empor, die Dolden reiben sich aneinander und bemitleiden sich. Fräulein Honigohr ist unnachgiebig. Schließlich nickt der Anführer widerwillig.
„Geht doch“, sagt Fräulein Honigohr. „Wir sehen uns um Mitternacht.“ Als sie aufbricht, zischt es giftig hinter ihr her. Tja, denkt sie, man kann nicht mit jedem befreundet sein.

Das war ein Beitrag zu den abc-Etüden! Die Regeln sind maximal 300 Wörter und im Text unterzubringen ist die Wortspende, dieses Mal gespendet von Christiane und ihrem Blog Irgendwas ist immer. Sie ist auch die Organisatorin der abc-Etüden – vielen Dank dafür!

kleine Träume

  • mein Zug hält nicht dort, wo er sonst immer hält, er fährt durch bis ans Meer
  • ich schreibe jeden Tag mit Elan und Freude an meinem Buch
  • ich bin mir jederzeit bewusst, was ich alles kann, von Träumen über Fußnagelschneiden bis Tee kochen
  • mir fliegt ein blauer Papagei zu und beschließt zu bleiben
  • das ungesunde Essen verwandelt sich in gesundes, bleibt aber genauso lecker wie Ungesundes
  • ab sofort bin ich immer ausgeschlafen und fit, egal, wann ich schlafen gegangen bin
  • niemand hat mehr Lust zu hassen oder Krieg zu führen
  • alle gehen wirklich nach Hause, wenn sie nach Hause gehen