Gartenfragmente
- Es ist hochgradig erstaunlich, wie wenig Lust ich verspüre, etwas über den Garten zu schreiben.
- Noch erstaunlicher, dass ich es trotzdem tue.
- Es ist kühl und nass nach dem Regen am Morgen, und plötzlich wird mir bewusst, dass der Garten mich viel weniger braucht als ich ihn.
- Die Farbe Rosa ist lauwarm und unentschieden. Sie weiß nicht, was sie will: Rot sein oder weiß? Und so bleibt sie in der Mitte stecken. Trotzdem: Der rosa Oleander ist hübsch.
- Bei im Sommer abgefallenen Laub bin ich mir nie ganz sicher: Lebenszweck erfüllt oder verfehlt?
- Ich weiß die Wärme der Sonne immer erst dann zu schätzen, wenn mir vorher sehr kalt war.
- Wenn die Sonne auf geschlossene Augenlider scheint, kann ich die innere Farbe meiner Lider sehen: Ein sagenhaftes Rot-Orange.
- Ob die Ameise, die gerade das Innere meiner Hand und dann meinen Daumen auskundschaftet, auch nur die leiseste Ahnung hat, welches Risiko sie gerade eingeht? Eine Weile spiele ich mit ihr wie ein übermächtiger Gott (Göttin?), indem ich das Labyrinth meiner Finger immer wieder verändere, dann komme ich mir schäbig vor und puste sie in die Luft.
- Das Schweigen des Gartens ist endlos.
- Es gibt unendliche Formen des Lebens außerhalb des menschlichen, aber keines davon erscheint mir so erstrebenswert wie unseres.
- Gespräche sind wunderbar. Gartengeräusche sind sehr anders. Sehr beruhigend, aber sehr anders. Anders.
- Das Beobachten von Wolkenformationen im Flug ist das Netflix des Paradieses.
- Obwohl ich nicht die leiseste Ahnung von Gartenpflege habe, fühle ich mich im Grün immer zuhause. Sagt das etwas über mich aus?
- Manchmal muss man aufhören zu philosophieren und einfach nur dasein. Dankbar sein.
Das hier war der Vorläufer des Gedichtes/Rondells vom Dienstag. In der Regel tauchen die Vorläufer für Gedichte bei mir nie wieder irgendwo auf, aber dieses Mal gefielen mir die Vorläufer besser als das fertige Gedicht. Vielleicht, weil das Gefühl beim Schreiben so unglaublich war – alles hat gepasst. Als ob die Zeit kurz angehalten hätte. Eine goldene Stunde.
Im Vergleich gefällt mir der Vorläufer auch besser😊😁👍🌻
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🙂
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schöne sätze.
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Dankeschön! 🙂
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Mir gefällt, dass es so unüberarbeitet wirkt. Wie Gedanken, die sich spontan in Textform manifestiert haben.
Nummer 13 ist btw ein großartiger Gedanke.
Grüße, Katharina
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Es ist unüberarbeitet – das ist der Rohtext. Die sehen sonst bei mir echt anders aus… 🙂
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Ok. „… unüberarbeitet ist.“ 😋 Ich mag Skizzen auch oft mehr als das Endprodukt. Irgendwie sind so Werke persönlicher.
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… und manchmal überarbeitet man (ich) auch bis zur Unkenntlichkeit…
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Das ist ein anregender Text – wunderbare Sätze und Gedanken. Besonders gut gefällt mir das „Netflix des Paradieses“.
Viel Freude mit den Garten-Eindrücken.
Grüße
Judith
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Dankeschön! Ach… ich bin ja schon wieder zuhause und nun wieder ganz ohne Garten…
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