Dein Schweinehund steht am Fenster und drückt die Nase gegen die Scheibe, die du gerade frisch geputzt hast. Du unterdrückst ein Seufzen und versuchst, dich wieder auf deinen Text zu konzentrieren.
„Weisst du noch, als du mir letztes Jahr im Urlaub den Sonnenhut aufsetzen wolltest?“ fragt dein Schweinehund und seufzt kellertief.
„Allerdings“, sagst du und streichst das letzte geschriebene Wort. „Du hast dich angestellt, als hätte ich dir die Ohren abschneiden wollen.“
„Und zum Schluß ist er davongeflogen und im Watt gelandet“, sagt dein Schweinehund mit einem verklärten Lächeln. „War das schön!“ Er seufzt noch einmal kellertief.
„Ja, und ich bin im Watt versackt, du hast einen Sonnenbrand auf der Nase bekommen, wolltest nie wieder die Sonne sehen, hast an der Seniorenbar auf Mitleid gemacht und dich von unbekannten Frauen massieren lassen. Ich erinnere mich sehr gut!“ Du starrst ihn bohrend an.
„Ach!“ Dein Schweinehund wedelt abschätzig mit einer Pfote. „Haltlose Vorwürfe. Du bist bloß neidisch.“
Du schnaubst.
Dein Schweinehund drückt wieder die Nase ans Fenster. „Eigentlich sieht es ganz nett aus da draußen“, murmelt er, „aber es ist kalt! Die Ohren erfrieren einem! Niemand sollte da raus gehen müssen.“
Du schreibst den letzten Satz und bist zufrieden. „Trotzdem gehe ich da jetzt raus. Du kannst ja hierbleiben.“
Dein Schweinehund seufzt noch einmal, dann reckt er kraftlos eine Pfote in die Luft. „Niemals! Du und ich, für immer vereint!“
„Du könntest meine Mütze haben.“
Dein Schweinehund guckt entrüstet. „Ich? Eine Mütze? Ich bin ein Schweinehund! Schweinehunde tragen doch keine Mützen!“
„Dir werden die Ohren abfrieren.“
Dein Schweinehund lächelt gönnerhaft. „Im Gegensatz zu dir bin ich Fellträger!“
Du verdrehst die Augen. „Dann nicht.“ Als du die Haustür öffnest, schlägt dir ein eisiger Wind entgegen. Dein Schweinehund keucht entsetzt auf.
„Eiszeit!“ rufst du und stemmst dich dem Wind entgegen.

Das war ein Beitrag zu den abc-Etüden! Die Regeln: Maximal 300 Wörter, darin enthalten sein müssen dieses Mal Sonnenhut, haltlos und massieren. Die Wörter stammen von Ludwig Zeidler (bloggt nicht mehr), und Irgendwas ist immer, dem Blog von Christiane, die das alles auch organisiert – vielen lieben Dank dafür! Der Schweinehund und ich sind übrigens beide der Ansicht, dass dieser Frühling wirklich schweinemässig kalt ist, und deswegen habe ich extra das karibikblaue Etüdenbild gewählt. 😊 🌴