du kannst es spüren
sacht schleicht sie sich an
umfließt deine Knöchel
steigt hoch in die Beine
zieht die feinen Härchen glatt
hängt sich an deine Gelenke
kriecht in den Hals
färbt deine Gedanken
alles wird anders
schwerer
deine Fersen kleben am Boden
deine Seele mit Spinnweben verhangen
der Luft die du atmest ist zäh
der Boden
dein Grund
auf dem du stehst
ist schwammig
uneben
gibt nach
du fällst
in dich
unter den Boden der Seele
siehst aus deinen Augen
die Dinge sind dichter
dunkler
Menschen sagen Geräusche
sie hallen in dir
werfen sich grau von Wand zu Wand
selten
ein Aufblitzen von Licht
du hörst
das Ächzen der Haut
rauschende Wolken
im vorbeifliehen
du siehst
das Fließen der Luft
und
Wirbel die die Vögel schlagen
in ihr
wie Sahne
du spürst
dein tosendes Blut
um die Wände deiner Seele spülen
wie Zellen sich teilen und sterben
die Einmaligkeit deiner Existenz
ihre Vergänglichkeit
du bist unsterblich
hoffnungslos
von Göttlichem durchdrungen
verlassen
während du atmest
die scharfsilberne Luft dich durchdringt
weißt du nie
ob du sie weise fürchtest
oder herbeisehnst
die Melancholie
Das ist ein älteres Gedicht aus einer ausgesprochen emotionalen Phase. Schon seltsam, wenn man ältere Sachen noch einmal liest: Auf der einen Seite mag ich es immer noch, auf der anderen Seite: Herrje, ich habe da ganz schön in Weltschmerz gebadet… 🙂
Der Dienstag dichtet! 🙂 Katha kritzelt hat diese Aktion ins Leben gerufen: Jeden Dienstag wird ein Gedicht aus eigener Herstellung veröffentlicht. Auch Wortgeflumselkritzelkram, Mutigerleben, Werner Kastens, Findevogel, die Wortverzauberte, Lyrikfeder, Ein Blog von einem Freund, Nachtwandlerin und Lindas x Stories sind mit von der Partie. Schaut doch mal bei ihnen vorbei, der Dienstag fängt besser an mit ein bisschen Wortzauberei!
Ja, aber manchmal fühlt man sich ja auch so. Und warum auch nicht …
Liebe Grüße
Christiane 😁🌞☕🍪👍
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Wenn man das Drama nicht liebt, ist es schwierig, sich versagend die Hand vor die Stirn zu legen und öffentlich zu leiden… 🙂
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Unbenommen. Aber haben und zelebrieren ist zweierlei
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Hmmm… meine Melancholie will immer raus, an die frische Luft, und meistens lasse ich sie nicht. Und dann sitzt sie vorwurfsvoll schweigend in meiner Küche und beobachtet alles, was ich tue. Vielleicht sollte ich sie doch manchmal raus lassen, wer weiß, was da alles Interessantes passieren könnte.
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Zur Melancholie gehört auch der Weltschmerz. Ich finde, deine Zeilen fangen das wundervoll ein. Solange nur etwas dramatisch wurd und nicht tragisch, kann so eine Stimmung auch ein guter Impuls für Kreativität sein.
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Das stimmt allerdings! Meine dramatischsten Gedichte stammen aus den weltschmerzhaltigsten Zeiten… 🙂
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Weltschmerz und Weltfreude – beides gehör dazu und sich mal so richtig leid tun, befreit auch und macht schöpferisch, nur wenn man verstummt, dann wäre Vorsicht geboten. Bitterschokolade gepaart mit Sonnenschein hilft bei mir immer -:))
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Ich erinnere mich, wie ich mal hingegossen auf einer Sommerterrasse saß/lag und mit dramatisch zum Himmel gewandten Blicken mein reichhaltiges Inneres nach Außen trug… es hat bloß niemand zugesehen. 🙂 Aber kreativ waren diese Phasen immer, und Schokolade hat noch nie versagt…
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Man kann sich so wunderbar verlieren in der Melancholie. Ich kann mich noch gut erinnern, dass dieses Versinken in Gleichmut mich viel mehr und öfter ergriffen hat, als ich Heranwachsender war: zu jung zum Zum und dann abgleiten in Träume und Wehmut und sich im Blues der Gefühle aalen. (Und alles ohne Drogen).
Je eigenständiger wir wurden, desto mehr konnte man von seinen Träumen verwirklichen und heute fallen wir oft nur noch in Melancholie, wenn wir an Früher denken und wenn wir die ähnliche Phase bei unseren Kindern sehen.
Aber schön war es doch!, denn es hat uns gezeigt, wie tief Gefühle sein können.
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Sich im Blues der Gefühle aalen… genauso!! 🙂 Ach ja, schön war´s. Vielleicht sollte ich mehr Drama in meine künftigen Gedichte legen… das hatte schon was…
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Schöne Bilder, die Du da zeichnest, liebe Tanja.
Und für mich ist Melancholie immer auch ein Aufruhr, in sich hinein zu spüren und ein wenig die Stellschrauben des Müssens zu drehen…
Liebe Grüße
Judith
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Das gefällt mir, das Bild: An den Stellschrauben des Müssens zu drehen. Liebe Grüße zurück!
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Danke – und sehr gern; ich werde mir dieses Bild auch mal merken.
Grüße
Judith
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Liebe Tanja,
was für eine schöne und perfekte Beschreibung dieses Gefühls, dieser Stimmung…
„du spürst
dein tosendes Blut
um die Wände deiner Seele spülen“ – wohl meine liebsten Zeilen von deinem Gedicht.
Liebe Grüße
Alina
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Dankeschön! Ich glaube, solange man es spürt, ist alles gut.
Liebe Grüße,
Tanja
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Ein gutes Gedicht über die Melancholie, auch wenn oder gerade vielleicht weil es älter ist, wer weiß, ich kann es nicht wissen, denn ich kenne dich noch gar nicht.
Bin mal von Christiane hierhergesprungen, weil ich Dein Gravatarbildchen so schön fand 🙂
Was mir besonders an Deinen Zeilen gefällt, ist der leise Humor, der sich durch Deine Gedanken zieht, auch wenn du von Melancholie schreibst. Klingt vielleicht seltsam, aber ich spüre ihn und er nimmt der Melancholie den Wind aus den Segeln, sie fühlt sich nicht mehr so wichtig und schrumpft auf ein erträgliches Maß 🙂
LG von Bruni
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