„Let´s dance!“ riefen die Lippen und fingen an zu lächeln.

„Let´s dance!“ riefen die Lippen und fingen an zu lächeln.
Manchmal ist alles zuviel. Das Telefon klingelt. Auf dem Flur klappern Absätze. Deine Kollegin ißt einen Apfel. Dein Chef monologisiert nebenan. Telefonate hallen an den Wänden entlang. Die Flurtür geht alle fünf Minuten auf und zu. Der Kopierer rauscht. Ein zoom-Meeting findet im Büro neben dir statt. Vor dir stapeln sich die unerledigten Aufgaben, aber in deinem Kopf rauscht es. Und dann kommt das Ohropax. Wie verheißungsvoll es sich zwischen deine hektischen Finger schmiegt und jede Form annimmt, die du willst! Der Moment, wo du es am Rande deiner Kräfte erst ins eine Ohr, dann ins andere drückst. Und dann: Das pure Glück, wenn es sich ausdehnt und die Aussenwelt draussen hält, wenn die himmlische Stille langsam in deinen Kopf sickert und sich ausbreitet wie weicher Nebel. Die unglaubliche Stille, der Friede. Ja. Glück ist definitiv wie Ohropax.
Mit mir dehnen sich Friede und Ruhe aus.
Streitende Welten vereinbaren Kampfpausen.
Unauffälligkeit ist mein zweiter Vorname.
Ich bringe Menschen in sich selbst zurück.
Meine Königsdisziplin ist die Konzentration.
Ich klammere nicht.
Mein Motto: Jederzeit bereit!
😁
Der Dienstag dichtet!
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Jeden Dienstag wird ein Gedicht aus eigener Herstellung veröffentlicht.
Auch Wortgeflumselkritzelkram
Mutigerleben
Werner Kastens
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Gedankenweberei
Wortverdreher
Dein Poet
Geschichten mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Petra schreibt
Traumspruch
und Lyrik trifft Poesie
sind mit von der Partie.
Viel Freude bei allen Besuchen!
„Guten Morgen“, sagt die Frau, die an einem großen Tisch sitzt. Es ist viel Platz um sie herum, und ich zögere kurz, bevor ich mich ihr gegenüber setze. Ich bin ein bisschen enttäuscht. Die Frau wirkt nicht experimentierfreudig. Sie trägt einen schwarzen, schlichten Hosenanzug, ist dezent geschminkt und hat ihre Haare zu einem strengen Zopf gebunden. Ziemlich konservativ, denke ich. Und dazu auch noch Perlenohrringe! Das einzig auffällige an ihr sind die Fingernägel. Sie sind kurz geschnitten und jeder Nagel hat eine andere Farbe, rot, grün, blau, lila, gold, schwarz, weiß, pink, gelb und auf dem kleinen Fingernagel links ist ein Gänseblümchen auf grünem Grund gemalt.
„Mein Name ist Schmidt“, sagt die Frau und lächelt. „Was kann ich für Sie tun?“ Sie faltet die Hände vor sich. Ich habe das deutliche Gefühl, sie genießt den Augenblick.
„Äh“, sage ich. Was wollte ich hier?
„Ich denke, Sie möchten experimentierfreudiger werden“, sagt die Frau freundlich.
„Stimmt“, sage ich und versuche, nicht auf die Perlenohrringe zu schauen.
„Haben Sie bestimmte Absichten?“ fragt die Frau.
„Absichten?“ Ich verstumme. Ehrlich gesagt, habe ich überhaupt keine Vorstellung von dem, was ich will, ich weiß nur, dass ich mit dem Ist-Zustand unzufrieden bin.
„Also keine. Wie sieht es mit Ihrer Voreingenommenheit aus?“
Mein Blick fällt auf die bunten Fingernägel. Sofort gucke ich weg. „Äh…“ sage ich.
„Aha“, sagt die Frau. „Na, dann fangen wir doch mit dem einfachsten an, oder?“
„Dem einfachsten?“ wiederhole ich ratlos.
„Ihr Ist-Zustand. Davon ausgehend arbeiten wir dann weiter. Ist das in Ordnung für Sie?“
„Doch. Ja.“ Ich richte mich auf. Das kann ich. Mit meinem Ist-Zustand kenne ich mich aus. Die Frau legt ihre Hände vor sich und lächelt. Das Gänseblümchen leuchtet.
(Inspiriert vom Fasten-Schreibexperiment von Susanne Niemeyer. Wobei Fasten und ich eigentlich nicht kompatibel sind. In diesem Experiment allerdings schon. 😊)
In der Küche meiner Kindheit lag ein Wachstuch über der normalen Tagesdecke, weiß mit blauen Blumen war eines davon. Es wurde vor dem Essen aufgelegt und nach dem Essen feucht abgewischt und wieder abgenommen. Es war praktisch, denn alle Flecken und Krümel verschwanden einfach mit dem feuchten Tuch, aber richtig schön fand ich es nie – es klebte an den Unterarmen fest, wenn es warm war oder fühlte sich kalt an im Winter. Mit der Zeit verblassten die Farben und das Tuch bekam Kratzer und dünne Stellen. Irgendwann gab es ein neues, und ich wusste, das würde unsere Familie jetzt ein paar Jahre begleiten.
Die Tradition des Wachstuches habe ich nicht übernommen, meine zwei Tische haben Holzoberflächen, die benutzt werden dürfen, und es liegen höchstens ein paar Tischsets darauf, um die Oberfläche ein bisschen zu entlasten.
Die Wachstücher mochten keine zu heißen Teller oder gar Kochtöpfe auf sich. Sie reagierten beleidigt und warfen Wellen, die nie wieder verschwanden. Meine Mutter konnte sich furchtbar aufregen über so eine Verwerfung, denn es gab extra Untersetzer für Töpfe und Sets für heiße Teller.
Mein absolutes Haßgericht war Sellerie, den es glücklicherweise selten gab. Griesbrei mochte ich auch nicht. Wir mussten unsere Teller nicht unbedingt leer essen, obwohl es ganz gern gesehen wurde, aber wenn es nicht ging, war das nicht schlimm. Schlimm war es aber, zum Essen zu spät zu kommen. Das hatte unangenehme Folgen, von der Gardinenpredigt über den Wutausbruch bis hin zu eisigem Schweigen war alles möglich. War mein Vater nicht pünktlich zum Essen da, oder wir hatten die Zeit vergessen, dann schrie meine Mutter durchaus auch aus der Küchentür in die Nachbarschaft, so dass wirklich alle wussten, dass es JETZT Essen bei uns gab. Meiner Schwester war das jedes Mal unendlich peinlich. Mir nicht, aber es hat mich unter Stress gesetzt, und so kam auch ich zu spät, weil ich die explosive Stimmung am Küchentisch gern vermieden hätte.
Meine Mutter hat gutbürgerlich gekocht, und sie hat sehr gut gekocht, aber nie gern. Kochen war ihre Arbeit und sie hat sie erledigt, aber ich glaube, wenn sie hätte wählen können, hätte sie lieber eine andere Arbeit gehabt. Der Fluch der Nachkriegsgeneration – das Rollenmodell stand.
draussen warmes Dunkel
sanft verbergende Nacht
feuchter Wind zupft am Haar
drinnen grelles Licht
schneidend helle Stiche
dringen in den Kopf
kein Platz für Morgenstimmung
trockene Luft umfasst
uns Widerstrebende
Morgenroutine im IC
Der Dienstag dichtet!
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Jeden Dienstag wird ein Gedicht aus eigener Herstellung veröffentlicht.
Auch Wortgeflumselkritzelkram
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Viel Freude bei allen Besuchen!
Mit langen Schritten lief sie den Pfad am Waldrand entlang, hielt sich im Schatten der Kiefern und sah in den übertrieben blauen Himmel hinauf. Eine Dichterlesung! Was hatte sie sich dabei gedacht? Lyrik war noch nie ihr Ding gewesen, sie bevorzugte Liebesromane, und zwar die, bei denen man schon am Anfang wusste, wer am Ende zusammensein würde. Trotzdem hatte sie sich überreden lassen, mitzukommen, und was war das für ein Abend gewesen! Experimentelle Lyrik! Selbst nach zwei endlosen Stunden hatte sie immer noch keine Ahnung, was der Dichter ihr zu sagen versuchte, außer, dass er nicht nur sich, sondern auch sie unwiderstehlich fand. Er flirtete sie dermassen hemmungslos an, dass sie sich fast ducken musste, um nicht weggeblasen zu werden von all den stürmischen Blicken. Ihre Freundin hatte gegrinst. Natürlich!
Sie lehnte sich auf das sonnenwarme Gatter vor ihr und rief nach Rufus. Er hob den Kopf, I-Ahte laut und trabte auf sie zu. Esel! Die waren genügsam, sie brauchten fast nichts, außer ein bisschen Kraftfutter ab und zu und eine kraulende Hand unter den Ohren. Sie war genauso, oder? Zäh und genügsam. Sie musste nicht verkuppelt werden. Mit beiden Händen strich sie Rufus über den Kopf, er lehnte sich schmachtend an das Gatter und atmete laut. Naja. So ganz stimmte das auch nicht. Ganz hinten in der Ecke der Koppel stand Iris, die Eselin, die sie für Rufus gekauft hatte, und betrachtete sie mit misstrauischen Blicken. So handzahm wie ihr Lieblingsesel war sie nicht, aber Rufus war deutlich glücklicher.
Und so hatte sie nun heute abend ein Date mit einem Dichter für experimentelle Lyrik. Was Rufus konnte, konnte sie schon lange! Immerhin hatte sie ein paarmal laut gelacht während der Lesung. Und lachen war fast so gut wie ein I-Ah von Rufus, wenn sie ihm die Ohren massierte, oder?
Das war ein Beitrag zu den abc-Etüden, organisiert (immer noch, glücklicherweise) von Christiane und ihrem Blog Irgendwas ist immer. Die Wortspende stammt dieses Mal von Werner Kastens und seinem Blog Mit Worten Gedanken horten. Die einzufügenden Wörter waren Dichterlesung, genügsam und verkuppeln in maximal 300 Worte.
Heute könnte der Tag der Südfrüchte werden. Speziell ein Tag der Orangen. Fast als erstes heute morgen habe ich eine Orange geschält und ihr Duft hat die Küche geflutet. Als ich den Joghurt über die Orangenstücke gegeben habe, hat er wohlig geseufzt, ich hab´s gehört. Die zweite Orangenhälfte gab es zum Frühstück und der Tag wurde heller.
Dann habe ich überlegt, dass der Duft mich durch den Tag begleiten könnte. Er würde sich mit dem Schnee vermischen, der überraschenderweise heute Nacht gefallen ist und sich auf der Arbeit in die Kaffeeküche einschleichen. Später dann äße ich den Orangenjoghurt und er würde mir zuflüstern: „Es gibt immer etwas Schönes, du musst nur ein bisschen suchen“, und dann würde ich mit neuem Schwung weiterarbeiten.
Am Nachmittag würde ich an Sommer denken, an Seen und Badetücher und an Vanilleeis mit Orangensauce und mir Mut zusprechen. Es geht voran, doch, das tut es.
Und beim Abendessen mit einer Freundin läge Orangenduft im gut gekühlten Rosé.
Ich denke, heute ist der Tag der Südfrüchte. Der Duft ist schon da, und nach dem Rest muss ich nur ein wenig suchen.
Lies mich! Read me!
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