Fräulein Honigohr stellt sich vor

Wenn Fräulein Honigohr morgens aufwacht, steigt sie als erstes in ihre kuscheligen, rosa Plüschhasenschuhe, macht sich leicht schlaftrunken eine Tasse dampfend heißen Tee und sieht im Dunkeln aus dem Fenster. Sie beobachtet die Leute, die unter ihrem Fenster vorbeigehen und freut sich über die lebendige Straße, in der sie wohnt.

Danach zieht sie sich an und schlüpft zum Schluss in die weißgepunkteten roten Regenstiefel, weil es draußen nieselig und naß ist. Auf dem Weg zum Bäcker, bei dem sie sich jeden Morgen mit Herrn Brummeck die Zeitung teilt, geht sie konsequent durch jede Pfütze – wenn schon, denn schon.

Fräulein Honigohr träumt davon, eines Tages mit dem Schaufelraddampfer den Mississippi hinunterzufahren, von der Quelle bis zur Mündung, und dabei Tom Saywer und Huckleberry Finn zu lesen. Gemeinsam mit Herrn Brummeck, wenn es geht. Wenn es nicht geht, dann ohne ihn. Sie hat schon die Hälfte des notwendigen Reisegelds zusammen und arbeitet an der zweiten Hälfte (wenn auch nicht immer hundertprozentig konsequent, aber wer kann schon an einer englischen Komplettausgabe aller Calvin und Hobbes Bände vorbeigehen? Fräulein Honigohr jedenfalls nicht).

Sie liebt französische Macarons, am liebsten sind ihr die grünen, die rosafarbenen schenkt sie meist ihren Kollegen, denen die Farbe rätselhafterweise völlig egal ist – Männer! Ihre Arbeit liebt sie auch, meistens jedenfalls, die Spielplätze sind ihr lieber als die Bibliothek. Aber nur ein kleines bisschen. Was sie dort tut? Raten Sie! Und wenn der Jahrmarkt in der Stadt ist, findet man sie entweder im Kettenkarussell oder im Mäusepanoptikum, obwohl sie auf den Geruch dort eher verzichten könnte – aber die Mäuse machen das wett. Diese zwei Leidenschaften teilt sie mit Herrn Brummeck. Obwohl sie bei ihm nie ganz sicher ist, ob er das Kettenkarussell wirklich mag oder nur ihr zuliebe durch die Luft fliegt.

Und das soll fürs erste reichen.

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