Kopflabyrinth

in meinem Kopflabyrinth
gibt es verschlossene Räume
täglich vergesse ich den Inhalt
wie groß sie sind und wo sie liegen
Vermutungen besagen
sie sind nicht größer als eine Walnuss
oder ein Apfel
was man nicht sieht
kann nicht groß sein
aber nachts
spielen meine Träume dort Theater
abstraktes Kabarett
unsichtbare Besucher klatschen Beifall
verlangen Zugaben
es scheint
als ob die verschlossenen Räume
größer sind
als ich dachte

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

ich träume

ich träume:
das alte Forsthaus
ist immer noch verlassen
aber es hat einen neuen Anbau
davor prachtvolle Schimmel
wiehernd bäumen sie sich auf
legen meinem verschollenen Onkel
ihre Köpfe auf die Schulter
er sieht mich
ich sehe ihn
und doch nicht
der Motorradfahrer mit dem ich hier bin
ist langsamer als ich und mein Fahrrad
ich kenne mich aus
weiß wann man grüßt
und wann nicht
die Bauern und Jäger
kennen mich wie ich sie
und doch nicht
ich fahre den alten Waldpfad
hinter mir das Wiehern
und knistern und funkeln
der Schimmel
ich bin hier
und doch nicht
als ich aufwache
träume ich
noch ein bisschen

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

117

117 an der Wand gegenüber
Fragen flattern auf
ritt heut Nacht die wilde Schar hier durch
auf knochigen Schimmeln
mit silbernem Haar
auf dem Rücken glänzende Netze
voll gläserner Träume
Mondscheinbeute
aus nächtlichen Raubzügen
im Verschwinden
hieb einer der Diebe
mit verächtlichem Handschlag
117 an die Wand
ein Schritt zum Losgehen
eine Drehung auf Zehenspitzen
sieben schnelle Wimpernschläge Leben
und ein Traum kehrt zurück
gut zu wissen
für den
der sucht

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Wortmann
Traumspruch
Voller Worte
Zielstrebig
Puzzleblume
wolkenleer
Querfühlerin

und dann träumst du

und dann träumst du
mit klarem Blick
Angefangenes
und Unvollendetes
Bruchstücke ordnen sich
zu etwas Anderem
es leuchtet
von innen heraus
ist warm in deiner Hand
du öffnest die Augen
die Nacht ist schwarz
auf deiner Zunge
der Geschmack
von Schnee und Silber

Mir war so nach einem kühlen Gedicht in all der Hitze, das trotzdem warm ist. Voilà! 😊

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte

unter dem Asphalt

unter dem Asphalt
liegt der Sand
und träumt
frühere Leben
tanzende Forellen
in kühlem Wasser
Sonnenstrahlen
über grünen Lilien
Libellen grüßten im Steilflug
heute schicken nur
die schwersten LKW
ein Beben
über seinen Rücken
unter dem Asphalt
liegt der Sand
und träumt

Dieses Gedicht ist ins Leben gerufen worden durch den Spruch: Unter dem Asphalt liegt der Strand. Der hat sich mir ins Gehirn gebohrt und nicht eher Ruhe gegeben, bis er angemessen verarbeitet war. 😊

Der Dienstag dichtet!  
Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Dienstag ist Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen! Mit dabei sind:

Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Nachtwandlerin
Gedankenweberei
Erinnerungswerkstatt
Lebensbetrunken
Dein Poet
Geschichte/n mit Gott
Suses Buchtraum
Wortmann
Traumspruch
Lyrik trifft Poesie
Voller Worte

in der Nacht

in der Nacht
fällt Schnee auf meine Schlafgründe
gleicht Unebenheiten aus
kühlt heiße Quellen
färbt schwarzes weiß
mein Herz schlägt frisch
unter der Eisschicht
Atemzüge schieben Schneewehen
über die Straßen
ich kratze frostige Augen frei
gletscherblau die Welt
eiszapfenbewehrt

Tagschatten

der Tag wirft schwere Schatten
lange Züge voller Fremder
Regen überschwemmt die Stadt
Zeit zum Höhlenbauen
spiel mit mir das Schattenspiel
was ist Wirklichkeit
was nur Lichtschein an der Wand?

Was es alles braucht zum Paradies

Was alles braucht es in meinem Paradies?

Auf jeden Fall braucht es Bücher. In Mehrzahl. Und verschiedene Arten. Eigene Gedanken können mit der Zeit so unendlich gleichförmig werden ohne äußere Einflüsse! Bücher. Ja. Andere Menschen auch, aber in Maßen. Mit Pausen und langen, einsamen Spaziergängen zwischen den Begegnungen. Ein eigenes Zimmer. Mit Ausblick. Ein Fenster, das ich öffnen kann, um die Luft zu streicheln und mich streicheln zu lassen. Zum Paradies braucht es auch gemeinsame Mahlzeiten, Frühstück und Abendbrot mindestens, und ab und zu einen gemeinsamen Tee. Oder Kaffee, da bin ich nicht dogmatisch. Ein paar Katzen wären nett, und Vögel. Viele Vögel. Überhaupt alles, was flattert und summt und brummt. Das Paradies liegt selbstverständlich in einem großen Garten mit Obstbäumen, das muss ich eigentlich gar nicht erst erwähnen. Ein kleiner Bach wäre nett, aber eine Seligkeit wäre ein See, in dem ich schwimmen kann. Mit Steg. Vielleicht ein Boot? Ach ja. Und das Meer sollte nebenan sein, gleich, wenn man aus dem Gartentor tritt. Tee und heißes Wasser muss es geben, und Schokoladenkekse. Einen bequemen Stuhl, in dem man die Beine hochlegen kann. Vermutlich sollte es wohl auch Arbeit geben, ein Paradies ganz ohne ist unvollständig. Oder? Ist Zwetschgenpflücken und Marmelade kochen Arbeit? Unkraut jäten ist auf jeden Fall Arbeit und muss wohl sein. Aber man muss ja vielleicht nicht überall jäten. Und frische Brötchen mit Honig zum Frühstück. Die sollte es auch geben.

Und deins?

Hängematte

Stell dir vor, dein Leben wäre ein großer Baum, und deine Komfortzone, das ist die gemütliche Hängematte am Ast unten rechts, gleich neben dem Eichhörnchenbau. Da liegst du am Abend und manchmal auch am Mittag und schaukelst gemächlich vor dich hin, während der Wind leise durch die Äste weht. Es ist nett da in der Hängematte, ein kühles Getränk steht bereit und die Sonne wärmt dich von oben.

Das einzige, was dich stört, ist diese Hängebrücke. Wie ein Mahnmal hängt sie am Baum, die Bodenplanken sehen verdammt morsch aus, die Halteseile sind ausgefranst und vom Alter gebleicht. Außerdem schwankt sie beim leisesten Schritt, du hast es ausprobiert, am anderen Ende der Hängebrücke wartet nämlich dein Traum. Ja! Dein Traum! Du kannst ihn sehen, er ist ganz klein und bunt und steht schon ewig auf der anderen Seite.

Du findest, es wäre wirklich nett, deinen Traum mal zu treffen, aber: Da ist diese Hängebrücke, die alles andere als einladend aussieht. Dieses Geknarze, wenn du an den Seilen rüttelst! Und jedesmal rieselt Staub von den Holzplanken in den Abgrund (dein Baum ist hoch), wenn du probeweise einen Fuß auf die Brücke setzt. Herrje! Du müsstest wirklich deine Hängematte, deine Komfortzone verlassen und dieses Risiko eingehen! Du bist nicht bereit dafür.

Und so verbringst du einen weiteren Tag in der Hängematte, nippst an deinem Drink und schließt die Augen, um den kleinen, bunten Traum nicht sehen zu müssen, der auf der anderen Seite aufgeregt winkt.

Was könnte dich in Bewegung setzen? Wie groß müsste der Anreiz sein?

Was wirst du tun?