Geschenke
Guck mal, sagt das Kind zu Gott. Ich hab was für dich. Es überreicht ihm feierlich ein Päckchen, das mit mehr Eifer als Sachverstand eingewickelt wurde. Das zerknitterte Geschenkpapier hat schon bessere Zeiten gesehen, es scheint, als hätte es vorgestern an Heiligabend seinen ersten Einsatz gehabt.
Gott sieht angemessen überrascht aus, als er es entgegennimmt. Dankeschön, sagt er, damit habe ich jetzt nicht gerechnet.
Ich weiß, sagt das Kind stolz. Andauernd verschenkst du was, aber du bekommst nie etwas. Und vorgestern war Weihnachten, also musst du auch ein Geschenk haben. Los, mach es auf!
Gott entfernt gehorsam das ramponierte Geschenkpapier. Hervor kommt ein oben offener Karton mit einem Mixer darin, komplett mit Quirlen und allem Drum und Dran. Gott nimmt ihn in die Hand und betrachtet ihn nachdenklich von allen Seiten. Das Kind hüpft gespannt auf und ab. Das ist ein sehr guter Mixer, sagt er dann.
Ich weiß, sagt das Kind stolz und wippt auf seinen Füßen.
Wozu soll ich ihn benutzen? fragt Gott und dreht vorsichtig an einem der Quirle.
Zum Plätzenbacken natürlich! antwortet das Kind mit großer Selbstverständlichkeit. Du kannst damit die Wolken mixen und Himmelsplätzchen backen, und dann haben du und deine Engel eigene Plätzchen! Das Kind sieht Gott strahlend an, beglückt von seiner Idee.
Gott lächelt und streicht sanft über das zerkratzte Gehäuse des Mixers. Eine gute Idee, sagt er anerkennend, die könnte von mir sein. Auf den Plätzchen würde sich ein bißchen Sternenstaub gut machen, oder was meinst du?
Das Kind nickt eifrig. Ja, bestimmt!
Schön, sagt Gott, dann backen wir heute. Mal sehen, was meine Engel dazu sagen. Eine Frage habe ich noch: Könnte es sein, dass ich in der Küche deiner Mutter einen sehr ähnlichen Mixer gesehen habe?
Das Kind zieht den Kopf ein. Vielleicht, sagt es vorsichtig.
M-hm, sagt Gott, und betrachtet den Mixer in seiner Hand. Dann muss ich wohl überlegen, was ich da machen kann, oder?
Das Kind sieht ihn an und das Strahlen kehrt in sein Gesicht zurück. Ja! Du bist Gott! Du kriegst das hin, sagt es überzeugt.
Ja, ich denke auch, sagt Gott und drückt prüfend auf einen Knopf des Mixers, der daraufhin die Quirle klappernd fallen lässt.
Ich danke dir, sagt Gott, während er die Quirle einsammelt. Ich freue mich.
Das wusste ich! sagt das Kind triumphierend, und dann gehen beide ihrer Wege, das Kind hüpfend und pfeifend, vertieft in neue Pläne. Gott dagegen kostet in Gedanken versunken bereits das erste Himmelsplätzchen mit Sternenstaub.