Frau Möllendiek ist empört. Eine Wutwelle steigt ihren Hals empor. Da will sie ein Opfer bringen und Fahrrad fahren und dann sowas! Mit Wucht schubst sie das Fahrrad ins Blumenbeet. Nicht mit ihr! Die sollen sehen, was es bringt, sie, Frau Möllendiek, zu ärgern! Sie wird Auto fahren, jawohl. Als sie zur Garage geht, sieht sie wieder die Ökofrau mit den grauen Wallehaaren, die an der Regentonne lehnt. Herr im Himmel! Kann man sie denn nicht einmal in Ruhe lassen!
„Nein“, sagt die Ökofrau.
„Lassen Sie das!“ ruft Frau Möllendiek, „meine Gedanken gehören mir!“
„Ich kann mir auch was besseres vorstellen!“ gibt die Ökofrau zurück. „Ich kann es mir aber nicht aussuchen, wie Sie ja sehr wohl wissen!“
Frau Möllendiek kneift die Augen zusammen. „Ich auch nicht, wie SIE ja sehr wohl wissen!“
Sie starren sich in die Augen. Die Luft heizt sich auf. Frau Möllendiek gibt als erste nach, was sie noch beschäftigen wird. Ein Nachteil, wenn man sensibel ist.
Die Ökofrau lacht. „Sie? Sensibel? Sie haben gerade Ihre Nachbarin zur Schnecke gemacht. Sie sind so sensibel wie ein Mähdrescher.“
Frau Möllendiek läuft rot an. „Die hat ihr Fahrrad wieder vor meins gestellt, und das, wo sie ganz genau weiß, dass das nicht ihr Platz ist! Und was sie alles zu mir gesagt hat!“
„Meine Güte, man kann auch mal nachgeben! Und Sie hatten doch Größeres vor, oder? Wollen Sie Ihre Nachbarin gewinnen lassen und Auto fahren? Was ist mit dem Klima?“
Frau Möllendiek blinzelt. Richtig. Das hatte sie ganz vergessen. Sie schwankt unentschlossen.
„Ich könnte mitfahren“, bietet die Ökofrau an.
„Nein.“ Frau Möllendiek reckt das Kinn. Große Entscheidungen verlangen große Opfer. Also doch das Fahrrad. „Aber das liegt nicht an Ihnen!“ schleudert sie in Richtung der Ökofrau.
Die verdreht die Augen. Hinter ihr blitzen kurz ihre Flügel auf.

Ein Beitrag zu den abc-Etüden! Die Regeln: Maximal 300 Worte (hart umkämpft dieses Mal, sie haben regelrecht miteinander gerungen, um in den Text zu kommen), unterzubringen waren Regentonne, sensibel und schwanken (hab ich ein bisschen gebogen) und gespendet wurden sie von Ellen mit ihrem Blog nellindreams. Organisiert wurde das ganze wie immer von Christiane – vielen Dank! 😊
„Sie sind so sensibel wie ein Mähdrescher!“ Und von einem E… äh, einer geflügelten Person. Großartig. Schön, dass die Dame zwar schwankt, aber dennoch fährt, damit die Nachbarin nicht gewinnt. Aber anstrengend! 😉👍
Herzlichen Dank für das Lachen an einem grauen, gemütlichen Samstagnachmittag 🧡☁️☕🍪👍
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Die Ökodame ist noch neu im Geschäft und steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. 😁 Ich glaube, Frau Möllendiek braucht so jemanden, auch, wenn sie sich herzlich verabscheuen.
Herbstliche Montagmorgengrüße! 💦😊🚂🍄
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Geht doch, mit Klimaschutz fest im Auge!
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😊
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Tolle Etüde! Deine Frau Möllendiek und die geflügelte Ökofrau sind ein richtig cooles Gespann!
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😊 Mal schauen, wo das hinführt.
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Da bin ich auch gespannt!
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Eine Ökofrau mit langen grauen Wallehaaren 🙂
Die Zeit der üblichen Engelchen und Bengelchen ist vorbei, die Geflügelten sehen heute anders aus 🙂 und auch ihr Sprachschatz ist bemerkenswert zeitgemäß *g*
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Ich hatte immer schon den Verdacht, dass die mit den weißen Kleidern und goldenen Haaren und vor allem die Putten in einem sehr weinseligen Moment entstanden sind und die echten ganz anders sind. 😊
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Das glaube ich allerdings auch. Mich hat mal einer vor einer großen Dummheit bewahrt.
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Oh, das klingt nach einer sehr guten Geschichte!
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Die Ökofrau gefällt mir. Ich habe hier auch immer so ein sitzen. Die meckert aber eher bei Internetbestellungen. 😜
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Meine meckert, wenn ich das Auto nehme. Und zuviel Plastik kaufe.
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