Herr Miesling und die Silbe Un

Herr Miesling träumt.
„Du bist immer so gut gelaunt“, beschwert er sich bei seinem Engel und sticht auf den Wackelpudding ein, als ob der die Schuld an allem hätte. „Dabei hast du gar keinen Grund, so gut gelaunt zu sein, ich meine, guck dich doch um!“ Verdrossen betrachtet er seine kleine Wohnung. „Hier ist alles verbraucht, was soll da noch passieren?“ Verzagt sieht er auf seinen misshandelten Wackelpudding. „Nichts ist mehr möglich, so is das.“
Sein Engel sieht ihm fest ins Gesicht, obwohl das eigentlich gar nicht geht, so tief, wie Herr Mieslings Kopf herunterhängt.
„Was?“ Herr Miesling blinzelt. „Ich versteh dich nicht. Was is erschlossen?“
Sein Engel malt zwei Buchstaben in die Luft.
„U – N? Un?“ Herr Miesling guckt verständnislos.
Sein Engel seufzt, dann schnipst er mit den Fingern, es knistert in den Wänden und alles fängt von vorne an.
„Ich bin immer so schlecht gelaunt“, beschwert Herr Miesling sich bei seinem Engel. „Warum is das so?“
Sein Engel zuckt mit den Achseln.
„Ich weiß es auch nicht“, sagt Herr Miesling unverdrossen und ziemlich erstaunt. Er betrachtet seine kleine Wohnung. „Eigentlich ist hier alles unverbraucht, es könnte noch alles passieren.“ Unverzagt sieht er auf seinen halbgegessenen Wackelpudding hinunter. „Nichts ist unmöglich, so ist das.“
Sein Engel lächelt und nickt.
„Ich bin unerschlossen. Unerschlossenes Land“, sagt Herr Miesling überrascht. „Ach so!“
Es knistert in den Wänden.
Herr Miesling wacht auf.

Das war noch ein Beitrag zu den abc-Etüden, und ich hatte dieses Mal die große Ehre, die Wortspenderin zu sein! Ich habe mit Vergnügen und Vorfreude Wackelpudding, unverdrossen und knistern gewählt und bin gespannt auf die Beiträge. Organisiert werden die Etüden von Christiane, und weil das viel Arbeit ist, ein großes Dankeschön von Blog zu Blog. In diesem Beitrag habe ich ein bisschen herumgespielt mit der Silbe Un, inspiriert wurde ich dabei vom Wochenkalender von Susanne Niemeyer. Da gab es letzte Woche höchst verlockende Experimente mit dieser Silbe. Sehr interessant, wie sie alles mit Leichtigkeit umkehren kann.

21 Gedanken zu „Herr Miesling und die Silbe Un

      • Nein, ihr seid nicht blind, wie gerade schon bei Sabine geschrieben, das wäre etwas zu viel des Guten gewesen. Streichen lernen: Ein schreckliches Ding, das ich in 2022 lernen werde 😉

        Gefällt 1 Person

      • So. Nun ist es eingebaut. Dafür musste ein anderes gehen 😁. Falls jemand den alten Text sehen will, bitteschön:

        Herr Miesling träumt.
        „Du bist immer so gut gelaunt“, beschwert er sich bei seinem Engel und sticht auf den Wackelpudding ein, als ob der die Schuld an allem hätte. „Dabei hast du gar keinen Grund, so gut gelaunt zu sein, ich meine, guck dich doch um!“ Verdrossen betrachtet er seine kleine Wohnung. „Hier ist alles verbraucht und verschlossen, was soll hier noch passieren?“ Verzagt sieht er auf seinen misshandelten Wackelpudding. „Nichts ist möglich, so is das.“
        Sein Engel sieht ihm fest ins Gesicht, obwohl das eigentlich gar nicht geht, so tief, wie Herr Mieslings Kopf herunterhängt.
        „Was?“ Herr Miesling blinzelt. „Ich versteh dich nich. Was is erschlossen?“
        Sein Engel malt zwei Buchstaben in die Luft.
        „U – N? Un?“ Herr Miesling guckt verständnislos.
        Sein Engel seufzt, dann schnipst er mit den Fingern, es knistert in den Wänden und alles fängt von vorne an.
        „Ich bin immer so schlecht gelaunt“, beschwert Herr Miesling sich bei seinem Engel. „Warum is das so?“
        Sein Engel zuckt mit den Achseln.
        „Ich weiß es auch nich“, sagt Herr Miesling und betrachtet seine kleine Wohnung. „Eigentlich is hier alles unverbraucht und unverschlossen, hier könnte alles passieren.“ Unverzagt sieht er auf seinen halbgegessenen Wackelpudding hinunter. „Nichts ist unmöglich, so is das.“
        Sein Engel lächelt und nickt.
        „Ich bin unerschlossen. Unerschlossenes Land“, sagt Herr Miesling überrascht. „Ach so!“
        Es knistert in den Wänden.
        Herr Miesling wacht auf.

        Gefällt 1 Person

      • Ich habe es tatsächlich während des Schreibens vergessen. Und bin noch nicht mal bei euren Rückfragen drauf gekommen, dass es ja nicht fehlen DARF. Unglaublich. Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Voranschreitendes Alter? Unterzuckerung? Es muss Unterzuckerung sein. Ich glaube, ich muss jetzt Schokolade essen. 😁

        Gefällt 3 Personen

  1. Pingback: Schreibeinladung für die Textwoche 05.22 | Extraetüden | Irgendwas ist immer

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s