hoffnungsvoll

hoffnungsvoll
durch die Stadt laufen
jeden Stern und alle hellen Fenster
als Zeichen guten Willens sehen
die Kälte auf den Wangen
begrüßen als Lebendigmacherin
in den Gesichtern
das Lächeln suchen
nicht aufgeben
das ist Advent

Fräulein Honigohr und der Adventskalender

Fräulein Honigohr schlägt die Bettdecke zurück, wirft ihre Strickjacke über und läuft auf nackten Sohlen zum Adventskalender. Die Dielenbretter sind eisig, aber für Socken hatte sie nun wirklich keine Zeit, der Adventskalender hat Priorität!
Voller Vorfreude sucht sie nach dem Päckchen für heute, und da ist es auch schon: Klein, rund und in weißes Papier eingewickelt. Unspektakulär. Fräulein Honigohr betrachtet es neugierig. Auf dem Papier steht mit Bleistift geschrieben: Was du nicht erwartest. Aha? Fräulein Honigohr tippt sich mit dem Finger an die Nase, dann wickelt sie das Papier auf. Zum Vorschein kommt ein rotes Bonbon, das nach Erdbeere duftet. Fräulein Honigohr probiert vorsichtig. Es schmeckt nach Kakao. Mit einem Hauch Zimt, wie früher.
Sie lutscht vor sich hin, während sie sich anzieht, in die Küche geht und Tee kocht. Ein guter Tagesbeginn, denkt sie, und hält versonnen die Teekanne über ihre Tasse. Es kommt allerdings kein Tee heraus. Zartes, weit entferntes Hundegebell fließt aus dem weißen Porzellan. Fräulein Honigohr starrt in ihre Tasse. Mit jeder vergehenden Sekunde wird das Gebell leiser und verstummt schließlich. Sie schenkt nach, lauscht den Hunden hinterher, verfolgt ihren wilden Lauf im Schneegestöber, während sie mit anderen Kindern zusammen über die frostigen Ebenen rennt, wild lachend, mit kalter, roter Nase und wippender Pudelmütze, glücklich bis in die Fingerspitzen, die Steinwüste bedeckt mit glitzerndem Eis, auf dem sie schneller als der Wind gleitet.
Fräulein Honigohr öffnet die Augen. Das Gebell ist verstummt. Versuchsweise hält sie die Teekanne noch einmal schräg, und dieses Mal schweben Schneeflocken heraus und wirbeln wie kleine nasse Küsse in ihrer Küche umher.
Fräulein Honigohr ist gerührt. Wintererinnerungen in ihrem Adventskalender. Herr Brummeck hat sich selbst übertroffen. Manchmal ist er grantiger als ein Bärenfell, aber tief drinnen, da hat er ein Herz aus Zimtkakao. Morgen ist sie dran. Sie wird sich ins Zeug legen.

24. Advent

So. Nun ist es also soweit. Heute öffne ich das letzte Päckchen. Die letzten 23 Tage waren wirklich schön, ich habe mich über jedes einzelne gefreut! Heute Abend ist Heiligabend, und wenn der Tag nach all den vorherigen Verheißungen, dem Lichtgefunkel in Schaufenstern und Fußgängerzonen nicht so werden sollte, wie wir ihn uns vorgestellt haben – ist das wirklich so schlimm? Zählt nicht auch die Vorfreude an den Tagen zuvor? Und ein Bewusstsein dafür, wie schön es ist, ein bißchen Nettigkeit und Glanz bei anderen zu verbreiten? Weihnachten kommt aus einem Stall, in dem es bestimmt nicht gefunkelt hat und trotzdem ging aus ihm so viel Licht hervor.

Nun zum heutigen Päckchen! Ein besonders unvorhersehbar verpacktes, ich liebe das!

Und was war drin?

Karamellisierte Walnüsse? Oh, Granatapfelessig! Und ein Rezept mit dem Hinweis: Nach all dem süßen vielleicht mal einen Salat…

Wie schön ist das denn? Ich freue mich über diesen gelungenen Abschluss unseres Kalenders und wünsche allen Mitleserinnen und Mitlesern fröhliche Weihnachtstage, mindestens einen Gottesdienst mit den alten, wunderbaren Weihnachtsliedern und ein bißchen freie Zeit für all das, was man sich sonst nicht erlaubt… 🙂

 

23. Advent

Heute morgen bin ich viel zu früh aufgewacht, also für meine Verhältnisse viel zu früh. Und dann war es tatsächlich bis halb neun dunkel draußen – puh. Aber, ein schöner Nebeneffekt des dunklen Monats: Die Kerzen und Lichterketten und überhaupt alles Licht sieht schon am Morgen ganz wunderbar aus! Das Päckchen heute war interessant verpackt und sah im Frühstückstischlicht sehr hübsch aus:

Und was war drin?

Ein Kumpel für mein Engelchen! Mal sehen, ob sie sich anfreunden. Und er ist nicht nur schnöde Fassade, nein, er hat ein reichhaltiges Innenleben!

Was es genau ist, weiß ich noch nicht, das Geheimnis wird erst später gelüftet. Ich glaube, man kann auch nach Weihnachten noch ein paar schöne Überraschungen gebrauchen.

22. Advent

Heute ist ein großer Tag, heute kaufe ich meinen Weihnachtsbaum. Hurra! Aber vorher kommt erst noch die Nr. 22, dieses Mal entspannt beim Frühstück ausgepackt:

Hmm… das Päckchen ist auf jeden Fall schon mal farblich ans Engelchen angepasst, das gefällt ihm und mir auch. Aber nun zum Inhalt:

So hübsch!! Ich liebe Miniaturlandschaften im Glas, nach Schneekugeln, die ich noch sehr viel mehr liebe, ist das die beste Verwendungsmöglichkeit für leere Gläser. Also meiner Meinung nach.

Und ich weiß auch schon, wer hier einziehen wird…

Wer eine schöne Geschichte über einen chaotischen Familien-Weihnachtsabend lesen möchte, kann das bei Writing Chills tun. Ich habe mich wiedererkannt.

Bei Pusteblume gibt es eine traurige, aber schöne Geschichte über Verlust und Trost.

 

21. Advent

Hurra! Heute letzter Arbeitstag vor den Feiertagen! Vermutlich war ich deswegen auch so spät dran, dass das Päckchen in sträflicher Eile ausgepackt wurde. Schande über mein Haupt.

Und was war drin?

Zwei abstrakte Eicheln in Filzoptik! 🙂 Die wandern zwischen die anderen goldenen Nüsse… (ich hoffe immer noch auf die drei Nüsse vom Aschenbrödel, ich meine, vielleicht verliert ja mal jemand so einen Zweig direkt vor mir… die Hoffnung stirbt zuletzt).

20. Advent

Heute morgen hatte ich wundersamerweise Zeit. Manchmal läuft einfach alles, man ist hier zwei Minuten schneller als sonst, dort eine Minute und auf einmal sitzt man am Frühstückstisch und hat Zeit. Das heutige Päckchen ist also ein achtsam angesehenes und geruhsam ausgepacktes. Und ein knisterndes, leichtes.

Und was war drin?

Ein Schlüsselanhänger und Schokolade!

Und wieder stehe ich fasziniert davor und stelle mir vor, wie jemand das 24mal bastelt… einmal, ok, zweimal vielleicht, dreimal auf keinen Fall – und dann 24mal??? Wahnsinn. Vielen Dank!

 

Adventsfrühstück mit Schweinehund

„Ich will ein Schwei-heiiiiinsko-hotelett, uh-uh-uh, ich will ein Schweiiiiiinsko-hotelett, uh-uh-uh!“ Dein Schweinehund singt aus voller Kehle und mit tiefer Überzeugung, und zwar auf die Melodie „Ich will ´nen Cowboy als Mann“.
Du seufzt. „Ich hab dir schon tausendmal gesagt, zum Frühstück gibt´s keine Koteletts!“ versuchst du es in sanftem Ton, schließlich ist es noch unmenschlich früh, und andere Leute in diesem Haus schlafen noch oder versuchen es zumindest.
„Ich will ein Schweiiiiiinsko-hotelett, uh-uh-uh…!“ Zur Bekräftigung seiner Aussage legt dein Schweinehund feierlich eine Pfote auf seine Brust, während er weitersingt. Du gibst auf. „Halt die Klappe!“ brüllst du, so laut du kannst. Dein Schweinehund verstummt mitten im schönsten Tremolo und guckt dich beleidigt an.
„Was denn? Gefällt´s dir nicht? Hab ich extra für dich umgetextet!“
Du rollst mit den Augen. „Ganz wunderbar, jaja. Aber zum einen wohnen wir hier nicht alleine, und zum anderen weisst du ganz genau, dass wir zum Frühstück KEINE Koteletts essen!“
„Manno.“ Dein Schweinehund verschränkt die Arme und schmollt. „Nichts darf man. Immer muss man rücksichtsvoll sein. Und nie gibt es was Leckeres zum Frühstück! Dabei weisst du ganz genau, wie wichtig ein gutes Frühstück mit allen Mineralien und Spurenelementen für mein Fell ist! Guck, hier, und hier, lauter dünne Stellen, und hier, da bilden sich dauernd Knötchen! Und das, wo doch bald Weihnachten ist, da muss ich gut aussehen!“ Er zupft an sich herum, und du musst dich zusammenreißen. Jetzt bloß nicht lachen, sonst hast du verloren.
„Du hattest gestern abend vier Koteletts mit Kartoffelbrei und Rosenkohl, und hinterher Eis und zwei Stücke Kuchen mit Sahne und drei Vitamalz. Ich glaube, dein Mineralhaushalt ist ausreichend gedeckt.“
„Na und? Ich hab halt einen schnellen Stoffwechsel. ICH kann mich an gestern abend schon kaum noch erinnern, und du sagst doch auch dauernd, ich soll nicht immer in der Vergangenheit leben“, gibt dein Schweinehund zurück.
„Na wunderbar, dann lebst du eben in der Gegenwart, und in der gibt es keine Koteletts zum Frühstück. Außerdem ist zuviel Fleisch ungesund“, antwortest du und brühst in aller Ruhe deinen Tee auf.
„Phffrrrr… ungesund…“ macht dein Schweinehund und betrachtet kritisch deinen Teller. „So ein labbriger Toast kann doch wohl nicht alles gewesen sein, oder? Da kriegt man ja Depressionen. Und dann noch nicht mal Kaffee!“
Du stützt dich mit den Händen auf die Spüle, straffst die Schultern und atmest tief durch. Dann drehst du dich mit einem Lächeln um. „Nein, natürlich nicht, mein Lieber! Ich hab da eine Kleinigkeit vorbereitet, extra für dich!“
„Für mich? Extra für mich?“ Dein Schweinehund setzt sich auf und guckt erwartungsvoll.
„Jepp. Mein Spezial-Adventsmüsli.“
„Müsli.“ Mehr Enttäuschung kann nicht mal der Schweinehund in seine Stimme legen.
„Jetzt guck nicht so. Probiers erstmal! Ich hab extra viel Honig reingetan, und Schokorosinen, und Gewürze, damit es nicht nur süß, sondern auch würzig ist. Mit Sahnejoghurt, so…“ du schiebst ihm die Schale voller Joghurt und Müsli hin.
Dein Schweinehund guckt die Schale an, seufzt schwer und dramatisch, taucht seinen Löffel ein und kostet vorsichtig. Er kaut lange und gründlich. Dann nimmt er einen zweiten Löffel und nuschelt undeutlich: „Ja, doch. Gar nicht so übel. Kann man essen. Ist da Pfefferkuchen drin?“ Er schmatzt vor sich hin und zerbeisst krachend eine Gewürzmandel. „Doch, doch. Besser als Toast auf jeden Fall.“
Du betrachtest den schnell sinkenden Pegelstand der Müslischale, während du deinen Tee trinkst. Als die Schale fast leer ist, stützt dein Schweinehund seine Ellenbogen auf den Tisch und piekst mit dem Löffel in die Luft. „Aber heute mittag, da essen wir was Schönes, ja? Rouladen vielleicht? Oder Brathähnchen? Gulasch wäre auch nicht schlecht. Oder wir gehen zum Griechen!“
„Wir schaun mal“, sagst du und denkst an dein Käsebrot, das schon fertig in deiner Tasche liegt. „Willst du einen Nachschlag?“
„Wenn du mich so fragst…“ er hält dir seine Schale hin.
„Gerne!“ antwortest du und lächelst sanft.

19. Advent

Und es begab sich zu der Zeit, dass ich zum zweiten Mal an der Adventsaktion „24 Frauen – 24 Adventskalender“ teilnahm und verzweifelt überlegte, was um alles in der Welt ich wohl dazu beisteuern könnte… eine kleine Geschichte, klar, aber erst mal musste eine Idee her, denn ohne Kalenderidee gibt´s auch keine Geschichte… und dann kam mir beim ziellosen Gestöbere im großen weiten Netz DIE Idee!

Nein, nein, keine Marmelade dieses Jahr, obwohl ich die immer gern selber mache, gern geschenkt bekomme und auch gern esse, aber dieses Jahr war mir nach etwas anderem.

Selbst gemachtes Adventsgewürzmüsli! Mit Pfefferkuchengewürz und Schokomandeln! Der Duft beim Backen war schon himmlisch, aber das schönste war zum Schluss das Unterheben der Gewürzmandeln und der Schokorosinen.

Dann noch schnell Aufkleber ausgedruckt, umgefüllt und verpackt.

Die kleine Geschichte dazu und überall die Nr. 19 dran – fertig! Und da ich ja ein vorausschauender Mensch bin, hab ich gleich ein bißchen mehr gemacht und erfreue mich im Moment jeden Tag mittags an Sahnejoghurt mit Adventsmüsli…

18. Advent

Heute gab es ein ausgesprochen niedliches Päckchen, wie ich finde. Diese kleinen Wichtel gibt es auch auf Geschenkpapier, und ich habe schon ersthaft überlegt, ob ich Ausschnitte davon als Weihnachtspostkarten verwende…

Und nicht nur die Vorderseite sah sehr ansprechend aus, auf der Rückseite gab es auch noch ein kleines funkelndes Highlight:

Und was war drin?

Erbeer-Aperol-Konfitüre, und damit wurde mir ein kleiner persönlicher Wunsch erfüllt: In so einem Adventskalender MUSS ein Gelee oder eine Marmelade sein, ich meine, das geht doch einfach nicht ohne! Wie soll ich die Adventszeit überstehen ohne Adventsmarmelade??? Jetzt kann´s losgehen! Und ich hoffe auf einen hohen Aperol-Gehalt, da startet der Morgen doch viel beschwingter, hicks!

Wer heute außerdem noch lesen möchte, warum man auf jeden Fall einen Weihnachtsbaum haben sollte, kann das bei Welt aus Tinte und Papier tun!