die schmerzenden Gelenke ich entfalte mich elfenbeinrosa die ewige Müdigkeit ich entfalte mich elfenbeinrosa nicht zur Ruhe kommen ich entfalte mich elfenbeinrosa immer wieder Empfindlichkeiten spüren ich entfalte mich elfenbeinrosa die Selbstverständlichkeiten anderer ich entfalte mich elfenbeinrosa die beschlagenen Brillengläser ich entfalte mich elfenbeinrosa
am Abend sich verlieren in kühler Luft auf weiten Feldern grünen Wiesenschaum schlürfend versinkend in Butterblumengelb himmelblau beschwipst auf breiten Krähenschwingen in tulpenrote Abschiedssonne segeln sich auflösen in Nachthimmelschwarz
mal unter uns: wir zusammengefalteten verkapselten zerknüllten auf engster stelle zusammengedrückten: es ist zeit raum einzunehmen schritte zu gehen barfuss spuren zu malen auf unserem glattgestrichenen lebenspapier
„Lass das Jahr ziehen!“
wie soll das gehen
ich trage es in mir
ein neuer Jahresring
aus zartbitteren Gedanken
Sommerpoesie
wortlosen Abschieden
nervöser Verantwortung
alten Freundschaften
keines meiner Jahre lasse ich ziehen
ich wachse mit ihnen
werde ein Baum
der blüht
im Kernholz
das staunende Kind
neugierig
voller Vorfreude
auf das was kommt
Hier haben wir ein kleines Gedichtbändchen mit ganz, ganz wunderbaren sehr kurzen Gedichten rund um das Thema Gott und Glaube. Es ist sowohl von innen als auch von außen sehr schön gestaltet, mit Lesebändchen und einfarbigen, bunten Innenseiten, Titel und Rückseite sind silbern geprägt. Innen gibt es außer den Gedichten auf das Wesentliche reduzierte Zeichnungen von Eberhard Münch. Wer sich mit Gott beschäftigt, hat mit Sicherheit viele Fragen (also ich zumindest), und die finden sich in Gedichtform in Erdennah wieder. Kurz, knapp und klug werden Lebensfragen, Hoffnungen und Sehnsüchte zu Satzfragmenten geformt, die voller Inhalt stecken und von denen man jedes als Tagesmotto verwenden könnte. Ich habe sie sehr gern gelesen und werde sie mit Sicherheit auch noch öfter lesen. Der Autor ist übrigens auch auf instagram aktiv: andreas_noga.
die Suppe köchelt würzige Düfte drumherum fast drin wir dicht an dicht vertieft in wichtige Gespräche über Zwiebeln und die richtige Garzeit von roten Bohnen oh Zukunftssuppen! das Virus wird uns nicht stoppen wir werden euch kochen Topf für Topf für Topf
Gestern, am Tag des verrückten Hutmachers, werde ich Teemilch essen und eine Brotbutter trinken, spielend nicht zur Arbeit gehen, mit weißer Tinte auf weißem Papier schreiben, alle Hutgeschichten durch den Schornstein jagen, mein Teekannenleben wird leere Tassen sprengen, jeder wird niemals den Abwasch machen, in den Zucker nehme ich ein Löffelchen Tinte zur Sahneschinkentorte. Mit Zuckerkuss! Zuletzt wird der Siebenträumer wachschlafen und mit mir Nicht-Geburtstag feiern. Soviel ist sicher: Gestern wird ein schöner Tag sein.
ich sehne mich
nach
Flügeln
Wohlgeruch
Milch und Honig
Sternenglanz
Gelächter
mit beiden Füßen
stehe ich
auf grünem Gras
es ist feucht
will ich
zuviel?