Dein Schweinehund macht Urlaub

Dein Schweinehund nimmt einen kleinen Schluck Birnensaft. Die Eiswürfel im Glas klackern leise. Er grunzt behaglich, lehnt sich zurück und verkreuzt die Arme über seinem Kopf. Als er die Augen schließt, explodierst du. „Himmel noch mal! Das kann doch nicht ewig so weitergehen! Du kannst doch nicht nur herumsitzen und nichts tun!“
Dein Schweinehund zuckt zusammen, richtet sich auf und sieht dich anklagend an. „Wieso erschreckst du mich so? Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme? Du weisst doch, wie schreckhaft ich bin!“ Sein Fell hat sich gesträubt und er versucht, es mit beiden Pfoten gleichzeitig wieder glatt zu streichen. „Guck! Jetzt hab ich Locken und du weißt, wie ich das hasse!“
Du atmest tief ein und versuchst, dich zu beruhigen. „Seit drei Wochen sitzt du nur hier herum! Das… das geht nicht! Das macht mich verrückt!“
„Ja, DICH macht das verrückt, aber mir geht´s pudelwohl dabei!“ Dein Schweinehund glättet die letzten Locken, spuckt in die Pfoten und fährt sich über die Ohren. „Was? Ich hab das bei Katzen gesehen, da funktioniert´s auch! Und ich halte dich nicht davon ab, all deine sinnlosen Aktivitäten zu machen, geh ruhig! Ich trinke währenddessen noch einen Birnensaft und gucke die zweite Staffel One Lane Bridge, und schon sind wir beide glücklich!“
Du guckst ihm tief in die Augen und versuchst, viel Liebe in deine Stimme zu legen. „Ich will aber nicht, dass du hier bleibst. Du sollst mit mir rausgehen und das Haus verlassen! Du vereinsamst hier drin noch!“
„Ach, Quatsch. Ich hab alles, was ich brauche, Kekse, Saft, eine funktionierende Fernbedienung, und du kommst ja auch immer wieder.“
Du könntest schwören, dass ein kleiner Seufzer unter den letzten Worten herumschwappt, aber das kann nicht sein. Oder? „Möchtest du, dass ich nicht wiederkomme?“
Dein Schweinehund seufzt tief und dramatisch. „Nein, du weisst doch, für immer und ewig, niemals werden wir uns trennen und so weiter. Aber manchmal gehst du mir auf die Nerven, wenn du so viel Streß verbreitest!“
„Streß? Ich??“ Deine Stimme steigt an.
„Jetzt zum Beispiel. Wieso soll ich unbedingt rausgehen? Ab Montag gehe ich sowieso wieder raus, dauernd, jeden Tag, weil du ja wieder zur Arbeit musst, mitgefangen, mitgehangen, immer und ewig, du weisst schon?“ Dein Schweinehund sitzt jetzt aufrecht in seinem Stuhl und gestikuliert wild mit den Armen. „Und abends musst du auch dauernd was machen, das heißt, ich verlasse zweimal am Tag das Haus, und jedesmal latsche ich die Millionen Treppenstufen…“
„Es sind 45“, wirfst du ein, aber er hört dich nicht.
„… und egal, ob es regnet, stürmt oder schneit…“
„Wir haben Sommer“, quetscht du dazwischen.
„… ich folge dir,“ dein Schweinehund sieht dich triumphierend an und zeigt mit einer Pfote auf dich, „egal, wohin du gehst! Aber jetzt, jetzt habe ich Urlaub! Und im Urlaub darf man tun, wozu man Lust hat!“ Er verschränkt die Arme und sieht dich herausfordernd an. „Hast du gesagt!“
„Ja aber…“, sagst du, aber dir fällt nichts ein. Er hat Recht. Du hast das gesagt. Eine kleine Stille tritt ein. Du überlegst. „Ok“, sagst du schließlich, „dann bleib halt hier, auch, wenn ich das absolut nicht verstehe. Ich gehe aber raus.“
„Super“, sagt dein Schweinehund zufrieden, lehnt sich zurück und angelt nach der Fernbedienung.
„Bis nachher“, sagst du und greifst nach den Haustürschlüsseln.
„Wo gehst du hin?“ fragt dein Schweinehund abwesend, während er schon nach den Serien sucht.
„In die Eisdiele“, sagst du, und während du die Tür ins Schloss ziehst, hörst du, wie er „WARTE auf mich!“ brüllt.

Was ich unter Küstenschönheiten verstehe

  • die schnurgerade Linie aus Strandkörben
  • das knallorangene Küstenschutzboot
  • jede Menge dicke Pötte
  • Möven mit Ziel
  • der blauweiß gestreifte Hut auf dem Kopf neben mir
  • Alte Liebe
  • alle Blaus (helles, graues, sahneblaues)
  • die hübschen Küstenschwalben
  • das Schiff unter mir
  • Aussichten

Der Dienstag dichtet heute in Urlaubslaune. 😊

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

Wenn …

Wenn…

… ich morgens um zehn schon wieder müde bin
… meine Lieblingsband nervt
… der verschwundene Autoschlüssel mich in Tränen ausbrechen lässt
… ich gereizt bin weil der Wind falsch weht
… Autofahrten mich melancholisch an verschwundene Kindheitsstätten erinnern
… der Alltag ein langes, graues Band ist
… niemand mich mehr mag
… es nur noch regnet
… dann weiß mein Herz, die Welt ist eine trostlose Einöde mit gelegentlichem Stechmückenbefall. Und das wird sich nie, nie wieder ändern.

Aber zum Glück gibt es auch meinen Kopf. Und der weiß, mein letzter richtiger Urlaub ist lange her.

Es wird Zeit. Noch drei Tage.

Wenn…
… drei Tage länger als die Ewigkeit dauern
… alle, alle schon vor mir Urlaub haben
… der letzte Keks an jemand anderes ging
… seufz

Was heute morgen überraschend schön war

  • das Amselständchen direkt vor dem Fenster
  • es nur halb so laut zu hören dank Tempo in den Ohren
  • zu wissen, es gibt einen Rossmann in der Nähe, der Ohropax im Angebot hat, und er öffnet um acht
  • die Heizung im Bad hat Erbarmen und rührt sich nach fünf Minuten
  • die warme Dusche
  • der überaus brilliante Einfall mit dem Tuch und der Gardine und dem zu offenherzigen Fenster
  • Sonnenschein zwischen den dicken Wolken
  • Sonnenschein im Zimmer dank meines überaus brillianten Einfalls 😊🌞
  • Frühstücksvorfreude

Gott macht Urlaub

Als der Vorsitzende des Heimatvereins Gott trifft, ist es 14:17 Uhr und er will gerade den Schaukasten neu bestücken. Vor der Scheibe steht Gott und isst ein Eis, während er die Bekanntmachung zur Jahreshauptversammlung liest. Seltsamerweise weiß der Vorsitzende sofort, dass es sich um Gott handelt, obwohl er sonst ein kritischer Mensch ist, gerne zweifelt und viel diskutiert.
„Was machen Sie hier?“ fragt er Gott.
„Du kannst mich duzen“, antwortet Gott und beisst ein Stück Erdbeereis ab. „Ich lese eure Bekanntmachungen.“
„Ah.“ Der Vorsitzende hat keine Ahnung, was er sagen soll. Schließlich trifft man Gott nicht jeden Tag.
„Du kannst mich alles fragen“, sagt Gott.
„Ja, dann…“, der Vorsitzende überlegt, „warum haben wir so wenig Mitglieder?“ fragt er schließlich das, was ihm gerade am meisten auf der Seele liegt. Gott seufzt. „Da fragst du den Richtigen.“ Er überlegt. „Magst du eure Mitglieder?“
Der Vorsitzende zuckt mit den Schultern. „Doch ja, aber natürlich nicht so wie Freunde, es sind halt Vereinsmitglieder.“
„Daran solltet ihr arbeiten.“ Gott wirft einen Blick auf das Filmangebot. ‚Im weißen Rössl am Wolfgangssee‘ steht da. „Vielleicht solltet ihr das Filmangebot auch mal überdenken“, fügt er hinzu.
Der Vorsitzende nickt. Er ist nicht überzeugt, aber wenn Gott das sagt?


Gott lehnt sich an die harte Stuhllehne und beobachtet die Vereinsmitglieder bei der Vorbereitung der Jahreshauptversammlung. Ihr Vorsitzender ist überall zugleich, rückt hier einen Stuhl gerade und richtet da das Mikrofon, legt Stifte bereit und kontrolliert, ob die Kaffeekannen richtig verschlossen sind. Engagiert, denkt Gott, wirklich eifrig, aber ein bisschen schwierig im Umgang. Er kann schlecht loslassen. Schon als Schüler musste er alles dreimal kontrollieren, Gott erinnert sich. Vielleicht ist es Zeit für eine kleine Portion Chaos. Nichts bringt Menschen so schnell auf neue Wege wie ein bisschen Chaos. Gott nickt und plötzlich fällt der Strom aus. Während um ihn herum hektische Aktivität ausbricht und der Vorsitzende abwechselnd rot und blass wird, denkt Gott über die Frage von vorhin nach: „Warum haben wir so wenig Mitglieder?“
Es ist eine gute Frage. Eine sehr gute.


Gott betrachtet die Stadt, während er langsam ohne Eile den Himmel ersteigt. Eigenwillige Menschen leben hier, denkt er, so, wie ich es mag. Und sie haben gute Fragen! Er befühlt den Zettel in seiner Tasche, auf dem lauter Punkte stehen, die er mit seinem ausführenden Personal besprechen wird: Warum so wenig Mitglieder? Müssen frisch Verstorbene wirklich immer Schmetterlinge sehen? Kann die warme Glut in den Augen nicht öfter angezündet werden? Und warum gibt es im Himmel kein Erdbeereis?
Er öffnet die Pforte und verschwindet.
Unten im Städtchen packt ein frustrierter Taschendieb seine Siebensachen, die Touristen entdecken, dass die Hälfte ihrer Fotos verschwunden ist und die Statue wird zum ersten Mal seit sehr vielen Jahren gereinigt. Der Vorsitzende des Heimatvereins akzeptiert eine Doppelspitze. Ab sofort gibt es auch eine Vorsitzende.
Ansonsten bleiben die Dinge, wie sie sind. Nur die Erdbeereisvariationen in den Eisdielen haben seltsamerweise sehr zugenommen. Die Kinder freut es. Und die Erwachsenen auch.

Das war eine Gemeinschaftsschreibaktion, es gibt also noch dreizehn andere Blicke auf Gott, der Urlaub macht. Das hier war meiner 😊.

was an mir vorbeiflog

was an mir vorbeiflog

  • faule Windräder mit träge rudernden Armen
  • verfrühte Herbstblätter
  • Nudelsalat
  • duftige Teewölkchen
  • klimatisierte Autokäfige
  • eine Menge Urlaubsmusik, immer links und rechts an den Ohren vorbei
  • lose Gedankenfäden, ungesponnen
  • Aufbruchswohligkeit
  • astronautische Neffenpläne zur Eroberung des Weltalls
  • mütterliche Gefühle für den nun verwaisten Balkon

Sommerpause

Sommerpause

ich möchte an Blumen schnuppern
den Bienen zusehen
zwanzig Bücher lesen
mit Freunden ein Glas Wein trinken
über Belangloses plaudern
tief und traumlos
in Hängematten schlafen
Hühner füttern
ihre nestwarmen Eier sammeln
gedankenlos in blauen Himmel schauen
ich möchte spielen
Sommerpause

Der Dienstag dichtet! 🙂  Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Jeden Dienstag wird ein Gedicht aus eigener Herstellung veröffentlicht. Auch WortgeflumselkritzelkramMutigerlebenWerner KastensFindevogel, die WortverzauberteLyrikfederEin Blog von einem Freund,  NachtwandlerinLindas x Stories, Myriade und Gedankenweberei sind mit von der Partie. Schaut doch mal bei ihnen vorbei, der Dienstag fängt besser an mit ein bisschen Wortzauberei!

Wenn …

Wenn…

… ich morgens um zehn schon wieder müde bin
… meine Lieblingsband nervt
… der verschwundene Autoschlüssel mich in Tränen ausbrechen lässt
… ich gereizt bin weil der Wind falsch weht
… Autofahrten mich melancholisch an verschwundene Kindheitsstätten erinnern
… Freunde all ihre schlechten Seiten zeigen
… der Alltag ein langes, graues Band ist
… niemand mich mehr mag
… es nur noch regnet
… dann weiß mein Herz, die Welt ist eine trostlose Einöde mit gelegentlichem Stechmückenbefall. Und das wird sich nie, nie wieder ändern.

Aber zum Glück gibt es auch meinen Kopf. Und der weiß, mein letzter richtiger Urlaub ist lange her.

Es wird Zeit. Noch drei Tage.

Wenn…
… drei Tage länger als die Ewigkeit dauern
… alle, alle schon vor mir Urlaub haben
… der letzte Keks an jemand anderes ging
… seufz

Wie man einen Liegestuhl kauft

Wie man einen Liegestuhl kauft

  • man wünscht sich einen Liegestuhl
  • man sagt sich, man braucht keinen Liegestuhl, denn man hat schon so einen Sessel, in dem man FAST liegen kann
  • man wünscht sich trotzdem einen Liegestuhl
  • im Gartencenter des Vertrauens schleicht man siebenunddreißigmal um einen sündhaft teuren Luxus-Liegestuhl herum und nervt den Verkäufer
  • er passt nicht auf den Balkon
  • man schleicht nochmal um den Traum-Liegestuhl herum, dieses Mal aber nur fünfmal und nimmt Abschied
  • man fährt ohne Liegestuhl in den Urlaub, obwohl man sich dort schon träumend unter Bäumen in Wunschgärten hat dösen sehen
  • im Auto ist es heiß
  • sehr heiß
  • Pause im Niemandsland an einem Einkaufszentrum
  • rein aus Erkundungszwecken besucht man das nebenan gelegene Gartencenter
  • man kauft glückselig den einzigen Liegesessel, den sie haben
  • er ist gar nicht so teuer
  • etwas später liegt man in echten Gärten glücklich träumend unter rauschenden Bäumen
  • wieder zuhause testet man nach angespannten vier Abwartetagen, ob der Liegesessel auf den Balkon passt
  • ja
  • Happy End!