Herr Miesling wird bemopst
Herr Miesling sitzt auf einer Bank und starrt in das rotgelbe Laub. Seine Füße sind kalt, aber er hat noch keine Lust aufzustehen und nach Haus zu gehen. Außerdem hat er sein Brot noch nicht gegessen. Er zieht das zerdrückte Butterbrotpäckchen aus der Jackentasche, als ein kleines Energiebündel vor ihm auftaucht, die Pfoten auf die Bank stemmt und das Wurstbrot anhechelt.
„He!“ ruft Herr Miesling und hält das Brot in die Höhe, „wer bist du denn? Wo ist dein Herrchen?“ Er sieht sich um. Niemand da. Der Mops sabbert und starrt auf das Wurstbrot. „Wo haste dich rumgetrieben? Du bist´n Schmutzfink!“ Herr Miesling guckt genauer hin. Kein Halsband. „Wollteste mopsen? Ein mopsender Mops.“ Herr Miesling kichert leise. Der Hund starrt das Brot an. „Haste Hunger? Weisste was? Wir können ja teilen, was hältste davon?“
Der Mops sieht aus, als ob er eigentlich gern das komplette Brot gehabt hätte, aber wohl keine andere Wahl habe. Sie teilen gerecht. Der Mops verschlingt seinen Anteil mit drei Bissen, Herr Miesling kaut etwas langsamer. Er überlegt. Kann er jemanden durchfüttern? Auf einmal hört er Rufe hinter sich.
„Rudi! Bei Fuß!“ Eine Frau kommt auf Herrn Miesling zugelaufen. „Du ungezogener Mops! Hat er wieder gebettelt?“ fragt sie, als sie Herrn Miesling mit der leeren Butterbrottüte sieht. „Tut mir echt leid. Dauernd haut er ab und frisst sich überall durch.“
Herr Miesling guckt den Mops an, der ihm hechelnd die Zunge herausstreckt. Ganz schön abgebrüht für so einen kleinen Scheisser, das muss er zugeben. Er grinst. „Ich hab mein Wurstbrot mit ihm geteilt. War ´ne fabelhafte Wurst drauf, mit Knoblauch. Vielleicht hat er ´n bisschen Mundgeruch in der nächsten Zeit.“
Die Frau lacht. „Kann ich Sie zum Ausgleich auf einen Kaffee einladen?“
Herr Miesling freut sich. „Klar“, sagt er.
„Na dann“, sagt die Frau.
Das war ein Beitrag für die abc.etüden: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Worte stammen dieses Mal von Judith mit ihrem Blog Mutiger leben. Sie lauten: Schmutzfink, fabelhaft, mopsen. Und ich bin megastolz, denn dieses Mal habe ich nur 298 Wörter verbraucht! 🙂
Wieder mal ein Beweis: Hundehalter haben es viel leichter mit sozialen Kontakten!!
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Das ist aber sowas von richtig! Hab auf der Straße nie intensivere Gespräche als zwischen Hundehaltern gesehen… 🙂
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Von vorne bis hinten gelungen. Ich hab Spaß 😊
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Dankeschön! 🙂 Herrn Miesling freut´s! (und den Mops vielleicht auch)
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Hach…. schööööööön😍
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🙂 Ich mag ihn auch, immer mehr.
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Was für ein nettes Ende, kein „wie können Sie es wagen?Wurst! Salz!! Konservierungsstoffe!!! Tierarztrechnung!!!! Polizei!!!!!“
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Es gibt ja auch wirklich sehr, sehr nette Herrchen und Frauchen… meine Mopsfrau gehört in die Kategorie „freundlich“. 🙂
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Uääääh, Mops mit Mundgeruch! 😀 Hat der Mops zufällig einen Bruder, der Nelson heißt? 😉
Ach, das ist schön, ich mag sie beide, den Herrn Miesling und den Mops, der zum Glück kein neues Zuhause suchen muss. Und wenn das Frauchen auch noch nett ist … na, mal schauen.
Begeisterte Abendgrüße 😀
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Der Mops hatte vermutlich noch Wurstreste zwischen den Zähnen, als er Herrn Miesling angegrinst hat – also ja, vermutlich gibt es da Verwandschaftsverhältnisse zwischen Nelson und Rudi. 🙂
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Du müsstest übrigens Mail haben, kannst du mal schauen und dann den Kommentar hier gern vernichten? 😉
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Hab dir gerade geantwortet… 🙂 das kann ruhig so bleiben… hehe…
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Also echt gelungen! Da sind ein paar echt spaßige Stellen drin! Herzerwärmend! Danke!
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Dankeschön! Der Mops dankt auch, mit Wurstatem. 🙂
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*grins*
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Vielleicht mopst sie ihm jetzt sein Herz beim Kaffee? -:))
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Wer weiß, wer weiß… 🙂
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Ich hätte auch mit dem Mops geteilt. 😇 Tolle Geschichte.
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Ein Leben ohne Mops ist denkbar, aber sinnlos. 🙂
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Ein Leben ohne Loriot-Zitate aber auch.
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🙂
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Für Herrn Miesling gilt nicht „Nomen est Omen“, für den Mops schon.
Ich schmunzle noch und finde, dass das geradezu nach einer Fortsetzung schreit, liebe Tanja.
Grüße zu dir
Judith
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Wir schaun mal… 🙂
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