Der Schweinehund und der Nöhlbär

Der Schweinehund und der Nöhlbär

Du sitzt gerade friedlich an deinem Esstisch und trinkst Tee, dein Schweinehund schnarcht neben dir, als die Haustür mit einem Knall aufschlägt. Erschrocken prustest du in deine Tasse, dein Schweinehund springt in die Höhe und flüchtet dann hinter deine Beine.
„So! So ist das also! Ihr sitzt hier rum und habt es schön, was? Das könnte euch so passen! Wolltest du heute nicht einkaufen gehen? Und das Bad putzen? Aber nein, stattdessen sitzt ihr wieder einfach nur rum, nichts passiert, das Leben geht an euch vorbei und morgen seid ihr vielleicht schon tot, und dann?“
Du siehst ergeben zur Decke. Es ist der Nöhlbär. Und er hat sehr, sehr schlechte Laune.
„Ja, ich habe schlechte Laune, und das ja wohl zu Recht, oder? Hattest du mir nicht beim letzten Mal in die Tatze versprochen, das von nun an alles besser werden würde? Und? Und? Nichts ist passiert!“ Der Nöhlbär schnauft selbstgerecht, während er mit erhobener Tatze vor dir steht und mit einer Kralle nacheinander auf Dinge in deinem Esszimmer zeigt. „Die Fenster! Wieder nicht geputzt! Was sollen denn bloß die Nachbarn denken? Und hier!“ Er fährt mit der anderen Tatze über einen Regalboden. „Staubig! Immer noch! Willst du, dass hier irgendwann die Wollmäuse einziehen? Und wie du wieder aussiehst, un-mög-lich! Diese Hose, was war das vorher, ein Kartoffelsack? Und ich sehe, du isst immer noch die Schokoladenkekse – hatten wir nicht darüber gesprochen, wie schädlich sie für deine Linie sind? Und was sie mit deinem Stoffwechsel machen, fürchterlich!“ Er stemmt die Tatzen in die zotteligen Hüften und starrt dich vorwurfsvoll an. „Draußen wart ihr heute auch noch nicht, oder? Das ist ja wieder mal typisch. Stubenhocker und Bewegungsmuffel. Du wirst noch eine Sonnenallergie entwickeln, wenn du weiter so selten raus gehst, du wirst sehen, ich habe nämlich immer Recht!“
Du guckst ihn nur an.
„Und du?“ Der Nöhlbär starrt jetzt deinen Schweinehund an, der versucht, sich hinter deinen Beinen so klein wie möglich zu machen. „Hältst wieder alle davon ab, das zu tun, was gut wäre, was? Darin bist du ja besonders gut, hier auf der faulen Haut liegen und nichts tun, was? Ist das lebenserfüllend? Solltest du nicht mal über andere Lebenentwürfe nachdenken? Hm? Draußen Stöckchen fangen oder was immer ihr Schweinehunde sonst so tut?“ Der Nöhlbar kneift die Augen zusammen, sieht sich betont langsam in deiner Wohnung um und schnauft dann verächtlich. „Ach, was rede ich. Hoffnungslos, das seid ihr.“ Er wirft erst dir, dann deinem Schweinehund noch einen Blick zu, der voller Mitleid ist, dann dreht er sich um und verschwindet so schnell, wie er gekommen ist. Die Tür fällt hinter ihm zu.
Du atmest aus. Dein Schweinehund kommt hinter deinen Beinen hervor und schlackert mit den Ohren. „Jungejunge, der war aber miserabel gelaunt heute, oder?“
Du nickst. „Aber das ist er ja immer. Eigentlich kann ER einem leid tun. Weisst du was? Nach so einem Besuch brauche ich die doppelte Ration Schokokekse. Und Kakao. Willst du auch?“
Dein Schweinehund grinst freudig überrascht. „Na klar!“
Während du in die Küche gehst, guckst du kurz an dir herunter. Kartoffelsack. Eigentlich ist das deine Lieblingshose. Vielleicht solltest du über diesen Punkt nachdenken.
Aber nur kurz.

In so ein Loch möchte man manchmal kriechen, wenn der Nöhlbär zu Besuch kommt.

(für Katja)

 

12 Gedanken zu „Der Schweinehund und der Nöhlbär

  1. Gott sei Dank scheint der Nölbär nur kurz zu bleiben 😁, vermutlich hat er viel zu tun. Ich glaube auch, dass er eine große Familie hat, kann das sein? 😉 Ich bin übrigens ziemlich sicher, dass er keine Katzen mag.
    Sonntagmorgenkaffeegruß 😁🐈🌥️☕👍

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  2. Meiner hat sich an mir schon fast alle Zähne ausgebissen, weil ich ihm immer ein „eigentlich – aber“ entgegensetze. Klappt prima. Ich habe mir gerade schicke Homewear gekauft, die aber eigentlich -:)) viel zu schade zum Gammeln ist – werde mich jetzt dochmal in sie schmeißen , ist ja Sonntag.
    Liebe Grüße in die Viecherei, ich reiche mal einen leckeren Schokoladen-Elisenlebkuchen rüber – gestern erstanden – dringend notwendig fürs Seelenfutter, was kümmern mich meine Hüften und übrigens: der Nölbär hat sich sicher schon seinen Winterspeck angefressen, von dem er zehren kann, der soll ganz still sein.

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    • Winterspeck? Der Nöhlbar macht keinen Winterschlaf, leider, leider… er ist immer beschäftigt, und er findet, so einen Luxus kann er sich nicht leisten, wo es doch so viel zu tun gibt überall…
      Herzlichen Dank für den Lebkuchen, das hat mich gerade zu Tee und Schokolebkuchen inspiriert 🙂 .

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  3. flüstern: ……Tanja, ich kann gerade nur ganz leise antworten….der Nöhlbär schnuppert ganz wild und aufgedreht an meiner Zimmertür und kratzt an der Türspalte….wenn er die Tür aufgedrückt bekommt, werde ich ihn mit Kissen bewerfen. Er hasst gemütliche Kissen😊

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