Was schmeckst du?

Müdigkeit schmeckt wie gedämpfte Watte, die sich in den Kopf drängt und das Gehirn beiseite schiebt.
Überfluss schmeckt nach süßem Gift, das lähmt und nach und nach betäubt.
Bewunderung schmeckt wie sehr starker, heißer Kakao, der bis in die Fingerspitzen schwappt und wärmt.
Klarheit schmeckt nach Schnee und Honigwasser. Es kühlt die Phantasie und löscht ihren Durst nach zuviel Schlaraffenland.
Möglichkeiten schmecken wie helle Brauseexplosionen auf der Zunge, die dich hin- und herhüpfen lassen wie eine Flipperkugel.

In meinem Kopf zuviele Wünsche nach Schlaraffenland. Sekundenbruchteillang klare Gedanken wie Schnee und Honig. Ich baue damit einen Wall um Schlaraffia, damit es sich nicht zu weit ausdehnt.

Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Wer Ohren hat zu hören, der höre!

nichts ist hier still und lieblich
die Gegenwart fließt nicht friedlich
wild rauscht sie voran
brausendes Tosen ist ihr Gesang
hörst du
Blüten explodieren und schießen
Blätter platzen aus engen Verliesen
Triebe wachsen aus lauten Träumen
das herbe Knirschen in alten Bäumen
hörst du
das Geschrei kleinster Geschöpfe
Atem und Kampf in winzigen Köpfen
sie laufen und schwirren und beben
um ihr kostbares schnelles Leben
hörst du
die Wolken rasend und eilig
weißschäumend gewaltig und heilig
Wasser in tausendundeiner Form
flüstert vom Leben fern aller Norm
hörst du?
ich sage dir hättest du Ohren
du würdest es hören und loben!

Manchmal lese ich ein bißchen in meinen alten Gedichten und bin erstaunt: Sind die wirklich von mir? So wie in diesem hier würde ich heute zum Beispiel eher nicht mehr schreiben. Aber mir gefällt´s trotzdem, und das Foto ist erst ein knappes Jahr alt, also passt da immer noch etwas zusammen. Wer Augen hat zu sehen, der lese es! Drama, Baby, Drama! 🙂