Ausgelesen: Britt-Marie war hier. Von Fredrik Backman.

Britt-Marie ist eine ungewöhnliche Buchheldin. So ungewöhnlich, dass der Autor sie nicht als Ich-Erzählerin einsetzt, auch nicht aus der Perspektive des allwissenden Erzählers, sondern aus einer sperrigen wir-sprechen-in-der-dritten-Person-von-uns Variante. Sie schafft die notwendige Distanz, die die Geschichte in ihrer Entwicklung benötigt. Ich musste mich erst daran gewöhnen, aber Britt-Marie hat nicht lange gebraucht, bis sie mich von sich überzeugt hatte. Sie ist eine dreiundsechzigjährige Frau, die bisher vor allem durch und für andere gelebt hat, was ja an sich nichts schlechtes ist. Wenn aber die anderen nicht wissen, was sie an Britt-Marie haben und sie benutzen, um sich selbst besser und größer zu fühlen, läuft irgendetwas verkehrt, und Britt-Marie braucht lange, sehr lange, um das zu verstehen. Genauer gesagt braucht sie Borg, um das zu verstehen, ein kleines Dorf außerhalb von allem, längst abgehängt durch die Verstädterung, ohne Läden, Schulen, Ärzte, nur einen kleinen Allzweckladen gibt es noch, der gleichzeitig Post, Kneipe, Werkstatt und Treffpunkt ist. Außerdem gibt es noch ein katastrophales Jugendfußballteam, das in Auflösung begriffen ist. Und dann kommt Britt-Marie. Und vieles ändert sich, auch sie selbst.

Ich mochte die Geschichte und Britt-Marie sehr, nur zum Ende hin, da wird es für meinen Geschmack etwas zu melodramatisch. Irgendwie scheint mir das nicht zum Rest der Geschichte zu passen, obwohl das Ende wiederum sehr gut ist, trotz aller Melodramatik. Es wäre schön, wenn es mehr Dörfer wie Borg gäbe und mehr Menschen wie Britt-Marie. Die Welt wäre vermutlich ein besserer Ort.

 

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