Perlhyazinthen für den Schweinehund
„Was guckst du so nachdenklich?“ fragt dein Schweinehund mit aufgerichteten Ohren.
„Ach, nichts“, antwortest du, aber dein Blick fällt erneut auf die blauen Perlhyazinthen in deinem Küchenfenster.
„Achduje“, stöhnt dein Schweinehund. „Ich hab dir gleich gesagt, dass wir Ärger mit diesen Dingern haben werden!“
„Ärger? Wieso?“, versuchst du das Unheil abzuwenden, aber ohne Erfolg.
Dein Schweinehund hebt eine Pfote und fängt an zu dozieren. „ICH habe gleich gesagt, kauf sie nicht, sie sind hübsch, aber nutzlos, nach ein paar Wochen sind sie hin, und du jammerst: ‚Viel zu schade zum wegwerfen, aber wohin damit?‘ Und dann sitzen wir irgendwo in einem Park auf den Knien, holen uns den Tod, erfrieren fast und machen uns lächerlich, weil wir versuchen, verblühte Blumen loszuwerden!“ Er sieht dich anklagend an. „Erinnerst du dich an die Forsythien, unter denen wir die Narzissen eingegraben haben? Am nächsten Tag hatte sie irgendjemand wieder ausgebuddelt und über den halben Park verteilt! UND du hattest es hinterher im Rücken!“
„Jaaa…“, antwortest du. Eigentlich hat er Recht. Aber andererseits… du kannst die Zwiebelchen nicht wegwerfen. Sie leben doch, oder? Lebewesen darf man nicht in den Müll tun. Vielleicht freut sich jemand nächstes Jahr über die Blaublütler. Du könntest sie unter dem Haselnussbaum zwei Straßen weiter einpflanzen. Blumen dort wären nicht verkehrt, so grau, wie es da ist.
„Los, komm“, sagst du zu deinem Schweinehund und packst Töpfchen, Handschuhe und eine Schaufel in deine Tasche.
Dein Schweinehund stöhnt dramatisch und trottet resigniert zur Haustür. „Sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“ wirft er dir an den Rücken.
„Hast du“, antwortest du, „ich nehme das volle Risiko allein auf mich.“
„Na gut. Aber wenn ich schon raus muss, will ich hinterher ein Eis!“
„Ok“, sagst du.
Seltsam. Das war einfach. Vielleicht ist es der Frühling. Der stimmt selbst deinen Schweinehund milde.
Das war ein Beitrag zu den abc-Etüden, organisiert von Christiane. Drei Wörter waren im Text unterzubringen: Forsythien, lächerlich und erfrieren. Die Wortspende stammt dieses Mal von Elke H. Speidel und ihrem Blog transsilabia.wordpress.com.
Wie jedes Mal waren die maximal 300 Worte hart umkämpft, aber es ist vollbracht: Es sind genau dreihundert! 🙂
Hach – schöööön 🙂
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🙂
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Ich hatte heute ein Eis! Grüße an den Schweinehund, es lohnt sich, das Rausgehen, selbst wenn man sich dafür ein bisschen überwinden muss.
Hach – ich mag das. Mir geht es immer auch so, deshalb kaufe ich selten was, was ich nicht guten Gewissens wegschmeißen kann, wenn seine Zeit gekommen ist.
Liebe Grüße zum Sonntagnachmittag
Christiane 😁🍦☕🌞👍
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Neulich wurden mir sensationelle Tulpen geschenkt, und ich hab ihre Zeit bis zum äußersten hinausgezögert. Sie wurden immer schöner und fragiler. 🙂
Liebe Grüße zurück, Tanja 🙂
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Ach ja. Ich habe auch so einen. Manchmal gewinnt er, manchmal gewinne ich.
Und ich kaufe auch nur noch Blumen, die hinterher nach draußen können statt in den Müll.
Liebe Grüße
Anja
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Ich glaube, jeder hat einen, oder? 🙂 Leider kann man die anderen ja nicht sehen, nur seinen eigenen… meiner hat auf jeden Fall einen Drang zur Theatralik, so viel steht fest.
Liebe Grüße von Tanja
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Gut, dass der innere Schweinehund mit einem Eis zu besänftigen ist. Das muss ich auch mal probieren. 😉
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Also bei meinem Schweinehund klappt das fast immer, da ist er bestechlich… 🙂
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Wir haben Abgeblühtes schon oft auf den Kompost geworfen: aber da sind sie wieder auferstanden! Und dann haben wir uns erbarmt und noch einmal richtig umngepflanzt.
Du beschreibst ein weit verbreitetes Problem!
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