Erschöpfung und Ratlosigkeit. Der Anfang.

Die Ratlosigkeit sieht sich um, aber da ist niemand. War ja klar, denkt sie, als ihr von hinten jemand auf die Schulter tippt. Sie dreht sich um.
„Hallo“, sagt die Erschöpfung mit leiser Stimme. Sie ist durchscheinend blass und trägt einen grauen Mantel, in dem sie fast verschwindet.
„Du bist das!“ ruft die Ratlosigkeit, „wir kennen uns doch!“
Die Erschöpfung lächelt ein halbes Lächeln. „Ja“, sagt sie, „stimmt, wir waren bei der Hektik zum Seminar.“
„Oh Gott“, sagt die Ratlosigkeit, „ich erinnere mich: ‚Wie hole ich alles aus dem Leben raus‘, das war der Titel. Hast du Antworten gefunden?“
Die Erschöpfung schüttelt den Kopf und sieht zu Boden.
„Ich auch nicht!“ ruft die Ratlosigkeit, „dann sind wir ja schon zu zweit!“
Sie sehen sich an und lächeln.
„Wollen wir?“ fragt die Erschöpfung.
„Gern“, sagt die Ratlosigkeit, „ich hab allerdings keine Ahnung, wo´s langgeht.“
„Es ist nicht weit“, sagt die Erschöpfung, „gleich um die Ecke.“
„Echt?“ Die Ratlosigkeit strahlt. „Meistens komme ich nirgendwo an.“
„Vertrau mir“, sagt die Erschöpfung und lächelt schon zum zweiten Mal an diesem Abend.

‚Himmel hilf!‘ denkt die Verachtung, die hinter ihnen auf einer Parkbank sitzt, und nimmt einen Schluck von ihrem kalten, schwarzen Kaffee. Er schmeckt nach Pappbecher.

4 Gedanken zu „Erschöpfung und Ratlosigkeit. Der Anfang.

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