Jetzt habe ich sie also alle gelesen, die Reihe ist beendet, und ich bin traurig und ein wenig melancholisch gestimmt, Abschied nehmen zu müssen. Was für eine großartige Buchreihe! Nachdem ich „Rot wie das Meer“ von Maggie Stiefvater gelesen hatte, das Buch mein persönlicher Höhepunkt des Lesejahres 2016 war und mir die Wolf-Reihe von ihr nicht gefiel, versuchte ich es mit dem Band „Wen der Rabe ruft“ und war sehr angetan. Die vier Hauptcharaktere Blue, Gansey, Ronan und Adam sind Persönlichkeiten, die Raum beanspruchen und ihn bekommen, genauso wie die Handlungsorte Henrietta, Cabeswater, der Fox Way 300 und die zahllosen kleineren Orte. Die vielen Nebenfiguren sind eigentlich alles keine Nebenfiguren, sie könnten genausogut sofort zu Hauptpersonen werden, wenn die Autorin nur mehr Platz und mehr Bände zur Verfügung gehabt hätte. Nach dem ersten Band war ich angetan, nach dem zweiten begeistert. Was für Entwicklungen in jeder nur möglichen Hinsicht! Der Schreibstil ist außergewöhnlich und lässt die Figuren um so plastischer werden, nie gleitet die Geschichte in die Untiefen einer melodramatischen Liebe ab, sie erdet die Figuren und gibt ihnen gleichzeitig eine ungewöhnliche Tiefe, bleibt dabei aber immer höflich einen Schritt von zu viel unangenehmer Nähe entfernt. Ja, ich bin schwer begeistert, wie man unschwer bemerken kann.
Dazu diese Geschichte! Der Aufhänger im Klappentext und allen Buchempfehlungen ist natürlich die verbotene Liebe zwischen Blue und Gansey, wie in so vielen anderen Buchempfehlungen. Vermutlich verkaufen sich Bücher ohne solch einen Aufhänger einfach weniger gut, also sei es dem Verlag verziehen. Tatsache ist, dass dieses Thema nur einen kleinen Bruchteil der Geschichte einnimmt, sie schwingt immer mit, ist aber selten riesig im Vordergrund. Dort halten sich vielmehr die Beziehungen zwischen den vier Freunden auf (oder fünf? Man weiß es nie ganz sicher), die Suche nach Glendower, die Traumwelten mit all ihren Auswirkungen, und immer wieder werden Nebenfiguren kurz zu Hauptfiguren und geben der Handlung ein neues Gesicht oder eine neue Wendung. Und davon gibt es wirklich nicht wenige.
Die ganzen vier Bände über schwebt die Geschichte immer elegant zwischen Realität und Phantasie, manchmal reicht ein Satz, um nach Cabeswater und wieder zurück zu kommen. Es fühlt sich an, als ob die Sprache in den Büchern eine Wolke wäre, in der man als Leser hin und her treibt und nie ganz genau weiß, ob man sich nun gerade fest auf dem Boden der Tatsachen befindet oder plötzlich anfängt zu schweben, ohne zu wissen, wie das jetzt genau passiert ist. Und auch das Ende des vierten Bandes: Ein Genuss. Ein perfektes Ende, den Büchern absolut angemessen.
Soweit also meine Meinung, die natürlich absolut objektiv gefärbt ist 🙂 . Ein Muss für alle Fantasy-Fans, die etwas wirklich Besonderes lesen möchten.

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