Fräulein Honigohr und Herr Brummeck gehen schweigend nebeneinander her. Die Stimmung ist frostig wie ein Dezembertag am Südpol. Fräulein Honigohr brodelt vor sich hin. Wieso muss Herr Brummeck immer alles planen? Warum ist es so wichtig, alles und jedes zu durchdenken? Wo bleibt da die Spontanität? Der kleine Irrsinn? Die Freude, lebendig zu sein? Sie hätte so gern den trübseligen Park zum Blühen gebracht! Immerhin ist es schon März! Und niemand kann doch wohl gegen Narzissen etwas haben, oder? Fräulein Honigohr schnauft laut durch die Nase. Herr Brummeck wirft ihr einen Blick zu.
Andererseits waren da ziemlich viele Leute im Park. Fräulein Honigohr schüttelt den Kopf. Warum mussten die ausgerechnet heute alle da sein? Vielleicht wäre es doch jemandem aufgefallen, wenn überall Blumen aus der Erde geschossen wären. Trotzdem. Herr Brummeck kann nicht immer alles bestimmen. Wenigstens ein oder zwei Tulpen hätte er ihr lassen können! Oder Perlhyazinthen! Eine hätte schon gereicht. Stattdessen hat er sie praktisch aus dem Park herausgeschubst. Nein. Fräulein Honigohr ist sauer, Punkt.
Vor ihnen öffnet sich der Blick über den Fluß. Die Sonne leuchtet tulpenrot knapp über dem Horizont. Orangerote Schlieren schwimmen um sie herum und spiegeln sich im Wasser, die Wolken leuchten goldgelb und rosa. Fräulein Honigohr bleibt auf der Brücke stehen und saugt die Farben auf. Wie schön wäre es jetzt… nein.
Herr Brummeck lehnt sich ans Geländer. „Na los“, sagt er und nickt mit dem Kopf in Richtung Sonnenuntergang.
Fräulein Honigohr hebt die Augenbrauen.
„Jetzt guck nicht so. Mach schon. Ich stehe Schmiere.“ Er grinst.
Eigentlich ist Fräulein Honigohr noch sauer. Sie sollte das wirklich nicht tun. Ganz ernsthaft nicht. Aber wer kann einer Kombination aus Sonnenuntergang und Herrn Brummecks Grinsen schon widerstehen? Sie küsst ihn auf die Nase, hüpft über das Geländer und springt kopfüber in die Farben. Sie sind warm, und es fühlt sich an wie fliegen, nur viel besser.
Herr Brummeck mag ja manchmal rechthaberisch sein. Und pedantisch. Und ein Planungsfanatiker. Aber er hat auch seine guten Seiten. Doch, zweifellos, die hat er.

Ja, es ist kein Fluss, ich weiß, aber einen anderen Sonnenuntergang hatte ich gerade nicht da…
Bei der Kälte reichen auch die Fußspitzen im Wasser, im Fluss hätte sie sich sicher verkühlt und außerdem ist es ein zauberhafter Sonnenuntergang. Hier strahlt die Sonne bei frostigen Temperaturen – verlockt zum Spaziergang draußen – dort wo ich laufe, ist es fast menschenleer – also keine Unvernunft im Spiel.
Dir wünsche ich ebenfalls einen sonnigen kreativen Sonntag, Karin
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Hier strahlt die Sonne auch, es ist ganz wunderbar da draußen vorm Fenster!
Wenn Fräulein Honigohr wählen kann, nimmt sie immer den Sonnenuntergang, der hat jede Menge Pluspunkte: Die Farbe, die Farbe, die Farbe, und dann natürlich noch die Temperatur: Wie eine warme Honigmilch, oder das Innere eines frischen, noch warmem Brötchens, oder wie die letzten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut bevor sie der Dämmerung Platz macht… 🙂
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Hatte ich schon mal erwähnt, wie sehr ich Fräulein Honigohr und ihre kreative Unvernunft liebe? In die Farben springen, wie zauberhaft! Und dann, das ist mindestens ebenso wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der das nicht nur toleriert, sondern schätzt und unterstützt …
Sehr toll, vielen lieben Dank dafür.
Herzliche Grüße
Christiane, bei strahlendem Wetter 😁🌞👍
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Kreative Unvernunft, ja, das trifft es 🙂 . Gestern wäre ich auch gern im Sonnenuntergang geschwommen, aber aus Gründen habe ich es gelassen. Fräulein Honigohr ist da konsequenter!
Liebe Grüße, auch bei strahlendstem Wetter 🙂
Tanja
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Das Fräulein Honigohr macht da eindeutig alles richtig 😉 🙂
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Ja, nicht?? 🙂
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So wundervoll!
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🙂
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Schön. Ich finde Herrn Brummeck auch immer sympathischer. er scheintd er perfekte Gegenpart zu Frau Honigohr zu sein. Sowas braucht man, wenn man so übersprudelnd ist. 😉
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Aber er unterdrückt die Sprudelbläschen nicht, er verteilt sie bloß etwas – äh – sinnvoller… oder so.
😉
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