22.12. – Geisterstunde | Adventüden

Fräulein Honigohr schlägt die Bettdecke zurück. Da war doch was? Auf nackten Sohlen schleicht sie zur Wohnzimmertür und drückt sie auf. »Du bist das! Was machst du hier?« ruft sie. Der Geist der Weihnacht ignoriert sie. Er leuchtet fahlgrau, links schwenkt er eine Blockflöte, rechts hält er eine Punschtasse. Oh-oh, denkt Fräulein Honigohr, mein Wunschpunsch! […]

22.12. – Geisterstunde | Adventüden

Fräulein Honigohr und die Hirsche

Fräulein Honigohr marschiert durch den Park, es nieselt zart und das Pflaster glänzt dunkel im Schein der Laternen. Sie hat es eilig.
„Hallo? Entschuldigung?“
Überrascht bleibt sie stehen. Eine halbjunge Frau mit einem Kind im Zwergenalter an der Hand steht vor ihr. Das Zwergenkind schreit ein ganz hervorragendes Zetermordio in die feuchte Luft, dass es nur so in den Bäumen echot. Fräulein Honigohr schüttelt den Kopf. Sie muss wirklich sehr abgelenkt gewesen sein.
„Ja?“ ruft sie über das Zetermordio hinweg.
Die halbjunge Frau lächelt angestrengt. „Hier soll irgendwo eine Lichtinstallation sein. Wissen Sie, wo das sein könnte?“
„Natürlich! Sie müssen den Weg hier entlang, aber zehn Minuten wird es dauern, bis Sie da sind.“
„Danke! Wissen Sie, ob es sich lohnt?“
Fräulein Honigohr nickt. „Es sind Hirsche und Rehe, und sie sehen wirklich toll aus.“ Sie betrachtet den heulenden Zwerg. „Vielleicht planen Sie lieber ein bisschen mehr Zeit ein.“
Der Zetermordio-Zwerg verstummt und guckt zu ihr hoch. Er betrachtet sie sehr genau, dann lächelt er schüchtern.
Fräulein Honigohr wird weichmütig ums Herz. „Soll ich dir was backen?“ flüstert sie ihm zu. Er nickt mit einer kleinen Kinnbewegung und versteckt sich hinter seinem Ärmel. Fräulein Honigohr greift in ihre Jackentasche und setzt ihm einen winzig kleinen, leuchtenden Hirsch auf die Handfläche. „Bitteschön“, sagt sie. Der Hirsch röhrt leise und blickt sich um.
„Eins ist wichtig“, sagt Fräulein Honigohr streng, „er mag es nicht, wenn es laut ist. Ok?“ Der Zwerg, der jetzt kein Zetermordio-Zwerg mehr ist, nickt leise und guckt staunend auf seine Hand. Der Hirsch beknabbert leuchtend seinen Daumen.
„Na dann“, sagt Fräulein Honigohr. Sie richtet sich auf und lächelt die halbjunge Frau an, die nichts von alldem mitbekommen hat. „Zehn Minuten und Sie sind da. Viel Spaß!“ Dann geht sie weiter. Sie hat es schließlich eilig.

Advents-Abwechslung zum Nikolaus

Für Nicht-Sehende:
Advents-Abwechslung:
kein Glückshopping
Muster sehen
jetzt leben
leuchtend Altern
trittsicher
mit Posaunen und Trompeten
Zeit für Wünsche
mit roten Tupfen

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte

hoffnungsvoll

hoffnungsvoll
durch die Stadt laufen
jeden Stern und alle hellen Fenster
als Zeichen guten Willens sehen
die Kälte auf den Wangen
begrüßen als Lebendigmacherin
in den Gesichtern
das Lächeln suchen
nicht aufgeben
das ist Advent

Vorahnung

Grauwolken verheddern sich
der kleine kalte Wind reibt sich die Hände
kriecht zitternd hinter die Ohren
und trotzdem
trotzdem
keimt etwas Warmes
Adventsglühen liegt in der Luft

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
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Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte

Was man im Advent brauchen könnte

  • Schokokugeln in Stanniolpapier
  • Nichtstun-Pläne für die rauen Nächte
  • Fackelschein und flackernde Schatten
  • Adventsgedichtslesungen
  • echte Mandarinen. Mit Kernen.
  • ein weites Herz für all die Telefonate
  • zarte Pfützeneishäute
  • hohe Erwartungen
  • niedrige Erwartungen
  • oder beides gleichzeitig?
  • Nikoläuse
  • aber ohne Rute

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte

lasst uns ein Licht tragen

tragt in die Welt nun ein Licht
und warme Schokokaramellkekse
beides zusammen reine Seligkeit
tragt zu den Alten ein Licht
nehmt helle Bienenwachskerzen
sagt allen: Fürchtet euch nicht
Prioritäten sind seltsam gewichtet
geduldig möchte ich sein
tragt zu den Kranken ein Licht
es verändert die Sicht
deine und meine
tragt in die Welt nun ein Licht
und warme Schokokaramellkekse
aus der duftenden Küche
seht auf des Lichtes Schein
es verändert das Sein

Das Gedicht ist aus einem Advents-Schreibimpuls von Susanne Niemeyer entstanden. Nehmt ein Lied, das ihr mögt, nehmt daraus ein paar Zeilen und ergänzt. Ta-daa!

Fräulein Honigohr – Advent im Seniorenheim

Fräulein Honigohr schiebt den Kessel vor den Gemeinschaftsraum. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Platz. Sie umrundet suchend einen Ohrensessel und erschrickt fast zu Tode, weil ein alter Mann darin sitzt. Er öffnet erst ein Auge, dann das zweite.
Ein Lächeln breitet sich auf seinem Graubartgesicht aus. »Du? Das freut mich aber!«
»Herrje! Du hast mich erschreckt! Was tust du hier?«
»Keine Umarmung? Kein Lächeln? Oh-oh, du bist immer noch sauer …«
Fräulein Honigohr kraust die Nase und spitzt die Lippen.
Der Graubartmann seufzt. »Na gut. Ich mache Urlaub. Diese alte Geschichte tut mir leid, aber ich bin nicht perfekt, auch, wenn das alle glauben möchten.«
Fräulein Honigohr guckt vorwurfsvoll. »Urlaub? Solltest du nicht arbeiten? Bei dir ist doch jetzt Hochsaison, oder?«
Der alte Mann winkt ab. »Ich muss nur zum Finale da sein. Hier gibt’s drei Mahlzeiten am Tag und keiner quatscht mich mit Wünschen voll. Außerdem ist es schön warm. Wie ich diesen ewigen Schnee hasse! Sind die Nebelschwaden da draußen nicht herrlich?«
»Na ja.« Fräulein Honigohr schaut skeptisch aus dem Fenster.
»Und du? Was tust du hier?«
»Ich bringe nur ein bisschen Wunschpunsch vorbei.«
»Deinen berühmten? Mit Gin?« Der Bart des alten Mannes leuchtet hell-weiß auf.
Fräulein Honigohr schlägt bescheiden die Augen nieder.
»Darf ich probieren?«
Sie nickt, dreht sich um und erstarrt. Auf dem Gang stehen drei alte Frauen, sie haben gefüllte Zahnputzbecher in der Hand und flüstern Wünsche in die Korridorluft. Ein winzig kleines geflügeltes Schwein fliegt Slalom durch die Zimmerpalmen.
»Du könntest mir helfen«, sagt Fräulein Honigohr, »der Kessel ist schwer, und ich würde ihn gern hier reinstellen, bevor er leer ist.«
Der alte Mann springt mit erstaunlich elastischen Bewegungen auf. »Und dann sind wir quitt?«
»Ja.«
Das Minischwein quiekt leise, dann segelt es auf den Flur hinaus. Es gilt, draußen eine Welt zu entdecken.

Kompromisse

Adventstage
sind
Kompromisstage
jede Stunde
hart verhandelt
zwischen Traum
und Realität
viele Welten
wollen ihren Anteil
manchmal
erlischt
während unserer Verhandlungen
sogar der Stern
sekundenlang

29.11. – Advent im Seniorenheim | Adventüden

Der 1. Advent ist da! Und Fräulein Honigohr trifft alte Bekannte.

Irgendwas ist immer

Fräulein Honigohr schiebt den Kessel vor den Gemeinschaftsraum. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Platz. Sie umrundet suchend einen Ohrensessel und erschrickt fast zu Tode, weil ein alter Mann darin sitzt. Er öffnet erst ein Auge, dann das zweite.
Ein Lächeln breitet sich auf seinem Graubartgesicht aus. »Du? Das freut mich aber!«
»Herrje! Du hast mich erschreckt! Was tust du hier?«
»Keine Umarmung? Kein Lächeln? Oh-oh, du bist immer noch sauer …«
Fräulein Honigohr kraust die Nase und spitzt die Lippen.
Der Graubartmann seufzt. »Na gut. Ich mache Urlaub. Diese alte Geschichte tut mir leid, aber ich bin nicht perfekt, auch, wenn das alle glauben möchten.«
Fräulein Honigohr guckt vorwurfsvoll. »Urlaub? Solltest du nicht arbeiten? Bei dir ist doch jetzt Hochsaison, oder?«
Der alte Mann winkt ab. »Ich muss nur zum Finale da sein. Hier gibt’s drei Mahlzeiten am Tag und keiner quatscht mich mit Wünschen voll. Außerdem ist es schön…

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