Das Fischhuhn

Das Fischhuhn

Ich betrachte mit liebevollem Blick das Fischhuhn, das schwer und bedächtig vor mir auf dem Tischozean schaukelt. „Guck mal“, sage ich zu Gott, „ist es nicht hübsch?“
„Doch, ja“, sagt Gott.
„Mich wundert, dass es nicht untergeht“, sage ich, „Ton schwimmt ja eigentlich nicht in Wasser. Oder?“
„Nein“, sagt Gott, „tut er nicht.“
Eine kleine Weile lang betrachten wir nachdenklich das Fischhuhn. Es dümpelt auf dem Tisch herum und betrachtet sein Ebenbild im Wasserspiegel.
„Wieso geht es nicht unter?“ frage ich schließlich hartnäckig.
Gott stützt sein Kinn in die linke Hand. Das Fischhuhn schüttelt seine Flossenfedern. „Du glaubst daran, dass es schwimmen kann. Also kann es schwimmen“, sagt er.
„Ach“, sage ich. Vorsichtig stupse ich das Fischhuhn mit dem Zeigefinger an. Es gackert entrüstet und hackt mit dem Schnabel nach mir, dann paddelt es in die am weitesten entfernte Ecke des Tischozeans und dreht mir den Rücken zu. „Was wäre, wenn ich nicht mehr daran glauben würde, dass es schwimmen kann?“
„Probier´s aus“, sagt Gott.
Ich gebe mir Mühe. Schließe meine Augen und strenge mich sehr an. Dann öffne ich sie wieder. Das Fischhuhn schwimmt auf der Ecke des Tischozeans und versucht, über die Kante nach unten zu gucken. „Es geht nicht“, sage ich. „Ich kann nicht aufhören, daran zu glauben.“
„Tja“, sagt Gott, „manchmal ist das so. Da geht es dir wie mir.“
„Echt?“ frage ich.
Gott nickt. Das Fischhuhn steht mit einer Krallenflosse auf der Tischkante und schwankt bedrohlich.
„Was meinst du“, fragt Gott, „kann es fliegen?“
„Ich weiß noch nicht“, sage ich, „ich bin gespannt.“

16 Gedanken zu „Das Fischhuhn

      • Wenn die Beste Freundin dabei bleibt ihres Madita zu nennen, nenne ich meines Lisabeth.
        Ich habe sie bis jetzt bloß aus einem dunklen Auto (wo sie sich im Käfig gestapelt hatten) in einen dunklen Stall getragen und sie kaum richtig gesehen.
        Mal sehen was morgen los ist.
        Ich hoffe das Aneinandergewöhnen geht einigermaßen gewaltfrei ab

        Gefällt 1 Person

      • Die eine Neue hat sich ohne zZögern daran gemacht die Königin zu entthronen. Die sich das natürlich nicht gefallenlassen hat. Das habe ich bei einer Junghenne noch nie erlebt.
        Unsere Königin ist schon zehnJahre alt und mit 500g Kampfgewicht mit Abstand die Kleinste. Ich hoffe sehr , dass sie es mit der Verteidigung ihres Standes nicht übertreibt.
        Meine Freundin hat sich nun natürlich für die andere, kompromissbereitere entschieden und mir die revolutionäre Furie überlassen. Passt da der Name Lisabeth?

        Gefällt 1 Person

      • Die karierte Federschürze wird sie als Niederrheiner Zwerghuhn lebenslang tragen.
        Wenn die Königinnenallüren zu stark werden sollten, nennen wir sie Elisabeth. Ich schätze sie war vor ihrem Verkauf Oberhuhn und wird mit den neuen Verhältnissen noch nicht so recht fertig.
        Meine Maria Stuart September I. werde ich aber zu beschützen wissen.
        Heute gab es allerdings nur noch ein heftiges Federnfetzen mit der Rangzweiten und nun ist irgendwie Ruhe.
        Vielleicht alles halb so wild.

        Gefällt 1 Person

      • Maria Stuart? Elisabeth? 🙂 Die Namen gefallen mir auch… nicht, dass die Geschichte nachgespielt wird, das wäre übel! Dann lieber eine kleine Palastrevolution. 🙂
        Ich hoffe, die Damen haben das heute alles unter sich geklärt?

        Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s