Am Ostermontag habe ich gegammelt. Nachdem der Ostersonntag voll mit Familie war, hatte ich am Montag das Kontrastprogramm mit überhaupt gar keiner Familie und habe das schamlos ausgenutzt, um eine schrecklich romantische Serie zu gucken und dann einen schrecklich romantischen Film, und als der vorüber war, hatte ich ein ziemliches Völlegefühl. Mir war nach frischer Luft, und, das kann ich mit Bestimmtheit sagen, das kommt nicht so häufig vor. Ich persönlich finde, frische Luft wird überschätzt, drinnen ist es auch ganz schön, und überhaupt, gefühlt war da draußen an diesem Ostern sowieso Winter.
Und trotzdem: Seltsamerweise war mir an diesem Tag also nach Frischluft. Und so bin ich losmarschiert, hab noch versucht, eine Freundin anzuklingeln, die dann aber nicht da war (vermutlich hatte sie Familie an diesem Tag) und bin dann alleine durch die Gegend gelaufen. Und wie schön war das! Kennen Sie das, wenn einfach alles stimmt? Die Sonne, die Menge und Häufigkeit der Wolken, die Art und Weise, wie der Wind weht, selbst die dreiundzwanzig Regentropfen haben gepasst an diesem Tag. Die Vögel haben genau an den richtigen Stellen des Weges gesungen, es war die perfekte Menge an unbekannten und vertrauten Wegen, die Vorgärten sahen hinreichend nach Bilderbuch aus (aber nicht zu sehr), die Steigungen hatten den idealen Winkel und die Bänke standen da, als hätte sie jemand für mich aufgestellt. Kennen Sie den Film „Die Truman Show“? Wo immer alle vor Truman herlaufen und alles für ihn vorbereiten und wenn er vorbei ist, hinter ihm aufräumen? So fühlte ich mich an diesem Tag.
Und so bin ich anderthalb Stunden voller guter Laune durch Feld und Wald und Vorstadt spaziert und hätte mir nichts schöneres vorstellen können. Es ist doch schön, wenn man sich selbst tatsächlich noch überraschen kann, obwohl man sich mittlerweile doch schon recht lange kennt.