beim Spazierengehen
Die beiden Plastikbagger stehen unternehmungslustig blaugelbrot im Nordseestrand, vor sich das größte Bauprojekt ihres Lebens.
Im Watt und am Strand lösen sich die Kleidervorschriften schneller auf als fadenscheinige Jeans.
Der nackte Bauch des Mannes bläht sich rund wie ein Walfisch. Allerdings ist er nicht grau, sondern glänzend rosarot.
Zwei kleine Mädchen spielen Pferd und Longenführerin im niedrigen Wasser und alles ist schön: Das Laufen. Das Stehenbleiben. Das Wiehern. Das außer-Atem-sein. Das Hinfallen und nass werden.
Eine lebendige Krabbe mit allen sechs Beinen löst eine Energieexplosion bei drei Jungs aus.
Die Beine des karierten Shortsträgers sind bis unter die Knie gebräunt. Der Abschnitt zwischen Knie und Shortsbeginn hat die Farbe von Honigmilch.
Die Insel Neuwerk schwimmt zwischen Himmel und Wasser. Der weiße Leuchtturm in der Mitte pinnt sie wie eine Riesenstecknadel am Meeresgrund fest, damit sie nicht davonfliegt.
Das auflaufende Wasser pirscht sich an wie ein Stachelschwein mit aufgestellten, raschelnden Stacheln. Die letzten Senken nimmt es in einem Sprung.
Mit jedem Schritt im Wasser schüttelt die mittelalte Frau mehr Jahre ab. Bevor sie zu jung wird, flüchtet sie zum Strandkorb zurück.
Mit konzentriertem Ernst sammelt der Mann mit Spaten und winzig kleinem Eimerchen Muscheln im Wassergraben.
Die leuchtensten Farben trägt eine Familie mit strahlend dunkelbrauner Haut. Sie schillern im Wasser wie Orchideen.
Die Entfernung des Filme fürs Familienalbum drehenden Vaters zu Frau und Tochter ist größer als die höchste Zoomstufe seiner Kamera.
Weit draußen schwimmen Möwen wie weiße Augen auf dem Wasser. Sie behalten uns im Blick.

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