Dienstagmorgen, ein bißchen trüb, ein bißchen nieselig, lauter hastige Menschen, die sich nach Frühling sehnen. Es ist gefühlt viel zu früh am Morgen, mein Hirn ist noch nicht wirklich wach. Dann stehe ich vor meinem Fahrrad, gucke und merke: Irgendwas ist hier anders als gestern abend. Da fehlt doch… das Vorderrad!
Ich gucke und starre, mein noch schlafendes Hirn müht sich ruckelnd, diese unerwartete neue Information zu verarbeiten: Rad kaputt – Vorderrad weg – wer war das? – warum? – hmmm – kann ich nicht doch irgendwie damit zur Arbeit… – ne, geht nicht – Fahrrad ohne Vorderrad ist nicht fahrtüchtig, Schatz!
Auf einmal bin ich wach. Und muss grinsen, trotz fehlendem Reifen. Ich sehe mich, wie ich unter der Hochstraße zwischen brausendem Autoverkehr stehe, aus dem morgendlichen Trott gerissen. Irritiert knirscht und knackt es in sämtlichen Gehirnwindungen, als Plan B für den morgendlichen Weg zur Arbeit herausgesucht werden muss. Und nein, das Vorderrad taucht auch nicht wieder auf, als ich den Lenker einmal probeweise anhebe und nachgucke.
Grinsend mache ich mich zu Fuß auf den Weg zur Arbeit. Es ist seltsam – eigentlich müsste ich doch sauer sein, aber jetzt habe ich wesentlich bessere Laune als vorher. Und als ich das Rad am Abend zur Werkstatt trage/schiebe, wird es wieder lustig: Noch nie hatte ich die Aufmerksamkeit so vieler Menschen auf den zweihundert Metern Bahnhofsweg, soviel Interesse, Getuschel und Blicke, sogar eine Mini-Unterhaltung zwischen einem Vater, seinem kleinem, höchst interessierten Sohn und mir ergibt sich.
Allzu oft möchte ich solche Aufmerksamkeit allerdings trotzdem nicht haben. Den Einbau eines neuen Vorderrads gibt´s nämlich leider nicht umsonst, auch wenn die Werkstatt meines Vertrauens sogar noch ein gebrauchtes Rad da hatte und mein Einrad jetzt wieder ein Zweirad ist.
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