Fräulein Honigohr fällt

Fräulein Honigohr fällt

Fräulein Honigohr ist ernsthaft sauer. „Wir müssen über deinen Zeitplan reden! So geht das nicht! Das passiert mir jetzt schon das dritte Mal mit dir! Wenn du so dringend mit mir reden willst, dann musst du die Zeit einplanen, aber mich jedes Mal einfach beiseite zu schubsen, weil du dich um Kopf und Kragen verspätet hast, ist nicht die feine Art! Und du weisst ganz genau, wie ich es hasse, zu fallen!“
Die letzten Worte brüllt sie nach unten, aber sie ist sich sicher, dass das weiße Kaninchen ihr gar nicht zuhört. Das ist wieder typisch: Erst wird sie von ihm zum Loch beordert, wartet eine Ewigkeit, und als es dann endlich auftaucht, jammert es: „Keine Zeit, keine Zeit, oh, das wird mich meinen Kopf kosten!“, schubst sie voran und springt hinterher.
Und das, wo Fräulein Honigohr es überhaupt nicht leiden kann, zu fallen! Da helfen auch keine gut gemeinten Himbeertörtchen auf dem Weg nach unten, so köstlich sie auch sein mögen. Außerdem hat sie überhaupt keine Lust, der Roten Königin zu begegnen. Beim letzten Mal endete ihre Unterhaltung äusserst unerfreulich, als sie sie wissen ließ, was sie vom Croquetspiel mit Igeln und Flamingos hält, nämlich rein gar nichts.
Und mit der Grinsekatz hat sie auch noch ein Hühnchen zu rupfen – sie grinsend allein mit dem Hutmacher zu lassen! Fräulein Honigohr ist der Meinung, das Wort „Hutmacher“ sei lediglich ein anderes Wort für „völliger, wahnsinniger Irrsinn“, ganz abgesehen von den katastrophalen hygienischen Zuständen an seiner Teetafel. Von der armen Haselmaus ganz zu schweigen.
Das einzig erfreuliche an diesem ganzen Desaster ist die Aussicht auf einen Spaziergang im Pilzwald. Ob es schlimm wäre, wenn sie Herrn Brummeck ein Stückchen „Machmichkleiner-Pilz“ mitbringt? Bei dem Gedanken muss sie grinsen. Aber so leicht kommt ihr das weiße Kaninchen nicht davon.
„Kaninchen!!!“ brüllt sie.

 

Das war ein Beitrag zu den abc-Etüden, die dankenswerterweise von Christiane organisiert werden – vielen Dank! Die Regeln kann man im Foto nachlesen, und jedes Mal liefere ich mir einen Kampf mit den vorgegebenen 300 Wörtern, so auch dieses Mal wieder. Zum Schluss hatte ich 299 und konnte tatsächlich noch ein „grinsend“ unterbringen, das vorher raus gefallen war. Die drei Wörter lieferte Gerhard mit seinem Blog Kopf und Gestalt.

14 Gedanken zu „Fräulein Honigohr fällt

  1. „Mach mich schlau!“ wäre natürlich eine hervorragende Idee, das kann man immer gebrauchen, vor allem zurzeit … nein, ich halte mich zurück. Du könntest natürlich auch dem Kaninchen eine „Nicht so hektisch!“-Möhre andrehen, vielleicht klappt es ja 😁
    Hach! Und einen Gruß an die Grinsekatze!
    Liebe Grüße
    Christiane 😁⛅☕🍰👍

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    • Das „Mach mich schlau“ würde ich derzeit gerne überall ausstreuen, wie Pusteblumensamen… ich werde deine Wünsche mal vorsichtig anbringen, mal sehen, wie Fräulein Honigohr gelaunt ist nach ihrem Trip ins psychedelische Alice-Universum 🙂 .
      Die Grinsekatz grinst und dankt!

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    • Langweilig? Die Rote Königin ist zutiefst beleidigt und fordert deinen Kopf! (Unter uns: Ich habe ihr nichts von diesem Internet erzählt, in dem es schwierig ist, an Köpfe heranzukommen. Wenn wir noch ein bisschen warten, hat sie es bald wieder vergessen…)
      🙂

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  2. Pingback: Schreibeinladung für die Textwoche 23.20 | Extraetüden | Irgendwas ist immer

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