der Tag rollt sich aus

der Tag rollt sich aus wie ein Teppich
Ratlosigkeit webt sein Muster
verbirgst du dich vor mir?
der Balkontisch hat ein gebrochenes Bein
das Leben hinkt
stellst du mich auf festen Grund?
ich atme klare Luft
Leben ist, was man bekommt
und was nicht
bin ich stark und fasse Mut?
sei mir nah
das ist mein Herzenswunsch
reparierbar ist mehr als man denkt

Nächsten Dienstag setze ich einmal aus bei den Dienstagsdichtern, da bin ich nämlich im Urlaub. Hurra! 😊

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte

Was ich nicht von dir weiß

  • wie deine Haut an den Händen Falten wirft
  • wie schwer (oder leicht) dir das Leben sein kann
  • deine verschütteten Träume
  • die Größe deiner Ängste
  • ob dir deine gewaltigen Augenbrauen gefallen
  • an was du dich erinnerst (und an was nicht)
  • von wem du nachts träumst
  • an was du denkst, wenn du wartest
  • was du gerne noch tun würdest
  • ob du über all das reden möchtest
  • wie oft du an mich denkst

Mal wieder kein richtiges Gedicht, aber es liegt mir am Herzen, und deswegen ist es irgendwie doch ein Gedicht.

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
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Lebensbetrunken
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Suses Buchtraum
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Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte

Judiths‘ Was-Fragen

Die Fragen habe ich bei Judith entdeckt und mir ausgeliehen. Vielen Dank! 🙂

  • Was siehst Du, wenn Du nach rechts schaust?

Die kahlen Köpfe einiger großer, alter Bäume und zwei Ordner, die ich leider noch bearbeiten muss.

  • Was stärkt Deinen Mut?

Schöne Texte. Die sind wie Brot und Wasser und Manna.

  • Was hat Dich gestern gefreut?

Der Lachanfall beim zoom-Treffen. Und die Unzufriedenheit mit meinen Texten. Sehr schön.

  • Was hilft Dir am besten beim entspannen?

Stille. Planlos sinnieren. Vorfreude. Schrecklich dumme Handyspiele (Austin, ich liebe dich!)

  • Was ist Dein Lieblingseis?

Keines. Ich lass mich gerne überraschen.

  • Was steht auf Deiner To be-Liste für heute?

Mindestens drei schöne Wörter finden, die zusammengehören, aber noch allein im All herumirren. Ansonsten: Arbeiten, kochen, leben.

  • Was waren die drei schönsten Erlebnisse 2021 für Dich?

Mein Vater ist noch dabei! Alles andere fällt daneben sehr ab.

jetzt

Der Himmel ist grauweiß bezogen. An der Fensterscheibe klebt Blütenstaub. Die Feuerwehrsirene heult ein Lied von Gefahr. Draußen geht ein leiser Wind. Ein Vogel zirpt. Der alte Stuhl wartet schweigend. Ein Streifen hellstes Blau zwischen den Wolken. Dampf steigt über der Teetasse auf. Auf dem Balkon trocknet die blaurote Decke. Gegenüber weiße, große Häuser mit Jalousieaugen. Soll ich?

unter allem: Türkis

ich bin mir nicht sicher
Alltagsdinge verlieren die spitzen Ecken
abschrubbare Tattoos reichen nicht
ich bin mir nicht sicher
die Ziele sind schon lange unsichtbar
es gab ein türkisfarbenes Meer
ich bin mir nicht sicher
abschrubbare Tattoos reichen nicht

(unter allem: Türkis)

Neue Erfahrungen

Das war mir neu. Giftschnecken? Jetzt frage ich mich, ob die Schilder deswegen so dunkel verfärbt sind, weil die Schnecken immer und immer wieder darüber gekrochen sind, mit irrem Gekicher, und sich gegenseitig zugeflüstert haben, nur noch einmal, komm, dann kann es keiner mehr lesen und unser Samstagabendsnack traut sich wieder auf die Wiese…

Fragen über Fragen.

Awesome Blogger Award II

Teil II: Hier die Fragen von Linda:

Wann hast Du angefangen zu schreiben und warum?
In der Schule. Ich habe Aufsätze immer gemocht, wenn ich sie frei schreiben durfte. Zuhause habe ich dann meine ersten Geschichten geschrieben (und selbst illustriert! Ja-haaa, da durfte ich das noch und wurde sogar dafür gelobt 🙂 .)

Wo würdest Du am liebsten leben, wenn du könntest?
Hier. Aber ein kleines Häuschen irgendwo am Strand als Feriendomizil wäre auch nett. Ziemlich nett sogar.

Bist du mit Du mit deinem Beruf/ Studium/ Leben glücklich oder würdest Du etwas anders machen wollen?
Mein Beruf ist eigentlich schön, nur im Moment zu anstrengend. Es bleibt nicht viel Platz für Leben daneben übrig, das ist nicht so schön. Ganz früher wäre ich gern Goldschmiedin geworden oder Restauratorin, aber das ist leider nichts geworden.

Was ist Dein Lieblingsbuch? Wieso?
Es gibt mehrere. Besonders geprägt hat mich die Herr der Ringe Trilogie. Wenn man so etwas als erste Fantasy Erfahrung liest, mit diesen unglaublichen Welten, Figuren und Handlungen, tja, da hat es alles andere danach schwer.

Ein Haus am See oder eine Villa am Strand?
Och, ich würde beides nehmen… immer abwechselnd, bitte!

Hast Du eine Sammelleidenschaft? Wenn ja, was sagen Deine Freunde und Familie darüber? Wissen sie es überhaupt? 😀
Habe ich nicht. Ich entsorge ziemlich gern. Vielleicht Bücher, aber da verlässt auch vieles meine Wohnung wieder.

Bist Du ein Einzelgänger oder ein Rudeltier?
Das kommt darauf an. Ich bin gern allein, aber die besten Erlebnisse finden in Gruppen statt. Und gemeinsam kann man größere Dinge tun und anschieben. Also beides, je nach Bedarf.

Welche Musik hörst Du am liebsten und wie beeinflusst diese deinen Alltag?
Ich mag es gern abwechslungsreich. Bis auf Heavy Metal, Techno und Schlager höre ich eigentlich alles. Orchesterklassik liebe ich live. Blues und Jazz ist toll, allerdings kein Freejazz, der überfordert mich. Songwritermusik ist wunderbar. Und ob man es glaubt oder nicht, ich hatte mal eine kurze Bollywoodmusikphase 🙂 . Die ist allerdings vorbei.

Was ist Deine größte Inspirationsquelle?
Menschen. Und der Wald.

Was ist Dein Lieblingsessen? Verbindest Du damit Kindheitserinnerungen?
Frikassee. Oh ja, viele Kindheitserinnerungen. Das ist ein Trösteessen in schwierigen Lebenssituationen.

Vielen Dank für alle Fragen!

Awesome Blogger Award I

Ich bin von Judith und Linda für den Awesome Blogger Award nominiert worden  – vielen lieben Dank dafür! Die Fragen beantworte ich in zwei Beiträgen, die Fragen heute stammen von Judith.

Was für Texte schreibst Du am liebsten? Warum diese Art?
Am allerliebsten schreibe ich mit und über Charaktere, die ich kenne. Eine meiner Lieblingsfiguren ist Gnorm, es war ein reines Vergnügen, seine Bekanntschaft zu machen. Auch mit Herrn Ribesiehl habe ich ein enges Verhältnis, ich fürchte allerdings, hier kennt ihn noch niemand. Wenn man die kleinen Macken und Ecken und Kanten seiner Figuren kennt, ist es, als ob sie einem beim Schreiben über die Schulter gucken und mit dem Finger auf Stellen zeigen, die ihnen nicht gefallen. Und meistens haben sie recht.

Welches sind – Deiner Meinung nach – Deine 3 tollsten Beiträge?
Puh. Das ist jetzt schwierig. Ich kann ja schlecht schreiben, dass Wellenbrink und Gnorm meine Lieblingsbeiträge sind, während hinter mir der Schweinehund empört seine Fäuste ballt, oder? Oder??

Bist Du schon einmal für einen Deiner Beiträge beschimpft worden?
Nein. Allerdings gucken mich manche Leute öfter verstohlen von der Seite an, wenn sie meine etwas verrückteren Beiträge gelesen haben. Keine Ahnung, ob das etwas zu bedeuten hat.

Welche Gefühle tauchen bei Dir auf, wenn Du im „Schreib-Fluss“ bist?
Meistens gar keine, solange ich im Fluss bin, allerdings bin ich manchmal aufgeregt, wenn es läuft. Es passiert zuviel, und ich muss aufpassen, dass mich die Stromschnellen nicht aus der Bahn werfen. Hinterher bin ich meistens glücklich. Und nass. 🙂

Welche Jahreszeit magst Du am liebsten? Beschreibe sie mit einem kurzen, poetischen Text.
Oh, du Frühling, du! (Kurz genug? 🙂 )

Wie stehst Du zu Traditionen und Ritualen?
Hm. Theoretisch finde ich sie schön, gut und wichtig. Praktisch werfe ich sie dauernd über den Haufen. Allerdings praktiziere ich morgens eine Menge Rituale, vom Wecker ausschalten über Zähneputzen bis zum Schuhe anziehen. Das muss auch sein, sonst würde ich es nicht schaffen, vor 11.00 Uhr das Haus zu verlassen.

Was ist Deine früheste, positive Kindheitserinnerung?
Ich quetsche mich von hinten zwischen die beiden Vordersitze im Auto und meine Mutter fragt mich: „Willst du einen Bruder oder eine Schwester haben?“ (Es ist sehr lange her. Mittlerweile gibt´s selbstverständlich Gurte und Kindersitze.)

Was hättest Du niemals von Dir selbst erwartet – (und es doch getan)?
Geflogen. Gekündigt. Gegangen. Gebucht.

Gibt es einen Spruch/ein Zitat, der/das Dich durchs Leben begleitet?
Nein. Oh, doch, mein Konfirmationsspruch: Selig ist, wer nicht sieht und doch glaubt.

Was war die beste Entscheidung, die Du im letzten Jahr getroffen hast?
Die Herausforderung anzunehmen und aufzuhören, mich über die Ungerechtigkeit der Welt und des Jobs zu beschweren.

Hier sind meine zehn neuen Fragen:

  • warum schreibst du?
  • wieviel Zeit verbringst du mit deinem Blog? Zuwenig? Zuviel?
  • Welche Literaturform magst du am liebsten? Warum?
  • Socken mit Motiven oder ohne?
  • Wie beginnst du deinen Tag?
  • Welche Getränke begleiten dich durch deinen Tag?
  • Wenn du vor die Haustür trittst und dich nach rechts wendest – was siehst du?
  • Lebst du gern in dem Haus, in dem du wohnst? Gibt es eine Geschichte dazu?
  • Wenn du dich für eine andere Wandfarbe als weiß entscheiden müsstest, welche wäre das?
  • Eine Weisheit aus deinem Leben, rückblickend gesehen – welche wäre das?

Ich nominiere:

Christiane und ihr Blog Irgendwas ist immer
Katharina von Katha kritzelt
Nathalie von fundevogelnest
Werner von Mit Worten Gedanken horten
Sabine von wortgeflumselkritzelkram

Fühlt euch frei, teilzunehmen oder auch nicht! Ich nehme auch selten an Frageaktionen teil, dieses Mal haben mich aber die Fragen gelockt, die waren einfach zu verführerisch.

Fräulein Honigohr hat Fragen

Fräulein Honigohr hat Fragen

„Du, sag mal“, sagt Fräulein Honigohr zu Herrn Brummeck. „Ich hab da manchmal so ein komisches Gefühl.“
„Ach? Warum?“ Herr Brummeck nimmt einen Schluck Kaffee und lehnt sich zurück.
Fräulein Honigohr dreht eine Haarsträhne um ihren Finger. „Ich weiß auch nicht. Als ob wir Mittel zum Zweck wären. Ganz seltsam.“
„Mittel zum Zweck? Wie meinst du das?“
„Als ob wir für ein paar Minuten plötzlich fremdbestimmt wären und einem Zeitplan folgen müssten. Ich habe manchmal sogar das Gefühl, ich müsste jetzt unbedingt ganz bestimmte Wörter sagen!“
„Aha.“ Herr Brummeck mustert Fräulein Honigohr nachdenklich. „Nein, so ein Gefühl habe ich nicht.“
Fräulein Honigohr guckt enttäuscht. „Oh.“
„Aber“, Herr Brummeck lehnt sich vor und flüstert leise, „ich habe öfter das Gefühl, wir müssten etwas in einem streng vorgegebenen Rahmen erledigen. Das mag ich gar nicht.“
Fräulein Honigohr guckt ihn entzückt an. „Ja! So geht es mir auch!“
Beide sehen sich an und lächeln ernst. Dann fragt Fräulein Honigohr: „Findest du das schlimm?“
„Eher unheimlich, wenn ich ehrlich bin.“
„Ich auch.“ Fräulein Honigohr nimmt einen Teelöffel in die Hand. „Jetzt zum Beispiel habe ich das dringende Bedürfnis, diesen Löffel fallen zu lassen, obwohl das absolut sinnlos ist. Warum sollte ich ihn fallen lassen? Was hat das für einen Sinn?“ Fräulein Honigohrs Hand zittert. Sie wehrt sich mit aller Kraft dagegen, den Löffel fallen zu lassen.
Herr Brummeck steht auf und sieht sich um. „Ich glaube, wir werden beobachtet, genau jetzt!“
„Steh da nicht so großspurig herum, hilf mir!“ Fräulein Honigohr hält jetzt mit der linken Hand die rechte fest. Herr Brummeck läuft um den Tisch und umschließt mit beiden Händen Fräulein Honigohrs Löffelhand. So stehen sie eine kleine Weile lang eng zusammen. Schließlich flüstert Fräulein Honigohr: „Ich glaube, du kannst loslassen.“ Vorsichtig tritt Herr Brummeck zurück. Sie öffnet die Hand und sieht stumm auf den Löffel, der täuschend ruhig da liegt. Dann blickt sie auf und sieht bohrend in die Luft. „Wir werden das nicht länger totschweigen, hört ihr? Wer immer dafür verantwortlich ist!“ Herr Brummeck nickt entschlossen.
Stille. Niemand antwortet. Herr Brummeck setzt sich und umschließt die Kaffeetasse mit einer Hand. Fräulein Honigohr legt den Löffel auf den Tisch. Alles ist wie immer. „Ich glaube, es ist vorbei.“
„Ja, für den Moment. Aber das wird wieder passieren.“
„Wir müssen uns vorbereiten.“
„Hast du eine Idee?“
Fräulein Honigohr überlegt. Ihr Gesicht hellt sich auf. „Ein Codewort! Wir brauchen ein Codewort für den Notfall!“
„Das muss aber gut erkennbar sein. Und unverfänglich.“
Fräulein Honigohr stösst einen kleinen Schrei aus. „Ich hab´s!“
„Ja, und? Sag schon!“ Herr Brummeck sieht sie gespannt an.
„Katamaran!“
„Nicht schlecht.“
Fräulein Honigohr kraust die Nase und sieht sich misstrauisch um. „Ich habe schon wieder so ein komisches Gefühl.“
Herr Brummeck steht auf. „Weisst du was? Lass uns einen Spaziergang machen. Wir stehen erst am Anfang. Wir werden besser werden. Und wir haben jetzt die Nicht-Totschweig-Vereinbarung.“
„Na gut. Wenn du meinst.“ Fräulein Honigohr steht auf. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Hört ihr?“
Dann klappt die Wohnungstür hinter ihnen zu.

Das war ein Beitrag zu den Extra-Etüden, die von Christiane organisiert werden – vielen Dank!! Die Regel lauten maximal 500 Worte, und im Text unterzubringen sind fünf aus sechs möglichen Worten: Katamaran, großspurig, totschweigen, Zeitplan, schlimm, fallen. Ob Fräulein Honigohr wohl hinter das fiese Komplott kommen wird? Die Zukunft wird es zeigen! 🙂

Was lockt dich?

Es ist genug, wenn alles Lachen aus mir herausgehüpft ist. Wenn die Sympathiewellen ruhig über den Sand laufen. Wenn alles Essen probiert und für gut befunden wurde. Wenn die Geselligkeitsspeicher aufgefüllt sind. Aber vor allem ist es genug, wenn jedes „noch mehr“ nichts mehr füllt, sondern überfüllt, und Menschen, Erlebnisse und Dinge beginnen, an mir abzuperlen wie Wasser auf einer von Hand polierten Motorhaube. Manchmal ist es nicht leicht, das richtige „genug“ zu erkennen.
Die Farbe meines Lebens wechselt dann von gerade noch bunt in ein gefährliches, von-allem-zuviel-fahlbraun, und diese Farbüberschrift möchte ja nun wirklich niemand über sein Leben schreiben. Oder? Das Bunte zu bewahren ist eine lebenslange Aufgabe, die niemand für mich erledigen kann. Das ist beunruhigend und beruhigend zugleich.
Heute weiß ich das. Früher nicht. Manchmal würde ich gern mit meinem jüngeren Ich an einem ruhigen Fluss im Gras sitzen und picknicken und bei Käsekuchen mit Heidelbeermarmelade ein paar Gespräche mit mir führen. Vielleicht sollte ich auch noch die Liebe, den Mut und das Vertrauen dazu einladen und eine kleine Party feiern. Das könnten interessante Stunden werden.
Vielleicht würden wir dann auch über das Schreiben sprechen, und dass ich viel früher damit anfangen sollte, weil es ein Gefühl vermittelt, auf das ich auf gar keinen Fall mehr verzichten möchte: Eine Mischung aus Frieden, Freude, Glück und ganz und gar komplett zu sein. Zu einhundert Prozent in einer Sache versunken zu sein. Die Gewissheit zu haben, dass auf dem Papier alles wahr werden kann.
Das Leben lockt mich mit seinen Aufgaben und Herausforderungen, selbst dann, wenn sie furchteinflössend sind. Ich weiß immer noch nichts, obwohl ich nicht mehr jung bin – wie wunderbar ist das? Jeden Tag öffnen sich neue Fenster, und ich linse durch sie hindurch und bewundere die Aussicht auf völlig unbekanntes Terrain. Wenn man nicht aufpasst, könnte man dem Irrtum verfallen, dass man umso klüger wird, je älter man wird, aber das stimmt nur zu einem Teil. In meinem eigenen, kleinen, begrenzten Leben werde ich vielleicht klüger, aber in allem, was außerhalb meiner Selbst liegt, bin ich so ahnungslos wie ein neugeborenes Kind. Da draußen leben Milliarden Welten nebeneinander, und ich weiß gar nichts.
Und das ich nichts weiß, das ist das Verlockendste, was ich je gehört habe.

Fräulein Honigohr steht gerade neben mir und liest die letzten Sätze. Sie sieht mich an, schüttelt leicht den Kopf und sagt: „Meine Liebe, das ist ja alles schön und gut, aber für mich ist jetzt aktuell ein Eis mit Erdbeeren, Schlagsahne und Schokostreuseln das Verlockendste, das es auf der Welt gibt, also komm jetzt, wir müssen dein Gefrierfach leerräumen! Über den Rest reden wir später.“
Und zack! zieht sie mich vom Schreibtisch weg, und jetzt kann ich leider nicht mehr weiterschreiben…