Herr Miesling brät Spiegeleier

„Schwabbadabbadu…“ singt Herr Miesling vor sich hin, während er Eier in die Pfanne schlägt und gewürfelten Schinken darüber streut. Ein himmlischer Duft verbreitet sich in seiner kleinen Küche. Sein Engel schiebt unauffällig den Beutel mit aufgetauten Tiefkühlerbsen näher an die Pfanne, aber Herr Miesling bleibt standhaft.
„Erbsen gehören da nich rein, das wird´n astreines Schinkenspiegelei. Du kannst die wieder ins Gefrierfach packen, wenn du willst. Aber als Kühlung war´n se super. Gute Idee!“ Er betastet vorsichtig die dicke Beule auf seiner Stirn.
Der Erbsenbeutel verschwindet geräuschlos im Tiefkühlfach, dann steht Herr Mieslings Engel mit verschränkten Armen da und guckt streng.
Herr Miesling stochert in den Schinkeneiern herum, dann gibt er auf. „Jaja, du hast ja Recht. Bei streitenden Hunden soll man sich nich einmischen. Dabei wollt ich se nur trennen! Dass diese olle Tusnelda mich gleich mit ihrem Stock hauen würde, konnt ich doch nich ahnen!“ Er befühlt wieder die Beule. „So ´ne Schreckschrulle, echt!“ Er verzieht das Gesicht, als er ein klein wenig zu fest drückt. „Meinst du, das gibt´n Veilchen?“
Sein Engel wiegt den Kopf hin und her.
„Könnt schon noch passieren, guck, hier, da kommt schon´n Bluterguß.“ Herr Miesling betrachtet sich in einem Löffel. Sein Gesicht spiegelt sich wie ein ausgelaufenes Ei. „Das wär aber nich toll, was? Schließlich will ich gut aussehen morgen! Was meinste, den blauen Anzug oder die Stoffhose mit dem karierten Hemd?“
Sein Engel reckt bei der Stoffhose den Daumen in die Luft.
„Nachher probiere ich beides mal an. Siehste, da hatte das ganze Hundegetrenne und die Beule doch was Gutes, immerhin hat die Dame mit dem Mops mich auf´n Kaffee eingeladen!“ Herr Miesling schwenkt glücklich die Pfanne mit den Schinkeneiern. „Willste auch welche?“
Sein Engel lächelt und hält die Teller hin.

Das war ein Beitrag zu den abc-Etüden! Die Regeln: Drei Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Begriffe lauteten dieses Mal trennen, Pfanne und glücklich und stammen von der Wortspenderin Doro mit ihrer Webseite/Blog DORO|ART. Und organisiert wird alles von Christiane mit ihrem Blog Irgendwas ist immer! Vielen Dank! 😊🌞

13 Gedanken zu „Herr Miesling brät Spiegeleier

  1. Ein gebeutelter oder gebeulter, geblauter Herr Miesling mit Frühlingsgefühlen – und wieso kann man gebeutelt benutzen, wenn es gar nicht mit Beuteln, sondern mit Beulen zu tun hat – wie soll das wieder ein Ausländer verstehen? -:))) – muß er sich halt als bunter Hund vorstellen – kariertes Hemd, Veilchen im Gesicht, vielleicht hat er auch noch ein bißchen Dotter vom Spiegelei auf der Hose – sie hat den Mops und er ist mopsfidel – paßt doch -:)))
    Spannende Etüde – erbitte Fortsetzung….

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    • Ein gebeulter Herr Miesling – super! 🙂 Ich hoffe, er passt auf das Eigelb auf, damit er geschniegelt und gebügelt bei der Mopsfrau auftaucht. Ich bin auch sehr gespannt auf die Fortsetzung. 🙂
      Liebe, sonnige Aprilgrüße zu dir! 🌞😎😊

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  2. Ich sehe den beschwingten Herrn Miesling förmlich vor mir und rieche das Spiegeleier … mhmmm! 😉 Der Engel als schlechtes Gewissen ist super mit den Erbsen – mal ehrlich, die würde ich auch nicht essen!
    Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe auf einen Bericht! 😁
    Herzliche Abendgrüße 😁🍷🥨👍

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  3. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 18.19.21 | Wortspende vom Bodenlosz-Archiv | Irgendwas ist immer

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