wir aßen Erdbeeren im Februar lachten sehr hoch und sehr laut hatten von allem das Neueste aber den Schrein der Weisen fanden wir nicht
wir flogen im März ins Warme bauten das hellere Haus kauften den roten Ferrari aber den Schrein der Weisen fanden wir nicht
wir suchten verbissen und lange tauschten die Aktien siebenmal um wuschen die Hände in Unschuld aber den Schrein der Weisen fanden wir nicht
Der Dienstag dichtet! Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:
Der Nichtigkeitenbär füllt den Tag mit Wahrheit. Du siehst ihm zu, während er Tee kocht, auf dem Balkon Vertrocknetes über die Brüstung schnipst und dein Handyspiel zockt. „Willst du auch mal?“ fragt er freundlich und du nickst eifrig. So schwer kann das doch nicht sein! Bei ihm sieht alles so leicht aus. Du versuchst, genauso entspannt wie er das nächste Level zu knacken, versagst aber jämmerlich: Als du die dreißig rosa Rosen anklickst, hast du ein schlechtes Gewissen, beim Teekochen fragst du dich schon wieder, ob du deine Zeit nicht sinnvoller verbringen solltest. Der Nichtigkeitenbär klopft dir auf den Rücken. „Nicht aufgeben, du schaffst das!“ sagt er aufmunternd und isst einen Schokokeks. „Dein Tag hat 24 Stunden. Du kannst nicht jede Minute davon sinnvoll verbringen, das klappt nicht.“ Du nickst. Du bist ja noch in der Ausbildung. Aber einfach wird das nicht.
im Radiogottesdienst singt ein schiefer Chor die Balkontür steht offen die Luft ist lebendig und voller Knospen niemand wird heute verraten ein Kind sagt: Lass uns spielen! und wir überlegen
in meinem Kopflabyrinth gibt es verschlossene Räume täglich vergesse ich den Inhalt wie groß sie sind und wo sie liegen Vermutungen besagen sie sind nicht größer als eine Walnuss oder ein Apfel was man nicht sieht kann nicht groß sein aber nachts spielen meine Träume dort Theater abstraktes Kabarett unsichtbare Besucher klatschen Beifall verlangen Zugaben es scheint als ob die verschlossenen Räume größer sind als ich dachte
Der Dienstag dichtet! Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:
Beim Abendbrot fragt Frau Möllendiek sich, warum sie sich eigentlich so oft heimatlos fühlt. „Es sind die Menschen, meine Liebe“, sagt die Ökofrau und beißt knackend in ein Gürkchen. Frau Möllendiek wundert sich schon längst nicht mehr, warum die Ökofrau dauernd ihre Gedanken kennt, bevor sie sie laut ausgesprochen hat. „Menschen machen Heimat“, sagt die Ökofrau und schluckt den Rest des Gürkchens hinunter. Frau Möllendiek zieht zweifelnd die Stirn kraus. Was ist mit ihrem Lieblingssessel, den Ritualen und ihren Hausschuhen? „Die natürlich auch“, sagt die Ökofrau, „mit den Menschen zusammen ergibt das Heimat.“ Sie lehnt sich zurück, ihre grauen Locken wallen über ihre Schultern. „Sie haben die Menschen ein wenig vernachlässigt in den letzten Jahren.“ Frau Möllendiek schnauft. Ihr Leberwurstbrot liegt vergessen auf dem Teller. „Die Menschen haben mich vernachlässigt, so sieht das doch wohl aus!“ „Mag sein. Ist immer eine Frage der Perspektive“. Die Ökofrau trinkt seelenruhig einen Schluck Tee. Frau Möllendieks Adrenalinpegel steigt. „Wollen Sie heute abend auszeichnen?“ fragt die Ökofrau. Richtig. Die Kleiderbörse. Frau Möllendiek will ihren Kleiderschrank ausmisten, aber ihre Sachen sind zu gut für die Kleidersammlung, also kommt nur etwas so suspektes wie eine Kleiderbörse in Frage. Immerhin ist es nachhaltig. Sie nickt widerwillig. „Sehr gut“, sagt die Ökofrau. „Da gibt´s ein Cafe. Sie könnten sich mit den anderen Kundinnen unterhalten.“ Frau Möllendiek seufzt laut. Immer diese anstrengenden Interaktionen. „Meinetwegen.“ So schlimm wird es wohl nicht werden. Oder? „Es sind nur Menschen, meine Liebe“, sagt die Ökofrau, „sie schaffen das.“
Das war ein Beitrag zu den abc-Etüden, organisiert von Christiane – vielen Dank! Die Wortspende stammt von Puzzleblume und ihrem Blog puzzle ❀. Sie lautet:
Abendbrot, heimatlos, auszeichnen. Alle anderen Regeln sind im Bild zu finden.
Du siehst anders aus. Leicht. An deinen Füßen Schuhe mit Absatz, ganz selbstverständlich. Du bist angekommen. Ich mag das.
Und hier noch die Langversion, die mir auch sehr gefällt:
Du siehst anders aus. Irgendwie fertiger. Aber nicht vollendet, das nicht. Es ist ein bisschen, als ob du dir selbst gewiss bist. Du möchtest nicht anders sein und weißt, wer und was du bist. Mir gefällt das. Du trägst selbstverständlich Schuhe mit Absatz, so, als ob sie an deinen Füßen ganz normal wären. Und deine Haare… sie wippen fröhlich. Und sie sind grau. Ein bisschen schlanker bist du und man sieht, was das mit deinem Körper macht. Du bist leicht, obwohl du natürlich nicht wirklich leicht bist. Du bist angekommen.
Der Dienstag dichtet! Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:
Im Bücherregal steht ein kleines Buch mit Goldschnitt. Seine dünnen Seiten sind bedruckt mit Leidenschaft und komprimierten Liebeserklärungen. Ich habe es selten geöffnet. Jetzt drehe und wende ich es, der Goldschnitt glänzt in der Sonne. Würde etwas passieren, wenn ich es öffne und lese?
Das ist einfach: Keine. Weder Film noch Serie. Ich finde es ziemlich langweilig, etwas mehrfach zu gucken. Ein paar Filme habe ich zweimal gesehen, aber nicht viele. Und da lagen ziemlich viele Jahre dazwischen, eigentlich habe ich sie damit ein zweites Mal zum ersten Mal gesehen. 😊