Künstler

Ich betrachte mein Bild und bin unzufrieden. Die Farben sind ganz ok. Aber sonst? Ich gucke die Originale an. Sie sind perfekt. Ich stütze mein Kinn in die Hand und schiele zu Gott rüber. „Und? Gefällt´s dir?“ frage ich.
„Sehr gut.“ Er nimmt mein Bild in die Hand. „Man sieht sofort, dass es ein Birkenblatt ist. Die Adern hast du gut hingekriegt. Und es leuchtet.“ Er lächelt.
Ich bin skeptisch. Die Originale liegen überall neben uns herum oder fallen gerade vom Baum. Jedes einzelne ist besser als meins. „Hm“, sage ich.
„Doch! Ich hab gesehen, wie viel Zeit und Überlegung du hineingesteckt hast! Es ist doch für mich, oder?“ Er klingt hoffnungsvoll.
„Wenn du es wirklich haben willst“, sage ich, „du hast doch jede Menge besserer Blätter hier.“
Gott piekst mit seinem Zeigefinger auf mein Blatt. „Es kommt nicht immer auf Perfektion an“, sagt er, „manchmal ist es wichtiger, warum du es tust, oder für wen.“
„Na dann“, sage ich, „bitteschön. Ein Geschenk von mir für dich.“ Dann füge ich noch hinzu: „Du kannst ganz schön einschüchternd sein, weißt du das?“
Ein perfektes, gelbes Blatt landet auf seiner Schulter. Er wischt es weg und nimmt meine Zeichnung in die Hand. „Ich weiß“, sagt er und fährt mit dem Finger die Umrisse entlang.
Ich bin ein bisschen stolz. Doch, das Gelb habe ich ganz gut hinbekommen.