Es ist ja ziemlich kalt dort draußen im Moment. Man braucht lange Unterhosen, zusätzliche Jacken, Mützen, Schals, Handschuhe, Winterstiefel – also zumindest dann, wenn man mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Ich tue das, und, Leute, es ist saukalt auf dem Rad, ehrlich. Aber trotzdem irgendwie schön. Die Sonne scheint schon morgens schräg von unten auf die zugefrorenen Stadtseen, die Parkwege sind frei, die kalte Luft knistert in der Nase und außerdem kann man endlich den etwas zu üppig geratenen Wollschal nutzen, ihn dreimal um Kinn und Nase wickeln und sich freuen, dass man vor Jahren definitiv zu ausdauernd gestrickt hat.
Vorgestern ist mir das Fahrrad eingefroren. Ich hatte schon den Rucksack verstaut, das Schloss geöffnet, es in den Korb gepackt, alle Fahrradklamotten angezogen (siehe oben – das dauert!) und wollte es vom Ständer wegschieben und nichts ging. Beide Räder bewegten sich nicht mehr. Außerdem musste ich es erst vom Boden lösen, da war es nämlich angefroren. Also alles wieder zurück und zu Fuß zum Bahnhof gehen. Selbstverständlich habe ich den Zug verpasst. Dafür gabs dann im nächsten interessante Informationen – im IC waren alle Toiletten eingefroren bis auf zwei, und die Zugbegleiter waren am schwitzen, ob die letzten zwei es noch bis Hannover schaffen oder auch noch einfrieren. In Hannover nämlich würde dieser IC erstmal in die Halle zum Auftauen gebracht werden und es würde einen Ersatzzug geben – mit funktionierenden Toiletten! Man stelle sich das vor: Ein ganzer Zug mit Leuten, die mal müssen und es gibt keine Möglichkeit – was macht man dann? Anhalten? Im nächsten Bahnhof den Halt verlängern und Pinkelpausen einrichten? Bekanntermaßen sind die Örtlichkeiten an den kleineren Bahnhöfen meist entweder verschlossen oder defekt oder unbenutzbar weil gesundheitsgefährdend. Ich habe auf jeden Fall den Rest der Zugfahrt mit Überlegungen verbracht.
Ein anderes Detail ist mir in den letzten Tagen auch aufgefallen: Unfassbar, wieviel Spucke auf dem Boden landet. Sonst trocknet das ja immer weg, oder es regnet, dann sieht man es sowieso nicht, aber im Moment trocknet da nichts weg – es friert alles fest. Und dann sind sie da, kleine, blasige Häufchen, frostig festgehalten, bis ein gnädiges Tauwetter sie irgendwann wieder verschwinden lässt. Warum machen Menschen das? Und so oft? Sie sind überall, die Spuckehaufen, auf Gehwegen, Straßen, und wenn man erstmal darauf achtet, überwältigen sie einen glatt. Igitt.
Neulich morgens, draußen minus 11 Grad, Sonnenschein. Ein Vogel singt, bricht ab. Singt wieder. Verstummt. Schließlich ärgerliches Gezeter, dann Ruhe. Die Armen. Eigentlich ist es Zeit fürs erste Nest des Jahres, und nun das – der Winter pustet unters Federkleid, dass das Flirten selbst dem hartnäckigsten Vogel vergeht. Ein Hoch auf unsere warmen Wohnungen, jetzt draußen übernachten ist keine gute Option. Das denke ich auch immer, wenn ich die Obdachlosen am Bahnhof sehe, ich hoffe wirklich, sie haben alle mindestens ein Bett für die Nacht und gnädiges Aufsichtspersonal in den Bahnhöfen und Einkaufspassagen.
Morgen nochmal kalt mit Sonnenschein, dann soll es wärmer werden. Es ist fast schade drum.

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