Schlüsselblumengedicht

mein Schlüssel fällt ins Beet
schon scheint er verweht
so lass ich ihn liegen
muss mein Fahrrad schieben
in den nächsten Tagen
plagen mich Fragen
wird im Beet etwas keimen
muss es sich reimen
wachsen dort Schlüsselblumen
in dunklen Humuskrumen
vielleicht leuchten Fahrradlämpchen
zwischen grünen Weihnachtstännchen
an den Zweigen kleine Räder
dieses Gedicht wird immer schräger
darum ist es jetzt aus
und ich bin raus

🙂

(nein, das hat keinen Sinn. Nur, falls die Frage aufkommt.)

Hängt da nicht ein klitzekleines Fahrrad unter dem rechten Blatt? 🙂

Neulich im Blumenbeet

Neulich fiel mein Fahrradschlüssel ins Blumenbeet. Es war so ein schmaler, kleiner Schlüssel, unauffällig schwarz, und das machte er sich zunutze: Er verschwand. Ich fand ihn nicht wieder, so sehr ich auch suchte. Schließlich gab ich auf, knackte das Fahrradschloß und fuhr trotzdem ins Grüne.
Es regnete ein paar Nächte nacheinander, tagsüber war es warm und schön und ich vergaß das Ganze. Bis gestern Abend. Ich kam nachts nach Hause und wunderte mich. Da hing ein Schwarm winziger Lichter im Garten, und ich meinte, da wäre ein leises Klingeln zu hören. Glühwürmchen? Hier? Vorsichtig ging ich auf die Lichter zu, das zarte Klingeln kam näher und dann sah ich es: In meinem Blumenbeet war ein Draisinenstrauch gewachsen, genau an der Stelle, an der ich meinen Fahrradschlüssel verloren hatte.
Nässe und Wärme hatten zusammengearbeitet, und so hatten sich überall Blüten geöffnet, münzengroße Fahrräder, deren Räder sich im Windhauch leise drehten und zahllose winzige Fahrradlampen zum Leuchten brachten. Ab und zu klingelte eines von ihnen, als ob es rufen würde: „Platz da, jetzt komm ich!“
Ein bisschen enttäuscht ging ich ins Haus. Glühwürmchen wären mir lieber gewesen. Oder richtige Lichter, größere! Nächstes Mal würde ich einfach meine Taschenlampe ins Beet fallen lassen. Das wäre doch gelacht.

Einrad

Dienstagmorgen, ein bißchen trüb, ein bißchen nieselig, lauter hastige Menschen, die sich nach Frühling sehnen. Es ist gefühlt viel zu früh am Morgen, mein Hirn ist noch nicht wirklich wach. Dann stehe ich vor meinem Fahrrad, gucke und merke: Irgendwas ist hier anders als gestern abend. Da fehlt doch… das Vorderrad!

Ich gucke und starre, mein noch schlafendes Hirn müht sich ruckelnd, diese unerwartete neue Information zu verarbeiten: Rad kaputt – Vorderrad weg – wer war das? –  warum? – hmmm – kann ich nicht doch irgendwie damit zur Arbeit… – ne, geht nicht – Fahrrad ohne Vorderrad ist nicht fahrtüchtig, Schatz!

Auf einmal bin ich wach. Und muss grinsen, trotz fehlendem Reifen. Ich sehe mich, wie ich unter der Hochstraße zwischen brausendem Autoverkehr stehe, aus dem morgendlichen Trott gerissen. Irritiert knirscht und knackt es in sämtlichen Gehirnwindungen, als Plan B für den morgendlichen Weg zur Arbeit herausgesucht werden muss. Und nein, das Vorderrad taucht auch nicht wieder auf, als ich den Lenker einmal probeweise anhebe und nachgucke.

Grinsend mache ich mich zu Fuß auf den Weg zur Arbeit. Es ist seltsam – eigentlich müsste ich doch sauer sein, aber jetzt habe ich wesentlich bessere Laune als vorher. Und als ich das Rad am Abend zur Werkstatt trage/schiebe, wird es wieder lustig: Noch nie hatte ich die Aufmerksamkeit so vieler Menschen auf den zweihundert Metern Bahnhofsweg, soviel Interesse, Getuschel und Blicke, sogar eine Mini-Unterhaltung zwischen einem Vater, seinem kleinem, höchst interessierten Sohn und mir ergibt sich.

Allzu oft möchte ich solche Aufmerksamkeit allerdings trotzdem nicht haben. Den Einbau eines neuen Vorderrads gibt´s nämlich leider nicht umsonst, auch wenn die Werkstatt meines Vertrauens sogar noch ein gebrauchtes Rad da hatte und mein Einrad jetzt wieder ein Zweirad ist.