Auf dem Heimweg ist alles wie immer. Der Rucksack hängt schwer auf meinen Schultern, die Luft ist kühl, ich bin müde und unkonzentriert und denke über das Abendessen nach. Vielleicht könnte ich Kartoffeln mit Sauce Hollandaise machen? Und dazu ein paar Bohnen? Oder doch lieber eine schnelle Pizza? Als direkt über mir ein Vogel trotz der kühlen Abendluft singt, blicke ich nach oben und dann überrascht nach links und rechts. Hier gehe ich sonst aber nicht lang! Wie ist das denn passiert? Ich bin vom rechten Weg abgekommen und finde mich nicht zurecht. Gewesen bin ich hier schon, das sind Straßen in der Nachbarschaft, aber sie sehen so anders aus! Die Häuser haben viel mehr Farbe als sonst, und die Konturen sehen aus wie in einem Comic, alles schwarz umrandet mit zu heftigen Schattierungen.
Vorsichtig gehe ich ein paar Schritte weiter. Theoretisch wüsste ich, wo es nach Hause geht, aber auf einmal will ich noch nicht nach Hause, da kenne ich schon alles. Das hier dagegen sieht wunderbar fremd aus. Eine große Lust zu spielen breitet sich in mir aus. Wenn das ein Comic ist, dann kann ich alles, was eine Comicfigur kann, oder? Probeweise versuche ich meine Arme länger werden zu lassen, aber nichts passiert. Schade. Aber ich kann von einer Ecke zur nächsten springen, in riesigen Sätzen, das macht Spaß und geht sehr schnell, ich komme mir ein bisschen wie Spiderwoman vor, und dann versuche ich, auf einen Baum zu springen, aber das geht nicht und ich falle aus den Ästen direkt in eine Pfütze unter den Baum. Und falle hindurch auf die andere Seite der Pfütze, plötzlich bin ich spiegelverkehrt und mein Kopf ist unten anstatt oben. Vorsichtig beuge ich mich nach oben und tippe die Pfütze mit dem Finger an. Kaleidoskopartige Wellen breiten sich aus, meine Welt und die seitenverkehrte Welt schwappen ineinander, und mit einem leicht komischen Gefühl im Magen stürze ich mich zurück auf meine Seite und tauche keuchend auf.
Ich sehe mich um. Nichts hat sich verändert. Ich bin trocken, die Straßen sehen normal aus und es sind nur ein paar hundert Meter bis zu meiner Wohnung. Aber die Pfütze vor mir schwappt leise und unter der Oberfläche sehe ich die Comicwelt mit ihren scharfen Schattierungen. Breit lächelnd mache ich mich auf den Heimweg.

Ja, öfter 😎
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Finde ich auch. 😊
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Schade, heute regnet es bei uns nicht, sonst hätte ich es auch mal probiert!
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Ich kann es nur empfehlen! Es sollte allerdings die richtige Pfütze sein, ich will ja nicht, dass du dir die Nase anstösst. 😁
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Ich glaube, Stanislav war vor Ihnen auf dem Heimweg, hat etwas Lem in die Pfütze gemischt, der nach Stachelbeeren duftete und sie konnten nicht widerstehen. Der Sprung auf den Baum war ein wenig vorgetäuscht, um selbst eine Erklärung für Ihre Kühnheit zu haben, in eine unbekannte Welt zu tauchen… Die Sprünge von einer Ecke zur nächsten neide ich nicht – mir gelingt der Wechsel sogar zu Städten ohnehin anstandslos lückenlos, zu geliebten Orten etwas weniger gut weil nicht immer, aber zu Mittelmeerstränden mit viel Sonne, warmem Wasser und freundlichen Menschen häufig genug, um mein warmblütlerisches Menschsein als solches erklären zu können.
Schöne Erfahrung, wünsche weiterhin viel Freude damit, diese Welt anders leben zu können ;-!
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Danke, danke… aber mir gelingt es auch nicht jeden Tag, und planen lässt es sich gar nicht… obwohl ich zugeben muss, Stachelbeerduft tatsächlich nicht widerstehen zu können. 😊 Ich vermisse ein erkennbares Stachelbeeremoji! Wer auch immer Emojis erfindet, ich hätte Bedarf!
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Ich könnte da nur mit der Honigmelone und UTF-8 Code aushelfen: %F0%9F%8D%88
auch :melone: oder :melon: könnte in Mailprogrammen funktionieren, welche diese Spielereien unterstützen – man könnte behaupten, sie wäre eine Stachelbeere 😉 – danach sieht sie wohl auch eher aus, denn dem, das sie darstellen soll; aber ‚erkennbar‘ ist halt auch höchst subjektiv ;-)… oder als HTLM-Code für zB WP= 🍈 für Wegwischer, Android oder Apple hab ich nix – hab ja keins und mir reichen ;, – und ) zum Grinsen oder auch :,-/ – 😉
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Hoppla. HTML hat funktioniert ;-))))) . der Code wäre [&#xUA1F348;], die eckigen Klammern weglassen und das UA nach dem x in der Mitte – die dienen zur Tarnung [;-)]
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Das Kind in uns ist imstande, einzutauchen, wann immer es will 🙂
Mein Enkelchen, 3 Jährchen jung, stand in einer Pfütze und hatte ein Stöckchen in der Hand. Zum Stöckchen sprach es, hast Du noch Durst, Stöckchen?
Trink, so viel zu magst 🙂
Meine Tochter schickte mir das herzige Video
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