Sir Robert blätterte in seiner Zeitung und versuchte, sich auf die Cricketergebnisse zu konzentrieren. Das war nicht einfach, denn auf der anderen Seite des Frühstückstisches saß seine schlecht gelaunte Frau und hatte nicht die Absicht, ihn in Ruhe zu lassen. Die Sonne schien durch die hohen Bleiglasfenster des Wintergartens direkt auf sein Frühstücksei, das bereits geköpft in seinem silbernen Halter steckte. Während er die Net-Run-Rate seiner Lieblings-Cricketmannschaft studierte, streckte er geistesabwesend die Hand nach dem Salz aus, wurde aber jäh unterbrochen.
„Robert! Du weißt doch, dass du das jodhaltige Salz nehmen sollst! Dr. Smith hat extra gesagt, wenn du deinen Haarausfall noch irgendwie stoppen willst, sollst du Jod essen! Wann lernst du es endlich!“ Seine Frau starrte ihn gereizt an, ihre Hand drückte seine auf das gestärkte Tischtuch. Unangenehm berührt zog er seine Hand weg und griff nach dem anderen Salzbehälter.
„Siehst du! Es geht doch!“ Seine Frau schnaubte und griff nach einem Toast.
Sir Robert seufzte innerlich. Diese Heirat war der Fehler seines Lebens gewesen. Seine Frau hatte alle Bereiche seines Daseins unter ihre Kontrolle gebracht und sein Konto gleich mit. Es gab nichts, das sie nicht entschied: Was sie aßen, wohin sie in Urlaub fuhren, wie das Herrenhaus geführt wurde, das eigentlich sein Erbe gewesen war. Als letzten Rückzugsort hatte er nur noch sein Gewächshaus, das sich fast unsichtbar hinter einer Hecke verbarg. Seine Frau hatte eine einzige Schwäche: Sie war allergisch gegen Erdnüsse und hatte sie weiträumig aus ihrem Leben verbannt.
Sir Robert nahm einen Schluck Tee und warf einen vorsichtigen Blick über die Zeitung. Seine Frau bestrich ihren Toast mit der Haselnußcreme, die sie jeden Morgen aß. Sie bemerkte nicht, dass er sie gefälscht hatte, mit gemahlenen, selbst angepflanzten Erdnüssen aus seinem geliebten Gewächshaus.
Und so würde letztendlich doch noch alles zu einem guten Ende gelangen.
Das war ein Beitrag zu den Etüden mit dreihundert (hart umkämpften) Worten. Sie werden organisiert von Christiane (vielen Dank, das ist eine ganz schön aufwendige Sache, die du da für uns machst!), die Wortspende kam dieses Mal von fraggle und bestand aus den Wörtern Gewächshaus, jodhaltig, fälschen und hat eine Menge Leute zu höchst kriminellen Texten inspiriert! 🙂
Adel verpflichtet, aber zu kriminellen Taten?
Trotzdem: I am amused!
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Yes, Sir! 🙂
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Ich glaube, eine Strichliste würde sich lohnen, was die Kriminalität angeht, speziell in diesen Wochen 😁
Kannst du bitte nicht die Startseite meines Blogs verlinken, sondern die Schreibeinladung? Dann sollte es nämlich pingen. Und ansonsten würde ich dich noch um einen Link in den Kommentaren bitten.
Danke für die Etüde und einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Christiane 😁❤️👍
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Hmmm… ich hatte das Bild mit dem Link zur Schreibeinladung verlinkt – das pingt dann nicht? Ich ändere den Link im Text, mal sehen, ob´s klappt! Kriminelle Grüße zurück! 🙂
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Es sollte, aber es hat nicht. Beides 😦
Gerade bei den Pings geht gern mal was schief – bei manchen klappt es ohne Probleme, bei anderen nie – ich habe keine Ahnung, was es ist.
Macht nix, solange du mir einen Kommentar schreibst, ich weiß, du hast …
Schönen Sonntag! 😀
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Die Pings sind empfindsame Wesen, vielleicht habe ich sie verärgert, man weiß ja nie… 🙂
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Ich habe das Gefühl, dass in den Etüden überdurchschnittlich viele Ehepartner umgebracht werden. 😅
Sir Robert machts immerhin mit Stil und Bioerdnüssen.
Grüße, Katharina
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Selbstverständlich sind sie bio! Und wurden jeden Morgen mit Darjeeling-Teeblättern, einmal aufgegossen, gedüngt! 🙂
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