Ausgelesen: Das Labyrinth von London. Von Benedict Jacka.

Tja. Nun ist es passiert. Ich bin verliebt. Dummerweise lebt mein Held zwischen Buchseiten, und so gern wir Buchverrückten das auch hätten: Bisher konnte bis auf Meggie, Mo und Capricorn noch niemand in Bücher hineintauchen. So bleibt mir also nur, diese Rezension zu schreiben.

Alex Verus versucht, ein unauffälliges Leben in London zu leben. Er hat einen kleinen Zauberladen, in dem er ganz normale Zaubertricks verkauft, unter der Theke allerdings handelt er mit echten magischen Dingen. Außerdem ist er nicht ganz so normal, wie es anfangs aussieht: Er kann in die nahe Zukunft sehen, die sich allerdings nicht wie ein schöner, gerader Weg vor ihm ausstreckt, sondern in unzähligen verschiedenen Varianten, von denen jede wahr werden könnte – es bleibt immer die Frage, welche es sein wird. Viele Kontakte oder Freundschaften scheint er nicht zu pflegen, allerdings gibt es da eine Frau, die ebenfalls anders ist: Luna. Und sie ist es auch, die Alex in bester Absicht in Schwierigkeiten bringt, und schon stecken beide zwischen den Fronten verschiedener magischer Kreise, die vor nichts zurückschrecken, um das zu bekommen, was sie wollen.

Sehr gefallen hat mir, wie dieses magische London nach und nach auf- und ausgebaut wird. Anfangs wirkt alles gar nicht so anders, aber dann! Dann entwickelt es sich, und wie. Natürlich hat man das alles schon mal irgendwie und irgendwo so oder ähnlich gelesen, Ben Aaronovitch fällt mir da ein, vielleicht auch ein klein wenig Jim Butcher mit seiner Harry Dresden-Reihe, aber das ist völlig ok: Alex Verus ist trotzdem ein eigenständiger Held in einer vielversprechenden Stadt. Dass das Buch in der Ich-Form geschrieben ist, muss man mögen, ein alles wissender Erzähler verrät natürlich mehr, aber mir hat es sehr gut gefallen. Das Buch bleibt konsequent aus der Sicht des Helden geschrieben und man muss ein wenig zwischen den Zeilen lesen, um mehr über Alex Verus zu erfahren. Ein geschickter Schachzug des Autors: Gerade so viel Information, dass man unbedingt weiterlesen muss, und so wenig, dass man nicht zu schnell alles erfährt.

Ein kleines Manko gibt es: Alex Verus ist mir manchmal etwas zu heldenhaft angelegt. Ein paar kleine Schwächen wären ganz gut gewesen, ein paar Abstürze hier und da, aber im Großen und Ganzen kann ich mit einem heldenhaften Helden leben. Ich fand ihn sehr sympathisch, vielleicht manchmal etwas wortkarg, aber das steht Helden ja immer gut, zumindest in Büchern und Filmen 🙂 . Band zwei steht schon bei mir im Regal und wartet auf seinen Einsatz, und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.

Ausgelesen: Der Galgen von Tyburn. Von Ben Aaronovitch.

Diese Reihe ist einfach so, so gut. Die Geschichte, die Figuren, die Spannung, einfach alles. Es passt alles zusammen, bis in die Nebenfiguren hinein hat jede Figur Charakter (nicht immer guten, aber sie hat einen, soviel ist sicher), die Rahmenhandlung macht regelmäßig Lust auf mehr, die jeweilige neue Geschichte pro Buch ist gut erdacht und gut erzählt. Das hier war jetzt Band sechs, und bisher hat die Reihe keinerlei Ermüdungserscheinungen, auch ein seltenes Phänomen. Kleine Höhen und Tiefen gibt es in solchen Reihen immer, aber bisher waren die Tiefen für mich nie tiefer als Sommerpfützen, also zu vernachlässigen.

Peter Grant, eine meiner literarischen Lieblingsfiguren, muß dieses Mal einen Todesfall aufklären, sich in der Welt der Reichen und Schönen durchmanövrieren, wenig Lernstoff bewältigen, dafür aber viel in London herumfahren, sich mit Lady Ty gut stellen und mehr kann ich nicht sagen, ohne zu spoilern. Aber das macht auch nichts, alle Fans von urbaner Fantasy, Ironie, Coolness und einfach sauguten Geschichten kennen die Reihe sowieso, lesen alles Neue unaufgefordert und warten mit mir sehnsüchtig auf Band sieben, der fast demnächst schon erscheint – juchu!

Gelesen habe ich es auf dem e-book, und, wie fast immer, ein bißchen bedauert, es nicht als „richtiges“ Buch in den Händen gehalten zu haben. Deswegen hier auch nur ein Titelfoto.