1. Weihnachtstag

Ich werde wach, weil ich wach werde. Meine Adventsbegleiter sitzen unterm Tannenbaum und bekommen von der kleinen Goldenen etwas vorgelesen. „Na los“, sage ich, „das letzte Päckchen ist dran.“ „Was für ein Päckchen?“ sagt das Schwein, „wir sind doch durch, oder?“ „Nö“, sage ich, „wir hatten einen 25. Teilnehmer, den Joker.“ „Was!“ ruft das Schwein, „und ich wusste nichts davon?!“ „Tja“, sage ich, „so ist das manchmal.“

„Noch ein Geschenk“, sagt das Schwein mit glänzenden Augen. Ich freue mich auch.

Der Adventsbegleiter guckt, als ob er das schon lange gewusst hätte, während das Schwein buchstabiert. „Du bist – Mon – Cheri“. Ratlos guckt es auf das rosa Papier. „Ich bin eine Praline?“ „Meine Praline!“ ruft die kleine Goldene.

Das Schwein sieht sofort ein bisschen aus wie das rosa Einwickelpapier, während der Adventsbegleiter und ich einen Blick tauschen. Wir erklären es später, vereinbaren wir stumm. Dann gehen wir alle unserer Weihnachtswege, jede und jeder geliebt, je und je.

24. Dezember, Heiligabend

Ich werde geweckt, weil das Schwein auf meiner Nase liegt und ich keine Luft bekomme. Es starrt bohrend in mein linkes Auge, und als ich zurückgucke, ruft es: „Sie ist wach!“ Der Adventsbegleiter lächelt und schaut entschuldigend. Er schwebt über meinem Kopf wie ein Kolibri. „Schon gut, schon gut, ich komme“, sage ich und stehe auf. Das 24. Päckchen ist flach wie ein Briefumschlag.

„Ist es wirklich das Letzte?“ fragt das Schwein. „Mal sehen“, sage ich und öffne den Umschlag.

„Oh“, sage ich und muss heftig blinzeln, als ich den Text von Susanne Niemeyer gelesen habe. Das Schwein braucht etwas, bis es fertig ist, währenddessen legt der Adventsbegleiter mir eine Hand auf den Finger. „Das ist eine sehr gute Idee“, sagt das Schwein dann beeindruckt, „ich möchte bitte den Mann, der mich gemacht hat, da drauf haben.“ Der Adventsbegleiter zeigt auf mich, was mich schon wieder blinzeln lässt. Ich schreibe das Schwein und den Adventsbegleiter, mich und den Töpfer auf das Herz, außerdem meine Freunde, Heinz und meine Familie. „Man darf mehr als einen?“ sagt das Schwein, „dann noch die kleine Goldene, bitte.“ Ich schreibe. Uns fallen ziemlich viele Menschen ein. Und dann…

„Ich bin wieder da!“ sagt die kleine Goldene und küsst das Schwein auf die Nase. Es verfärbt sich himbeerrosa und verliert vorübergehend seine Sprache. Der Adventsbegleiter schleppt etwas an, das viel zu schwer für ihn ist.

„Ich hab sie nicht vergessen“, sage ich, „die machen wir heute Abend an.“ Er lächelt und nickt. Ich lehne mich zurück. Ich glaube, das wird ein guter Tag. Und den wünschen wir allen Leserinnen und Lesern da draußen auch. Frohe und gesegnete Weihnachten!

23. Dezember

Ich wache auf, nachdem ich von Firmenweihnachtsfeiern geträumt habe. Brrr. Das Schwein liegt auf der Nachttischlampe und wartet auf mich. „Los, los, wir müssen ein Päckchen aufmachen, es sieht heute besonders aus!“ sagt es und zappelt ungeduldig. Ok. Es hat Recht. Es sieht besonders aus.

Es ist ganz leicht. „Ein Schneeball?“ rät das Schwein. „Ein Tennisball?“ rate ich.

Ein Papier-Pompom! Der Adventsbegleiter ist entzückt. „Den hängen wir an den Tannenbaum, ja?“ sagt das Schwein andächtig. Ich nicke. Plötzlich kommt von nirgendwo der Lebkuchenmann angerast. In den letzten Tagen hat er sein eigenes Ding gemacht, er ist freiheitsliebend. „Banzaiiii!“ schreit er und springt mit Anlauf in den Pompom.

„Mein Ausguck!“ ruft er. „Im Tannenbaum wirst du einen noch viel besseren Ausguck haben“, sage ich und hebe ihn hoch. Er strahlt. „Volle Fahrt voraus!“ Ich glaube, wenn er einen Säbel hätte, würde er ihn jetzt in die Höhe recken. „Ich habe einen Piraten in meinem Baum“, denke ich laut. „Drei Piraten!“ ruft das Schwein und gallopiert uns hinterher. Der Adventsbegleiter tut alles, um auch piratenmäßig auszusehen, aber er ist ein sanfter Pirat. „Na dann“, sage ich. Auf nach Tortuga!

22. Dezember

Ich wache auf, weil heute viel zu tun ist. Meine Adventsbegleiter dösen an der Heizung, was der Schneekuchenmann nicht tun sollte. Seine Glasur ist etwas außer Form geraten, aber das ist nichts, was wir nicht mit einem Fön und ein bisschen Gejammer wieder hinkriegen würden. Wir sind beide geübt. Heute darf ich meinen Beitrag zum Etüden-Adventskalender rebloggen, was ich mit großer Freude getan habe. Fräulein Honigohr forever! 😍 „Wer ist Fräulein Honigmund?“ fragt das Schwein und starrt hypnotisierend auf das 22. Päckchen, damit ich es endlich öffne, aber erst brauche ich Tee.

„Honigohr, Fräulein Honigohr“, sage ich, „lass sie das bloß nicht hören!“ Der Adventsbegleiter kichert. Er hat Fräulein Honigohr schon kennengelernt. „Sie ist… „, sage ich und suche nach Worten, „… besonders. Vielleicht kommt sie uns besuchen, dann lernst du sie kennen.“ Das Schwein ist eher am 22. Päckchen interessiert. ‚Warte nur‘, denke ich, dann öffne ich es.

„Bee-ren-mix“, buchstabiert das Schwein. „Das ist gut, oder?“ „Ja!“ Ich freue mich, und die Kürbismarmelade von gestern ist schon alle, der Schneekuchenmann hat nichts übrig gelassen. „Beerenmix? Ist das Marmelade?“ Der Schneekuchenmann hüpft so schnell wie möglich herbei, was für seine noch nicht getrocknete Glasur ein kleines Desaster ist. Er hört ziemlich gut, wenn es um sein Lieblingsthema geht.

„Die öffnen wir morgen“, sage ich, „du musst erstmal trocknen, sonst haben wir Schokolade in der Marmelade.“ Das Schwein hat leuchtende Augen. „Nein-nein“, sage ich streng und jage den Schneekuchenmann und das Schwein vom Glas weg. Der Adventsbegleiter kichert so heftig, dass seine Flügelspitzen leuchten. ‚Fräulein Honigohr würde sich hier ziemlich wohlfühlen‘, denke ich und versuche, streng auszusehen, aber es klappt nicht. Und dann mache ich mich auf, die vielen Dinge zu erledigen.

21. Dezember

Ich wache in Etappen auf. Von meinen Adventsbegleitern ist nichts zu hören. Ich finde sie vorm Fenster in der Küche. „Was macht ihr?“ frage ich. „Wir zählen Vögel“, sagt das Schwein, „wir haben schon 26. Aber vielleicht sind es auch weniger und wir zählen sie doppelt.“ Ich hinterfrage diese Tätigkeit nicht. Jedem das Seine. „Wie wäre es mit dem 21. Päckchen?“ „Ja!“ ruft das Schwein und galoppiert zum Tisch, der Adventsbegleiter schwebt hinterher. Ach… fliegen können…

Die Nr. 21 ist mittelschwer. „Was ist das da für eine Schrift?“ fragt das Schwein und dreht den Kopf schief. „Altdeutsch“, sage ich. „Was!“ sagt das Schwein, „ich übe und übe und dann denkt ihr euch verschiedene Schriften aus? Unfair!“ „Äh“, sage ich und denke an die tausend verschiedenen Schriften auf der Welt und an unsere geheime Schrift in der vierten Klasse und sage dann: „Stimmt. Ist unfair.“ Das Schwein nickt. „Aufmachen!“ Gehorsam öffne ich das Päckchen.

Der Adventsbegleiter guckt begehrlich auf die Schokopraline. Ich schiebe sie ihm zu und erstaunlicherweise protestiert das Schwein nicht. Der Adventsbegleiter und ich sehen es prüfend an. „Was?“ sagt das Schwein, „die kleine Goldene hat gesagt, man darf nicht immer alles für sich haben wollen.“ Es sieht sehr zufrieden mit sich aus, als es das sagt. „Apropos“, sage ich, „sie hat ein Foto geschickt. Guck“:

„Oh“, sagt das Schwein und dann erstmal nichts mehr. „Eine ihrer Schwestern?“ frage ich den Adventsbegleiter. Er nickt. „Guck“, sage ich, „es gab auch noch Marmelade, Kürbis-Orange-Apfel. Lecker!“ Ich freue mich auf das Frühstück morgen. „Marmelade?“ ruft es von hinten, und dann knistert der Schneekuchenmann herbei. Für seine Verhältnisse hat er einen Affenzahn drauf. „Marmelade, oh du süße Köstlichkeit, Destillat des Sommers, fruchtige Verführung des Gaumens…“ schnauft er, er ist etwas außer Atem. „Jaja“, sage ich, „ich hab’s verstanden, wir teilen.“ „Oh, ihr Götter des Sommers, ich wurde erhört!“ sagt er und betrachtet sehnsuchtsvoll das Marmeladenglas. „Einen Löffelvoll jetzt gleich?“ frage ich und der Lebkuchenmann seufzt glücklich und nickt. Jedem das Seine.

20. Dezember

Ich wache auf, weil das Schwein auf meiner Nase herumhopst und „aufwachen, aufwachen“ ruft. „Ich dachte, auf der Nase herumhopsen sei unhöflich“, sage ich und raffe mich auf. „Das war gestern“, sagt das Schwein, „los-los, wir müssen das nächste Päckchen aufmachen!“ „Lass mich raten, die kleine Goldene ist nicht da“, sage ich. „Sie besucht ihre Schwestern“, sagt das Schwein und rennt in die Küche.

Das 20. Päckchen ist klein und nicht schwer. Der Adventsbegleiter zupft am Band herum und hinterlässt goldene Spuren. Ich staune. Er zuckt mit den Achseln. „Das ist seit gestern so“, sagt das Schwein, „man kann sehen, wo er überall war.“ Ich gucke mich um. Es leuchtet golden an den Kerzen und an den Ohren des Schweins. Ich öffne das Päckchen.

Ein Schlüsselanhänger! Und ein kleines geheimnisvolles Schächtelchen. Vorsichtig ziehe ich es auf und uns springt ein Tannenbaum entgegen.

„Oh!“ sagt das Schwein und guckt andächtig. „Das ist toll! Mach es nochmal zu und dann wieder auf, bitte!“ Gehorsam lasse ich den Tannenbaum noch einmal aus der Schachtel hüpfen. Das Schwein hat glänzende Augen. „Nochmal?“ frage ich. Das Schwein nickt. Während wir ‚Tannenbaum-aus-der-Schachtel‘ spielen, hat der Adventsbegleiter etwas entdeckt.

Ich bin entzückt. Der Adventsbegleiter hat ein leises Rauschen und Salzgeruch in den Flügeln. Sachte streicht er über die Schwanzflosse des Fisches. „,Ich glaube, wir sollten mal wieder ans Meer fahren“, sage ich und schnuppere nach dem Salz. „Aber erst stellen wir den Tannenbaum auf!“ ruft das Schwein von hinten. „Klar“, sage ich.

19. Dezember

Ich wache auf, weil ich lange genug geschlafen habe. Das fühlt sich gut an! Das Schwein wartet schon auf mich. „Wo ist denn die kleine Goldene?“ frage ich. „Mit dem Adventsbegleiter in der Küche. Wir warten schon eine Unendlichkeit lang auf dich!“ sagt das Schwein. „Wie lang ist denn eine Unendlichkeit?“ frage ich interessiert. Das Schwein grunzt. „So lang, wie du wach bist und hoffst, dass jemand anderes auch wach wird und du weißt, dass du ihm nicht auf die Nase springen darfst.“ „Seid wann hast du denn aufgehört, mir auf die Nase zu springen, wenn ich zu lange schlafe?“ frage ich. „Die kleine Goldene hat gesagt, das wäre unhöflich“, sagt das Schwein. Ach! „Da hat sie Recht“, sage ich und freue mich über den unverhofften Einzug von Sitte und Anstand in meiner Wohnung. Das Schwein seufzt. Ok, das 19. Päckchen ist dran.

Es ist groß und blau und golden. „Aber nicht so wie du“, sagt das Schwein zur kleinen Goldenen und bekommt schon wieder rosa Wangen. Der Adventsbegleiter streicht vorsichtig mit den Händen über die goldenen Flecken und zeigt uns seine Handflächen. Sie schimmern golden. „Eindeutig, Weihnachten kommt näher“, sage ich und öffne das Päckchen.

„Du bist das Licht der Welt, das die Nacht erhellt, heller Morgenstern“, lese ich vor. „Oh…“, sagt die kleine Goldene, „können wir sie anzünden?“ Der Adventsbegleiter und ich schütteln gleichzeitig den Kopf. „Am 24. Dezember machen wir das“, sage ich, „dann ist sie genau richtig.“

„Sie ist so grün wie ein Tannenbaum“, sagt das Schwein und die kleine Goldene nickt. „Und das hier erinnert mich an den Himmel im Sommer“, sagt das Schwein und klettert auf die leere Verpackung. „Was ist der Sommer?“ fragt die kleine Goldene.

Wir sind alle einen Moment lang sprachlos. Und dann legen wir los und erzählen von Bienen, schwimmen gehen, Nachtigallen und Löwenzahn-Samen, von kurzen Nächten, kurzen Hosen und offenen Fenstern. „Das klingt schön“, sagt die kleine Goldene, „aber jetzt finde ich es auch ganz ok.“ Dann kitzelt sie das Schwein und flüchtet anschließend hinter den Honig, das Schwein galoppiert hinterher und quiekt. „Sie hat schon wieder Recht“, sage ich, „jetzt ist es auch schön.“ Der Adventsbegleiter nickt. Seine Handflächen schimmern.

18. Dezember

Ich wache auf. Es ist unfassbar grau draußen, so ein stumpfes, mattes, graues Grau, unentschlossen zwischen Nacht und Tag. Das Schwein galoppiert in der Küche herum und macht kleine Hüpfer. „Warum hüpfst du?“ frage ich griesgrämig. „Nur so“, sagt das Schwein, „da ist was in mir drin, was rauswill.“ „Aha“, sage ich, „aus mir will nichts raus, aber mindestens ein halber Liter Tee muss jetzt rein.“ Ein bisschen später ist das 18. Päckchen dran.

„Da bewegt sich was“, sagt das Schwein. Der Adventsbegleiter nickt. „Na, dann gucken wir mal“, sage ich.

„Hallo!“, sagt der kleine goldene Engel, nachdem ich ihn aus der Verpackung befreit habe. „Wer seid ihr denn?“ Das Schwein ist sprachlos, also stellt der Adventsbegleiter uns einander vor. Irgendwann findet das Schwein seine Worte wieder. „Warum bist du so golden?“ fragt es schüchtern. Das Schwein – schüchtern? Die Kontinente stehen still, Flüsse fließen aufwärts, aber das Schwein und schüchtern? Ich höre zu. „Keine Ahnung“, sagt der kleine goldene Engel, „ich war schon immer so.“ „Es ist schön“, sagt das Schwein und guckt bewundernd. Der Adventsbegleiter betastet die zwei schlittschuhfahrenden Schneemänner. „Die sagen leider gar nichts“, sagt der kleine goldene Engel, „es war ziemlich langweilig mit ihnen.“ „Jetzt sind wir ja da“, sagt das Schwein mit rosafarbenen Wangen, „sollen wir dir alles zeigen?“ „Supergern“, sagt der kleine goldene Engel und lächelt. Das Schwein verfärbt sich himbeerrosa. Dann ziehen sie los.

„Willst du nicht mit?“ frage ich den Adventsbegleiter. Der schüttelt den Kopf und lächelt auch. Ich nicke und wende mich den Schneemännern zu. Kann ja sein, dass sie nichts sagen, aber ich mag sie. „Ich weiß schon, wo ihr hinkommt“, sage ich. Und genau da hellen sie ein wenig später das Grau auf.

17. Dezember, 3. Advent

Ich werde geweckt, weil das Schwein mit dem Schneekuchenmann Fangen spielt. Was unfair ist, denn der Schneekuchenmann kann nur hüpfen und das Schwein rennt in einem irren Tempo im Kreis um ihn herum. Aber beide lachen und der Adventsbegleiter hat ein Auge auf die zwei, also drehe ich mich nochmal um und schlafe weiter. Später ist das 17. Päckchen dran.

Bevor es überhaupt losgeht, steht das Schwein mit großen, seelenvollen Augen vor mir. „Jaja“, sage ich, „schon gut, wir zünden heute alle drei Kerzen an. Wenn dir soviel daran liegt…“ Der Adventsbegleiter räuspert sich. „Euch“, murmele ich und reiße ein Streichholz an. Das Schwein quiekt entzückt, als drei Kerzen brennen. Der Adventsbegleiter guckt in die Flammen, das Licht spiegelt sich in seinen Augen. Doch, es ist ganz nett, muss ich zugeben. „Das Päckchen!“ ruft das Schwein.

„Weih-nachts-cap-p-uc-cino“, buchstabiert das Schwein mühsam. „Was ist das?“ „Kaffee mit Kakao und Zucker und Milch“, sage ich und freue mich. „Kaffee?“ sagt das Schwein und zieht die Nase kraus. „Wieso tut jemand Kaffee zu den guten Sachen und verdirbt sie?“ Der Adventsbegleiter und ich nicken uns zu. Der Cappuccino gehört uns.

In der Zwischenzeit ist der Schneekuchenmann zu uns gestossen.

Er sucht die schlanke, weiße Schönheit, die er vor einigen Tagen angehimmelt hat. „Wo ist sie hin?“ fragt er und betrachtet ratlos den kurzen weißen Kerzenrest. „Äh…“, sage ich und will es ihm erklären, als mich das Schwein anrempelt. „Sag, dass sie ausgegangen ist und heute Abend zurück kommt“, flüstert es. Ich gehorche. „Er ist nicht der Hellste, aber ein ganz Lieber“, flüstert das Schwein.

Ich nicke. Und dann gucken wir den Kerzen noch ein bisschen beim Brennen zu.

16. Dezember

Ich wache auf, weil der Schneekuchenmann dröhnend „Muss i denn, muss i denn zu-um Städtele hinaus“ singt. Die kleine weiße Stadt ist offiziell zu seinem Herrschaftsbereich erklärt worden, und jedesmal, wenn er sie verlässt, singt er dieses Lied. Heute ist das 16. Päckchen dran.

„Es ist hoch wie ein Hochhaus“, sagt das Schwein, „und ganz oben schwimmt ein Fisch.“ „Stimmt“, sage ich und öffne es.

„Oh, schön“, sagt das Schwein andächtig. Der Adventsbegleiter summt ein bisschen vor sich hin. Nach einer kleinen Weile schnauft das Schwein einmal. „Jetzt haben wir schon drei Kerzen. Fast ein Adventskranz. Eine fehlt noch.“ Es sieht mich herausfordernd an. Ich seufze. Das Thema hatten wir schon. „Ich finde immer noch, eine Kerze reicht völlig. Vier sind ziemlich viele!“ Das Schwein schüttelt den Kopf. „Es müssen vier sein, das sagen alle Zeitschriften! Auf allen Bildern sind vier Kerzen! Du machst das verkehrt!“ Ich gucke den Adventsbegleiter an. Der betrachtet konzentriert die neue Kerze. Vielleicht zählt er die Perlen. „Ich denke drüber nach“, sage ich. An Adventssamstagen soll man nicht streiten. „Und jetzt mal ehrlich: Wer hat dem Schneekuchenmann dieses Lied beigebracht?“ Das Lied ertönt zum dritten Mal heute morgen aus dem Wohnzimmer. Der Adventsbegleiter hat es auf einmal eilig. Das Schwein grinst. „Du!“ rufe ich dem Adventsbegleiter hinterher, „du bist uns was schuldig!“