Fräulein Honigohr seufzt zufrieden. Sie sieht sich um: Meer, Möwen, Strandkorb, Latte Macchiato.
„Ist das nicht ein herrlicher Tag heute?“ fragt sie die Dame im Strandkorb nebenan. Die guckt irritiert, erst zu Fräulein Honigohr, dann in den Nieselregen und den grauen Himmel, dann auf ihre Fleecejacke. „Naja“, sagt sie zögerlich, während eine kräftige Windböe an ihren Haaren zerrt.
Fräulein Honigohr sieht andere Dinge. Die Spatzen zwischen den Tischen. Kinder in Regenjacken, die das Wetter absolut nicht interessiert. Eine Gruppe Jugendliche, alle mit Eis in der Hand. Und vor allen anderen Dingen: Zeit.
Unverplante Zeit. Verfügbare Zeit. Zeit zum verschwenden, verschlendern, verschleudern. Die Luft riecht nach Freiheit.
Fischbrötchenzeit.
Ausschlafzeit.
Such- und Findezeit.
Fräulein Honigohr legt die Füße auf den nassen Stuhl gegenüber, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und lächelt. Vor ihr liegt ein Meer aus Zeit, und ja, sie wird ein Boot mieten und auf ihm segeln gehen.