Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Wer Ohren hat zu hören, der höre!

nichts ist hier still und lieblich
die Gegenwart fließt nicht friedlich
wild rauscht sie voran
brausendes Tosen ist ihr Gesang
hörst du
Blüten explodieren und schießen
Blätter platzen aus engen Verliesen
Triebe wachsen aus lauten Träumen
das herbe Knirschen in alten Bäumen
hörst du
das Geschrei kleinster Geschöpfe
Atem und Kampf in winzigen Köpfen
sie laufen und schwirren und beben
um ihr kostbares schnelles Leben
hörst du
die Wolken rasend und eilig
weißschäumend gewaltig und heilig
Wasser in tausendundeiner Form
flüstert vom Leben fern aller Norm
hörst du?
ich sage dir hättest du Ohren
du würdest es hören und loben!

Manchmal lese ich ein bißchen in meinen alten Gedichten und bin erstaunt: Sind die wirklich von mir? So wie in diesem hier würde ich heute zum Beispiel eher nicht mehr schreiben. Aber mir gefällt´s trotzdem, und das Foto ist erst ein knappes Jahr alt, also passt da immer noch etwas zusammen. Wer Augen hat zu sehen, der lese es! Drama, Baby, Drama! 🙂

lebendig

wenn Gefühlsgewitter
und Tränenstürme drohen
krümm dich nicht zusammen
mach dich nicht klein
öffne die Arme
lass dich schütteln
werde naß
schau in dunkle Wolken
warte
irgendwann
wird es heller
trockener
die Böen lassen nach
du
bist naß
aber lebendig
lebendig


Katha von Katha kritzelt und ich haben beschlossen, jeden Dienstag ein Gedicht zu veröffentlichen. Mal sehen, ob ich das schaffe! 🙂
Hier findet ihr Kathas Gedicht der Woche!

Leichtigkeit ist wie ein Wahn

Die Leichtigkeit ist wie ein Wahn. Wenn du in ihr bist, fühlst du dich betrunken, im Wirbel, zehn Zentimeter über dem Boden, alles ist bunt, du streckst die Arme zu beiden Seiten aus und drehst dich, bis du ins Gras fällst, mitten zwischen die Maulwurfshügel, und nicht mal das ist schlimm.

Dann klingt der Wahn ab, du stehst auf und siehst dich vorsichtig um, klopfst deinen Mantel ab und gehst würdevoll geradeaus weiter, als ob nichts gewesen wäre, und nur die Leichtigkeit weiß, dass in deinem Haar links oben jetzt ein Gänseblümchen hängt, das vorhin noch nicht da war.

Wie gut, dass du hinten keine Augen hast.